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Ende und Neuanfang des «Anzeiger Region Bern»

Ab Dezember berichtet eine Redaktion im Anzeiger über das politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Geschehen in der Stadt und Agglomeration Bern. Die amtlichen Mitteilungen und die Baupublikationen werden nächstes Jahr aber nicht mehr in der Zeitung zu finden sein. Die Hintergründe.

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Auch die Berner Kulturagenda wird ab Januar nicht mehr dem Anzeiger beigelegt.

Sie werden es bemerkt haben: Der «Anzeiger Region Bern» sieht nicht mehr aus wie in den Wochen, Jahren, gar Jahrzehnten zuvor. Es sind redaktionelle Beiträge, Recherchen, Porträts, Kulturkritiken, Interviews und sogar Tierfotos zu finden. Ein Grund zur Freude? Unbedingt, finden wir.

Doch unsere Freude ist auch getrübt. Die amtlichen Meldungen, wie auch die Baupublikationen mit Bezug zu Stadt und Region Bern, sind aktuell zwar noch im Anzeiger zu finden. Bereits ab Januar 2024 werden Sie aber nicht mehr so leicht erfahren, wenn Ihr Nachbar sein Haus aufstocken möchte, was der Berner Stadtrat debattierte oder welche Gesetze der Gemeinderat geändert hat. Der «Anzeiger Region Bern» wird dann nicht mehr «offizielles Publikationsorgan» sein und nicht mehr gratis an alle Haushalte in Bern und der Agglomeration geliefert. Auch die Berner Kulturagenda wird nicht mehr mit dem Anzeiger mitgeliefert.

Das hat zur Folge, dass rund 200 Personen, die bisher den Anzeiger auslieferten und den Vertrieb organisierten, ihre Stellen verlieren. Umso schwerer wiegt das für uns, weil es vorwiegend Menschen sind, die es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben werden.

Getrübt ist unsere Freude auch, weil wir der Überzeugung sind, dass der Anzeiger einen Beitrag zum regionalen Zusammenhalt und zum Funktionieren von Gemeinschaft und Demokratie geleistet hat. Eine gebündelte Übersicht über das Geschehen in der gesamten Region wird künftig nicht mehr möglich sein. Wer auf dem Laufenden sein will, muss sich die Informationen ab Januar im Internet oder in lokalen Publikationen selbst besorgen.

Die politischen Prozesse

Grund für den Wechsel ist das Geld. Zwar schüttete der «Anzeiger Region Bern» den Gemeinden des Gemeindeverbunds lange Zeit regelmässig hohe Gewinne aus. Ab 2013 änderte sich dies aber aufgrund gesunkener Inserateeinnahmen. Die Gemeinden mussten sich fortan an den Kosten von Druck und Vertrieb beteiligen, indem sie einen Teil der amtlichen Meldungen, die bisher gratis waren, bezahlen mussten.

Das passte naturgemäss nicht allen. 2018 wurde der Verband bernischer Gemeinden (VBG) bei der zuständigen Direktion für Inneres und Justiz (DIJ) vorstellig. Sein Anliegen: Der Kanton möge doch die Gemeinden von der Pflicht entbinden, ihre Mitteilungen aktiv an alle Haushalte schicken zu müssen. Der VBG stiess damit bei Direktionsvorsteherin Evi Allemann auf offene Ohren – das Vorhaben passte in die Digitalisierungsstrategie des Kantons.

Die DIJ erarbeitete in der Folge eine entsprechende Gesetzesvorlage. Die «Änderung des Gemeindegesetzes», wie die Vorlage offiziell hiess, war aber umstritten. 134 Gemeinden und zahlreiche Verbände lehnten sie 2020 im Rahmen der Vernehmlassung ab. Sie verwiesen etwa auf die zahlreichen Menschen, die sich im Internet nicht zu Hause fühlen. Im Kantonsparlament fand die Änderung aufgrund erhoffter Entlastungen der Gemeindekassen dennoch eine Mehrheit.

Seit 2023 können die Gemeinden nun selbst entscheiden, ob sie sich weiterhin einen Anzeiger leisten wollen. Schnell wurde klar: Die Stadt Bern und die allermeisten Agglomerationsgemeinden wollen es nicht. Die Gemeinde Köniz machte den Anfang und trat nach einer Volksabstimmung aus dem Gemeindeverband, welche den Anzeiger Region Bern herausgab, aus.

Die Gemeindevertreter von Bern, Ostermundigen, Ittigen, Zollikofen, Muri, Wohlen, Bolligen, Vechigen, Meikirch, Oberbalm, Kirchlindach, Bremgarten und Allmendingen entschieden sich am 16. Dezember 2022 dafür, den Gemeindeverband Anzeiger Region Bern aufzulösen. Nur Stettlen, Kehrsatz und Frauenkappelen votierten dagegen. Die Auflösung des Verbands hatte für die Gemeinden gegenüber einem Austritt den Vorteil, dass auf Abstimmungen verzichtet werden konnte. So entschied anschliessend in den meisten Gemeinden der Gemeinderat, dass sich die Bevölkerung ab 2024 die amtlichen und nicht amtlichen Meldungen digital besorgen muss.

Die Zukunft des Anzeigers

Christof Ramseier, der langjährige Geschäftsführer des Gemeindeverbands Anzeiger Region Bern und Herausgeber des «Berner Landboten», wollte den Anzeiger aber nicht einfach so sterben lassen. Ramseier entschied, den Anzeiger in Eigenregie als unabhängige, lokale Wochenzeitung weiterzuführen.

Ein sechsköpfiges Redaktionsteam zusammen mit einem Team von freien Mitarbeitenden sorgt nun dafür, dass die Leserinnen und Leser über das politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Geschehen in Stadt und Region Bern informiert werden. Kritisch, aber fair und ausgewogen; sachlich, aber trotzdem unterhaltsam.

Die Gemeinden haben weiterhin die Möglichkeit, den «Anzeiger Region Bern» als Plattform für ihre amtlichen Meldungen zu nutzen. Zudem können sie ihren Vereinen und Parteien Platz im Anzeiger zur Verfügung stellen, selbstverständlich losgelöst von den redaktionellen Inhalten. Die Gemeinde Stettlen macht von diesem Angebot Gebrauch – und bestimmt den Anzeiger Region Bern weiterhin als ihr offizielles, amtliches Publikationsorgan.

Mit der Idee einer unabhängigen Wochenzeitung will der Anzeiger Region Bern sein Erbe weitertragen, als Verbindungsglied zwischen Behörden und Bevölkerung sowie zwischen Stadt und Land zu fungieren. Wir sind der Überzeugung, dass es gerade in Zeiten von Polarisierung und sich öffnenden Gräben unerlässlich ist, eine Zeitung zu machen, die verbindet statt spaltet. Es ist gerade die Vielfalt, die unsere Region auszeichnet. Tragen wir ihr Sorge. Seien wir anders, eigen, aber seien wir es zusammen!

Der neue Anzeiger: Ihre Meinung interessiert uns!


Wie gefällt Ihnen der neue Anzeiger Region Bern? Sind Sie enttäuscht, dass die amtlichen Meldungen und die Baupublikationen künftig nicht mehr im Anzeiger zu finden sind? Oder sind Sie gar froh, dass Ihr Briefkasten nicht mehr durch eine wöchentliche Publikation belastet wird? Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie uns einen Brief an Anzeiger Region Bern, Grubenstrasse 1, Postfach, 3123 Belp oder eine Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Eine Auswahl der Zuschriften werden wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen. Eine besonders grosse Chance auf Veröffentlichung haben Zuschriften mit Fotos. 

Entfernen Sie Ihren «Stopp Werbung»-Kleber

Beim «Anzeiger Region Bern» handelt es sich zwar um ein redaktionelles Produkt, aus finanziellen Gründen ist es aber nicht möglich, die Zeitung weiterhin an alle Haushalte gratis zu verschicken. Ab Januar werden daher nur noch Haushalte bedient, die Werbung akzeptieren.

             

 

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Wer nicht im Verteilgebiet des „Anzeiger Region Bern“ oder den Briefkasten von Werbung verschont haben möchte, kann den „Anzeiger Region Bern“ auch hier abonnieren. Ein Jahresabo kostet 155 Franken. Doch auch kürzere Probeabos sind zu attraktiven Preisen verfügbar. Sämtliche Infos finden Sie auf unserer Website anzeigerbern.ch. Gerne nehmen wir Ihre Bestellung auch telefonisch entgegen. Sie erreichen uns unter 031 382 00 00.


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