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Das Stromnetz ist für eine Solaroffensive nicht bereit

Die BKW warnt im Zuge des Solarexpress vor einer Netzüberlastung im Berner Oberland.
Ohne einen Netzausbau werde es knapp. Dafür braucht es aber Zeit. Und die ist rar. 

| Léonie Hagen | Politik
Strommast
Die BKW warnt vor einer Überlastung des Stromnetzes durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Foto: pixabay

Sechs alpine Solaranlagen will die BKW bis 2025 ans Netz anschliessen. Fünf davon liegen im Berner Oberland. Dazu kommen nochmal so viele alpine Solarprojekte anderer Trägerschaften. Das bereitet der BKW Sorgen. Sie warnt schon länger vor einer drohenden Netzüberlastung. 

Das regionale Hochspannungsnetz etwa könne das Dutzend Anlagen im Berner Oberland gerade noch verkraften, schreibt die BKW auf Anfrage. Aber: «Kritisch wird der Anschluss weiterer alpiner Photovoltaikanlagen und anderer Kraftwerkstypen.» Sprich: Wenn im Berner Oberland nach 2030 noch mehr Strom durch erneuerbare Energiekraftwerke entstehen soll, geht das nur mit einem Netzausbau. 

Der Ausbau betreffe dabei nicht nur das Hochspannungsnetz, sagt BKW-Mediensprecherin Sarah Steinmann. Auch auf den unteren Netzebenen werde es Verstärkungen und Erweiterungen brauchen. 

Denn während der Solarexpress grosse alpine Projekte fördert, werden auch immer mehr Photovoltaikanlagen etwa auf Hausdächern montiert. Wenn dieser Strom nicht im eigenen Haushalt genutzt wird, fliesst er über das reguläre Netz. Damit gebe es nur wenig Spielraum für zusätzliche Anschlüsse alpiner PV-Anlagen, gerade für solche mit hoher Leistung. 

Reicht die Zeit noch?

Für den Abtransport der gesamten geplanten Leistung jeder einzelnen alpinen Solaranlage im Stromnetz seien deshalb schon jetzt Verstärkungen im Mittelspannungsnetz erforderlich. Bis 2030 sollte ein solcher Ausbau im Berner Oberland «grundsätzlich möglich» sein, schreibt die BKW, sofern es keine Einsprachen oder andere unvorhersehbare Erschwernisse gebe. 

Das Problem: Während der Solarexpress die Beschleunigungen für die alpinen Solaranlagen und deren direkte Anschlussleitungen erlaubt, bleibt es für die Verteilnetze bei den üblichen Verfahren. Damit dauert ein Netzausbau sechs bis fünfzehn Jahre. 

Die Netzbetreiber fordern deshalb vom Bundesrat einen «Netzexpress»: Wie für die Solaranlagen sollen die damit verbundenen Netzprojekte innerhalb von sechs Monaten beurteilt werden. Dieselbe Frist soll auch für die Beurteilung von Einsprachen gelten. Denn, so schreibt die BKW: «Wenn wir nach 2030 weitere Anlagen bauen wollen, brauchen wir stärkere Netze.» Ein entsprechender Vorschlag soll im kommenden Frühling vorliegen. 

Doch so laut und dringend der «Netzexpress» eingefordert wird: Für die laufenden Projekte im Zuge des Solarexpress kommt er zu knapp. Die alpinen Solaranlagen stehen noch vor ganz anderen Herausforderungen. Auch und gerade im Berner Oberland - trotz der vorsichtigen Planung des Kantons.


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