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In einer äusserst beliebten Sportart, vor zahlreichen Zuschauern die Entscheide fällen. Wann ist es ein Foul, war der Ball im Out, oder stand dieser Spieler im Abseits? Alles Fragen, mit denen sich Oisin Ritter seit mehreren Jahren intensiv beschäftigt. Der ambitionierte Berner ist Fussball-Schiedsrichter-Assistent und auf dem Weg nach oben.
Begonnen habe die Faszination fürs Schiedsrichtern bereits in jungen Jahren, erzählt Ritter. Zuerst war er als Spieler im Fussballverein und bekam durch seinen Vater Einblick in die Aufgaben eines Schiedsrichters. Der pfiff an Turnieren und Spielen der Jüngsten. Mit fünfzehn Jahren ist es möglich, den ersten Schiedsrichterkurs zu besuchen. Dies tat Ritter und konnte wie sein Vater ebenfalls die Jüngsten, aber auch schon die C-Junioren (13- bis 14-Jährige) pfeifen.
Parallel spielte er noch für ein Jahr als Aktiver im Verein. Seine Freunde konnten es teilweise nicht glauben, dass er sich freiwillig in die Rolle des Schiedsrichters begab. «Es herrschte zu Beginn ein grosses Unverständnis für mein Hobby. Ich würde ja nur ständig beleidigt und angemotzt, wo denn da der Spass bleibe, fragten sich meine Freunde», erzählt Ritter. Mittlerweile hätten ihn aber viele Kolleginnen und Kollegen sowie seine Familie als Schiedsrichter an Fussballspielen erlebt. «Sie kennen mich nun in dieser Rolle und finden das auch cool und beeindruckend», meint Ritter stolz.
Seit er älter sei und mehr Erfahrung habe, könne er auch mit schwierigen Situationen besser umgehen. Es sei wie alles eine Frage der Routine, meint er. An den negativen Erlebnissen wachsen und sie nicht zu nah an sich heranlassen – das ist einfacher gesagt als getan. Er habe sich ein dickes Fell zugelegt, das ihn auch neben dem Platz, in seinem Privatleben weiterbringe, sagt Ritter. «Die Schiedsrichterei ist eine Lebensschule, die ich allen empfehlen kann.» Er könne an seinem Hobby wachsen.
Unstimmigkeiten, Ausrufe und Beleidigungen gehörten mehr oder weniger zum Schiedsrichtern dazu. Vor allem in den tieferen Ligen komme es häufig zu schwierigen Situationen, erzählt Ritter. Alle Beteiligten hätten das Gefühl, es besser zu wissen als der Schiedsrichter. Das Publikum und auch die Eltern könnten sehr ausfällig werden. So richtig eskaliert sei es aber noch nie. «Man kann nach einem Spiel sowieso nichts mehr ändern. Wichtig ist mir, dass ich am Schluss hinter meinen Entscheiden und meiner Leistung stehen kann. Dann habe ich das Beste daraus gemacht», sagt Ritter.
Am Anfang war das Schiedsrichtern für Ritter vor allem eine Möglichkeit, sein Taschengeld aufzubessern. Für ein Spiel bei den C-Junioren erhielt er jeweils 80 Franken. Doch es gefiel ihm je länger, je besser, er entwickelte Ambitionen, und auch der regionale Talentausschuss wurde auf ihn aufmerksam. Er kam in die Regionalauswahl Bern-Jura.
Daraufhin beendete er seine Karriere als Fussballer, um sich ausschliesslich aufs Schiedsrichtern zu konzentrieren. Regelmässig steht Ritter bei den Spielen unter Beobachtung und wird bewertet. Er steigt bei den Junioren wie auch in den Ligen auf. Ab der 2. Liga Regional ist der Schiedsrichter nicht mehr auf sich gestellt. Es kommen zwei Schiedsrichter-Assistenten dazu, die ihn an der Seitenlinie mit einer Fahne unterstützen. Ritter musste diesen Schiedsrichter-Assistenten-Kurs durchlaufen, um eine Stufe weiterzukommen. Er fand Gefallen an der neuen Position. Als Schiedsrichter-Assistent müsse man lernen, eine unterstützende Funktion einzunehmen, erklärt er. Seit zweieinhalb Jahren setzt er nun alles auf die Karte Schiedsrichter-Assistent. «Meine Förderer und ich erkannten bei mir mehr Talent und Potenzial auf der Position des Assistenten. Jetzt schaue ich, wie weit ich komme.» Als Assistent rechnet er sich höhere Chancen aus, in die höchste Fussballliga der Schweiz zu kommen, aber am Schluss sei es gleich wie überall im Sport: Wer ganz nach oben will, muss sich dauerhaft durchsetzen. «Es sind Details, die entscheiden können, und es braucht auch ein bisschen Glück, um es ganz nach oben zu schaffen», meint Ritter.
Momentan absolviert er seine Einsätze in der 1. Liga. Er muss das erste Jahr als Schiedsrichter-Assistent bestehen, ansonsten fällt er zurück in die 2. Liga Interregional und kann nicht mehr in höheren Ligen eingesetzt werden. Ritter ist aber sehr zuversichtlich, dass er dieses Jahr erfolgreich abschliesst.
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