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Wege des Erwachsenwerdens

Jugendliche gestalten die Übergänge ins Erwachsenenleben divers. Manchmal gelingen diese wie von selbst, manchmal müssen Steine aus dem Weg geräumt werden. Sandra Hupka-Brunner untersucht, wovon diese Unterschiedlichkeit abhängt.

| Universität Bern | Gesellschaft
Sandra Hupka-Brunner.
Sandra Hupka-Brunner. Foto: zvg

Was versuchen Sie mit dem Forschungsprogramm TREE herauszufinden?

Wir möchten herausfinden, wie sich die Übergänge von Jugendlichen ins Erwerbs- und ins Erwachsenenleben gestalten. Also welche Wege Jugendliche ab ungefähr 15 Jahren gehen, und wie es ihnen dabei ergeht. Um das zu untersuchen, haben wir zwei Gruppen von Jugendlichen. Die erste ist eine Gruppe, welche die Schule im Jahr 2000 verlassen hat. Da bauen wir auf der Pisa-Studie von 2000 auf. Damals sind vor allem Lese-Kompetenzen getestet worden, es gab aber auch einen ausführlichen Fragebogen etwa zum Familienhintergrund oder zu Plänen, Wünschen und Aspirationen in Bezug auf Ausbildungen. Die zweite Gruppe ist im Jahr 2016 gestartet und baut auf der sogenannten ÜGK 2016 auf, einer grossangelegten Studie, bei der vor allem dem Mathematik-Kompetenzen erhoben wurden und ebenfalls ein Kontext-Fragebogen zu beantworten war.

Wieso ist das aus wissenschaftlicher Sicht wichtig?

Übergänge im Jugendalter stellen bedeutsame Weichenstellungen dar, welche die weiteren Lebensverläufe stark beeinflussen können. Mit unseren Daten kann man nun einerseits diese Verläufe sehr detailliert beschreiben. Dank unserer Fragebögen, in denen wir in regelmässigen Abständen Aspekte wie Gesundheit, Einstellungen,  oder die familiäre und berufliche Situation erheben, kann man andererseits auch prüfen, welche dieser Faktoren zum Beispiel dafür sorgen, dass ein Bildungsverlauf erfolgreich ist oder eben eher schwierig. Solche Daten, die auf der einen Seite einen langen Zeitraum und auf der anderen Seite die ganze Schweiz abdecken und die sehr reichhaltig in den Kontextinformationen sind, haben für die Schweiz Seltenheits- bis Einmaligkeitswert.

Was für ein Nutzen für die Gesellschaft könnte daraus resultieren?

Unsere Daten werden nicht nur von uns selbst ausgewertet, sondern stehen auch Forschenden aus anderen Disziplinen zur Verfügung – Ökonomie, Psychologie, Erziehungswissenschaften, Gesundheitswissenschaften oder Politologie. Dies natürlich unter Einhaltung des Datenschutzes und in anonymisierter Form. Das ermöglicht ein bunteres und vollständigeres Bild auf diese biographische Phase, eben weil verschiedene Forschende mit ihrer eigenen Disziplin und ihrem eigenen Blick auf unsere Daten schauen. Dieses buntere und vollständigere Bild kann der Bildungspolitik und -praxis Anhaltspunkte geben, wie Bildungssysteme verbessert werden können und was es braucht, damit Bildungsverläufe glatter verlaufen.

Was fasziniert Sie persönlich an dieser Studie?

Mich fasziniert zum einen die Vielseitigkeit der Lebensverläufe. Es ist zum Teil berührend und auf jeden Fall spannend zu sehen, wie sich die Leben der jungen Leute entwickeln. Wir begleiten sie über Jahre hinweg und wir haben sehr unterschiedliche Personen in unserer Stichprobe: Leute, bei denen es sehr gut läuft, aber auch Leute, die es nicht so guthatten und bei denen es auch einige Schicksalsschläge gab. Da dabei sein zu können und die Menschen zu begleiten und zu sehen, wie sich das entwickelt, das ist bereichernd. Das Zweite, was mich fasziniert, das ist die Langfristigkeit. Mit jeder neuen Befragung werden die Daten reicher und die Fragestellung differenzieren sich aus. Das Dritte, was mich für diese Art der Forschung einnimmt, ist die Offenheit unseres Teams für neue Kooperationen und für neue Herausforderungen.

Welches ist die grösste Herausforderung, die es zu überwinden gilt?

Längsschnittforschung ist auf ganz vielen unterschiedlichen Ebenen herausfordernd, aber eines der grössten Probleme ist sicherlich die nachhaltige Forschungsfinanzierung. Denn Längsschnittstudien brauchen einen langen Atem, auch finanziell. Die Schweiz hat keine lange Tradition in den Sozialwissenschaften, die sich mit Längsschnittstudien beschäftigt, und es gibt erst seit ein paar Jahren entsprechende Förderinstrumente.

Wie ist diese Studie finanziert?

TREE wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert, und zwar als sozialwissenschaftliche Dateninfrastruktur-Förderung.

Weitere Beiträge zum Thema: www.uniaktuell.unibe.ch/politik

Zur Person

Sandra Hupka-Brunner ist seit 2008 Ko-Leiterin der TREE-Studie am Institut für Soziologie der Uni Bern. Sie hat Erziehungswissenschaften, Soziologie, Psychologie und Politologie an der FU-Berlin studiert und dort in Erziehungswissenschaften promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Transitionen, soziale Ungleichheiten, Gender und Migration. (unibe)

 

 

 

 


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