Skip to main content

-


Anzeige

Anzeige


Kommen Riese Botti und seine Schwester ­irgendwann zur Ruhe?

Die Suche nach einem neuen Standort für das Grab des Riesen Botti ist kompliziert. Auch sein engster Freundeskreis ist sich nicht einig.

| Anina Bundi | Gesellschaft
Bottis Grab
Bottis Grab direkt an der A1. Foto: Nik Egger

Gleich vorweg: Unter den beiden uralten Steinen am Rand der Autobahn im Grauholz liegen keine Knochen. Erstens wurde die Grabstätte des Riesen Botti bereits 1962 verlegt, zweitens wurde das alte Grab damals gründlich untersucht. Das Ergebnis: Der Riese Botti ist eine reine Sagengestalt.
Eine allerdings, die für die Kultur in der näheren Region wichtig ist. So vergibt die Gemeinde Bolligen jedes Jahr den «Bottipreis» für besondere Verdienste, in Ittigen führen Botti und seine Schwester den Fasnachtsumzug an, und am Mittelländischen Schwingfest 2018 in Bolligen hiess der Siegermuni «Botti vom Bantiger».

Neustart bei der Standortsuche

Vielen Leuten ist denn auch nicht egal, wo Bottis Grab in Zukunft liegt. Heute ist es in der Nähe der Grauholzbrücke, direkt an der Autobahn. Eine erneute Verlegung wird nötig, wenn der Bund, wie vorgesehen, die Grauholz-Autobahn um zwei Spuren verbreitert. Sie wird aber auch gewünscht, weil der jetzige Standort eher unschön ist und aus archäologischer Sicht eine entscheidende Schwäche hat.
Für einen «würdigen» neuen Standort setzt sich seit einigen Jahren die «IG Bottis Grab» ein, 2019 übernahm die Standortgemeinde Bolligen den Lead. Ein erster Vorschlag der Gemeinde lief ins Leere. Nachdem verschiedene kantonale Ämter signalisiert hatten, eine Verlegung in den Burgwald nicht zu bewilligen, zog die Gemeinde ihr Baugesuch zurück und muss nun neu über die Bücher.

Streit um den Grabfrieden

Dafür stellte sie diesen Herbst eine offizielle Arbeitsgruppe zusammen. Die erste Sitzung mit möglichen Arbeitsgruppen-Mitgliedern zeigte, dass die Standortsuche schwierig werden dürfte und dass man sich auch innerhalb der «IG Bottis Grab» nicht einig ist. Es sei laut geworden, heisst es hinter vorgehaltener Hand. In der IG, die sich für Bottis Grabfrieden einsetzt, gibt es Streit.
Zwei Haltungen existieren zum Grab. Die eine betont die Sage um den Riesen Botti. Dessen Grabruhe wäre an der abgelegenen «Dracheschnurre» im Burgwald optimal gewahrt gewesen. Diese Fraktion wünscht sich einen zweiten Versuch an diesem Standort.

Sage oder Archäologie?

Die zweite Haltung fokussiert auf die archäologische und astronomische Bedeutung der Steine. Heute geht man davon aus, dass die Steine irgendwann zwischen der Bronze- und der keltisch-römischen Zeit (zwischen 3000 Jahren v. Chr. bis kurz nach der Zeitwende) gesetzt wurden und auf den Horizontpunkt des Sonnenaufgangs zur Wintersonnenwende ausgerichtet waren. So wie die Steine heute liegen, stimmt diese Ausrichtung nicht mehr.
Auch der Wunsch, Bottis Grab leichter zugänglich zu machen, geht auf diese Sichtweise zurück. Die «archäologische Fraktion» sähe das Grab gerne im «Bottisacher». Nicht nur passt der Name, auch die astronomische Bedeutung der Steine käme hier zur Geltung, der Ort befindet sich in einer Linie mit ähnlichen Anlagen im Bremgartenwald und auf der Engehalbinsel. Ausserdem ist der Ort beliebt und belebt, es gibt ein Bänkli und eine Brätlistelle.

«Das heute ist ein Unort»

Dazu, wie die Sitzung verlaufen sei, könne er aus Vertraulichkeitsgründen nichts sagen, sagt Bauverwalter Alain Gubler, der in der Arbeitsgruppe der Gemeinde mitarbeitet. Es seien aber alle IG-Mitglieder an Bord und bereit, eine Lösung zu suchen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir diese beiden Sichtweisen unter einen Hut bringen können. «Für die Gemeinde ist klar, dass das Grab auch unabhängig vom Autobahnausbau verlegt werden muss. Das heute ist wirklich ein Unort.»

 

Die Sage vom Riesen Botti und seiner Schwester


Der Riese Botti und seine Schwester lebten zusammen in einer Hütte im Grauholz. Mit den Bauern der Umgebung lebten sie in Frieden. Oft gingen sie vorbei, wenn die Bauern im «Botti-Acker» pflügten, und boten ihnen die Hand. Um sich diese nicht zerquetschen zu lassen, reichten die Bauern zum Gruss die Pflugschar. Als Botti und seine Schwester einmal auf der Jagd waren, lauerte ihnen ein Feind aus ihrer früheren Heimat auf, und dieser tötete Botti. Die Schwester rächte ihren Bruder, indem sie den Mörder verfolgte, an den Beinen ergriff und an einem Felsen zerschmetterte. Sie begrub Botti in ihrer gemeinsamen Hütte, brach zwei Stücke vom blutbespritzten Felsen ab, trug sie in der Schürze nach Hause und stellte zu Bottis Kopf und zu dessen Füssen je ein Stück davon auf. Dann zündete sie die Hütte an und legte sich zu ihrem Bruder ins Grab, um an seiner Seite zu sterben.

Von der Geschichte existieren unzählige Versionen. Das ist eine davon.


Ihre Meinung interessiert uns!


Verwandte Artikel