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«Menschen mit Humor finde ich besonders schön»

Dem Münster-Pfarrer Beat Allemand ist die Welt genug, wie er sagt. Und er erzählt uns einen Witz.

| arb | Gesellschaft
Münster-Pfarrer Beat Allemand
Münster-Pfarrer Beat Allemand. Foto: Nik Egger

Wenn Sie ab jetzt als Tier leben müssten, welches würden Sie wählen?
Ich denke, Hunde sind uns Menschen am ähnlichsten. Kürzlich hat mir eine Frau, deren Mann vor einem halben Jahr gestorben ist, vom Hund Bruno erzählt, der nun seit Monaten jeden Abend die Treppe hochsteigt, um sich nachts neben dem Bett seines einstigen Freundes und Meisters in Trauer niederzulegen, wo er dann auch einschläft, vermutlich um in seinem Traum den geliebten Freund zu bewachen.

Über was für Eigenschaften muss ein Mensch verfügen, damit Sie mit ihm eng befreundet sein wollen?
Er oder sie muss mich so nehmen, wie ich bin. Gegenüber Menschen und Umwelt von Respekt geleitet. Und nicht zuletzt: Menschen, die Humor haben und von innen heraus lachen können, finde ich besonders schön.

In welchen Situationen ist Ihnen so richtig wohl?
Die kurzen Glücksmomente, in denen man etwas begegnet, auf einen Menschen, eine Pflanze, ein Tier, ein Phänomen stösst, das einen berührt, anspricht.

Wie sieht Ihr perfektes Wochenende aus?
Am schönsten sind die Wochenenden, an denen von aussen nicht so viel geschieht.

Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten?
Schöpferische Kommunikation ist nur möglich auf der Basis gegenseitigen Vertrauens.

Reden Sie mit Tieren? Auch wenn ein anderer Mensch zuhört?
Wieso sollte ich nicht mit ihnen sprechen? Wahrscheinlich wird kein Mensch, der mit einem Tier zusammenlebt, bestreiten, dass Tiere eine Seele haben, dass sie Schmerz empfinden, dass sie spielen wollen und einen trösten können, wenn man traurig ist.

Was tun Sie als Letztes, bevor Sie ins Bett gehen?
Lesen: Ein anderer denkt für mich; ich darf mitdenken, mitsehen, werde angeregt, Eigenes zu sehen, zu deuten. Auch widersprechen darf ich. Kann sein, dass Literatur auch ein wenig Sicherheit bietet, indem man sich in sie hi­neinretten kann nach einem anstrengenden Tag.

Was mögen Sie an Bern?
Ich bin gern an der Aare. Das Rauschen, das Vorüberziehen der grünen Flut – braun ist sie nur nach Gewittern und Schneeschmelze – hat dann etwas Trauriges, auf dessen Verschwinden man wartet.

Wenn Sie die Gelegenheit hätten, auf den Mond zu fliegen – würden Sie es tun?
Die Welt ist für mich genug.

Sehen Sie im technischen Fortschritt eher Grund zur Sorge oder zur Hoffnung? Begründen Sie!
Ich will den technischen Fortschritt nicht angreifen. Wir verdanken ihm enorm viel. Es gibt viele Wissenschaftler, die wissen, dass Wissen und Macht nicht zu trennen sind, die deshalb mit grosser Verantwortung arbeiten, die spüren, dass man einzelne Fachgebiete für sich betrachten und erforschen muss, dass aber alles auf Gedeih und Verderb verwoben, verflochten, vernetzt ist.

Welche berühmte Person – tot oder lebendig – würden Sie gern persönlich treffen?
Ich würde gerne den schottischen Schriftsteller John Burnside für eine Lesung ins Münster einladen.

Wer war Ihre erste Liebe? Erzählen Sie!
Ein Mädchen aus der Schule. Sie war neugierig. Wir haben gelacht. Als sie wegzog, sagte sie zu mir: «Warum denn so verzweifelt? Die Welt geht nicht unter, wenn ich weggehe. Alles, was du liebst, deine Landschaft, das Haus, deine Familie, es bleibt dir.» Nun ist es aber tatsächlich so, dass der Verlust eines geliebten Menschen ein Weltuntergang ist. Zumindest im Moment der Trennung.

Sind Sie ein guter Partner?
Das müssen Sie meine Partnerin fragen. Ich gebe mir Mühe.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?
Im Kino, vor einem halben Jahr. Es war ein Kinderfilm.

Wovor haben Sie Angst?
Dass meiner Tochter etwas zustösst.

Erzählen Sie uns einen Witz.
Maria und Josef stehen in Bethlehem vor einer Herberge und bitten um Quartier. Der Wirt: «Wir haben kein Zimmer mehr frei.» Josef entgegnet: «Ja, seht Ihr denn nicht, dass mein Weib schwanger ist?» Der Wirt: «Dafür kann ich doch nichts.» Josef: «Ich vielleicht?»

Was würden Sie aus Ihrer Wohnung retten, wenn es brennen würde und Sie nur einmal laufen könnten?
Fotos, Bilder, Erinnerung, Spiegelungen der einzelnen Lebensepochen. Und vielleicht schaffe ich es auch noch, ein paar Bücher zu retten.

Welcher Teil Ihres Haushaltes ist am wenigsten in Ordnung?
Mein Kühlschrank.

Weihnachts-Gottesdienste im Berner Münster
Rund um Weihnachten herrscht Hochbetrieb im Berner Münster. Am 24. Dezember, um 17 Uhr, findet die Heiligabendfeier für Kinder und Erwachsene mit dem hauseigenen Kinder- und Jugendchor statt. Erzählt wird die Geschichte «Der chly Hirt und der gross Räuber». Am Abend desselben Tages folgt dann um 23 Uhr die Christnachtfeier mit einer Predigt des Münster-Pfarrers Beat ­Allemand. Beim Abendmahlsgottesdienst am Sonntagmorgen, 10 Uhr, ist Pfarrerin Joanna Mühlemann für Liturgie und Predigt zuständig. An der Orgel sitzt an allen drei Anlässen Christian Barthen.(fac)


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