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Wie bleibt das Widi ein See?

Eine halbe Postautostunde von Bern entfernt liegt mit dem Widi ein kleines Naturjuwel und der schönste Naturschlöfplatz der Region. Wie kann es erhalten bleiben?

| Anina Bundi | Politik
Das Widi am Waldrand bei Grächwil. Foto: Nik Egger

Ungefähr alle 25 Jahre ist es so weit. Das Widi, der «schönste Naturschlöfplatz» der Region, braucht Pflege. Das Katzengras nimmt überhand, der Seegrund füllt sich mit abgestorbenen Pflanzenteilen, und wenn es im Winter, endlich, kalt genug ist, dass das Wasser gefriert, ist die Eisfläche durchsetzt von Pflanzen und wird so kleiner und brüchiger.

Zwischen 2500 und 2900 Kubikmeter Schlamm und Pflanzen baggerte die Gemeinde beim letzten Mal aus, um dem See seine normale Grösse wieder zurückzugeben. Das Material blieb einige Wochen beim See liegen, damit die mitgenommenen Kleintiere ihren Weg zurück ins Wasser finden, und wurde danach auf den umliegenden Feldern verteilt. Diesmal ist alles etwas komplizierter, wie die Gemeinderäte Christian Gassner (SVP) und Jonas Ammann (SP) auf einem Rundgang erklären.

Vom Hockeymatch bis zum Gottesdienst

Das «Widi» ist klein. Es liegt in Grächwil, Gemeinde Meikirch, am Waldrand. Mit seinem Schilfgürtel und den alten Eichen und Birken am Ufer, die Hauptstrasse weit weg, wird es geschätzt von Menschen mit Hunden, Kindern oder einfach dem Bedürfnis, Natur und Ruhe zu tanken. Eine gestiftete Sitzbank erinnert an ein Ehepaar, das hier regelmässig zusammen sass, der Verein Frienisberg Tourismus preist das «Naturjuwel» als Ausflusgsziel an, die Schweizer Illustrierte war schon hier, es gab schon Waldgottesdienste und Modeshootings am Seeufer.

Im Winter wird Schlittschuh gelaufen. Wer in Meikirch aufgewachsen ist, hat mindestens einmal im Leben einen Ausflug hierhin gemacht, sich in zu enge Schlittschuhe gezwängt und sich mit wackligen Beinen von Schilfbüschel zu Schilfbüschel gehangelt. Anwohnende Eltern putzen die Eisfläche mit einer kleinen Maschine. Sogar Matches des EHC Grächwil fanden hier schon statt.

Das Land gehört Privaten

Die Gemeindebehörden geben das Eis nicht offiziell frei, die Haftung bei Unfällen liegt bei den Nutzenden oder ihren Eltern, aber das Wasser ist nicht tief, auch am tiefsten Punkt könne ein Erwachsener stehen, sagt Christian Gassner.

 

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Die Gemeinderäte Jonas Ammann (SP. links) und Christian Gassner (SVP), suchen nach einer Lösung, wie das Widi erhalten werden kann. Foto: Nik Egger

 

Gespiesen wird der kleine See durch die Entwässerung dieser Felder. Und das ist Teil des Problems. Sie werden regelmässig gedüngt und die ausgespülten Nährstoffe fördern das Wachstum der Wasserpflanzen. Würde man dieser Kombination von Natur und Kultur ihren Lauf lassen, würde der künstliche See allmählich versumpfen.

Das würde kaum jemand wollen. Das Widi ist ein wichtiger Ort für die Region. Man ist stolz auf das unerwartet schöne kleine Naturschutzgebiet inmitten des intensiv bewirtschafteten Lands. Doch werden die Leute auch Ja sagen zur Bezahlung der Kosten, die die Sanierung mit sich bringt?

Denn ganz günstig ist die Sache nicht. Es muss ein Schwimmbagger oder ein Langarmbagger eingesetzt werden. Dazu muss sorgfältig und fachkundig gebaggert werden. Genug, um für ein weiteres Vierteljahrhundert Ruhe zu haben, aber nicht so viel, dass der Tonboden des Sees verletzt wird und das Wasser verliert.

Wer zahlt?

Zuständig wären grundsätzlich die Grundeigentümer. Doch diese könnten die Kosten nicht stemmen, sagt Gassner. Man brauche dafür Hilfe von der Gemeinde oder dem Kanton. Doch so einfach ist das nicht.
Würden im Widi seltene, schützenswerte Pflanzen und Tiere leben, wäre es einfacher, dann würde der Kanton einspringen. Doch eine Untersuchung hat gezeigt: Zwar erfüllt das Biotop eine wichtige Rolle für die allgemeine Biodiversität, doch so richtig seltene Tiere leben hier nicht.

Aufwerten oder Wasserbüffel

Nun habe man verschiedene Möglichkeiten, erklären die Gemeinderäte Jonas Ammann und Christian Gassner, die sich in einer Arbeitsgruppe zusammen mit Vertretern des örtlichen Naturschutzvereins und Vertretern der Planungskommission um das Thema kümmern. Eine der Möglichkeiten ist, dass die Gemeinde die Kosten allein übernimmt. Sie dürften bei rund 80 000 bis 100 000 Franken liegen. Ob die Gemeinde diese Kosten alleine tragen könne, sei fraglich, sagt Ammann.

Das Anliegen wäre wohl nicht chancenlos. «Das Interesse der Bevölkerung ist sehr gross», sagt Gassner. Möglich wäre deshalb auch, die Sanierung durch Spenden mitzufinanzieren. Oder aber, man werde kreativ, sagt Ammann. Zum Beispiel, indem man einen Teil des Biotops aufwerte, sodass sich schützenswerte Arten ansiedeln können. Damit wäre eine Beteiligung des Kantons wieder denkbar, womit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen würden. Denkbar sei auch, das umliegende Land anders zu bewirtschaften. Sogar Wasserbüffel könnte sich Ammann im Widi vorstellen, wenn die Bewirtschafter gewillt sind.

«Wir sind noch ganz am Anfang», so Gassner. Auffahren werden die Bagger frühestens in ein, zwei Jahren. Gewinnt die Variante Artenschutz, dürfte es noch etwas länger dauern, da diverse Abklärungen gemacht werden müssten. Doch eine Lösung werde sich finden, sind die beiden Gemeinderäte überzeugt. «Das Widi ist wichtig für Meikirch.»

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Nach einem kräftigen Regenguss zeigt der Ort seine volle Schönheit. Foto: Nik Egger


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