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«Wenn es draussen 20 Grad warm ist, kaufen sich die Leute keine Wintermäntel»

Der «Anzeiger» sprach mit Loeb-Chefin Nicole Loeb über das Weihnachtsgeschäft, die längeren Öffnungszeiten am Samstag – und übers Wetter. 

| Fabian Christl | Wirtschaft
Nicole Loeb
Loeb-Chefin Nicole Loeb erlebt die Zusammenarbeit mit der Stadt derzeit als konstruktiv. Foto: Nik Egger

Frau Loeb, Sie haben einmal gesagt, dass Ihnen die (pompöse) Weihnachtsbeleuchtung
des «Harrods» in London am besten gefällt. Sind Sie eine Kitschtante?

Das Romantische und Überschwängliche gehört für mich zu Weihnachten. Das habe ich schon noch gerne. Ich schätze auch Weihnachten als Tradition. Bei uns zu Hause stelle ich immer pünktlich zum ersten Advent einen ­Adventskranz auf.

Im Loeb fangen Sie mit der Weihnachtsdeko wohl früher an. Man hat den Eindruck, dass die Läden gewisse Festlichkeiten immer früher zu zelebrieren beginnen.

Das höre ich viel, aber das täuscht. Im Loeb fangen wir immer in der zweiten Hälfte des Oktobers damit an – und das schon seit Jahren.

Für den Loeb ist Weihnachten vor allem aus finanziellen Gründen interessant. Vor zehn Jahren erwirtschafteten Sie einen Drittel Ihres Umsatzes rund um Weihnachten. Hat sich das geändert?

Der Anteil hat sich ein wenig reduziert, weil wir den Fashion-Teil ausgebaut haben. Das Kleidergeschäft ist weniger stark von Weihnachten abhängig. Aber es ist nach wie vor so: Wenn Weihnachten schlecht läuft, ist das ganze Geschäftsjahr schwierig.

Wie läuft das Weihnachts­geschäft bis jetzt?

Es läuft so weit gut, aber abgerechnet wird erst am Schluss. Dieses Jahr haben wir auch zwei Tage weniger, da der 24. und der 31. Dezember auf Sonntage fallen. Das spielt für uns eine Rolle.

Das heisst, die zusätzliche Stunde, die Berner Geschäfte seit Kurzem am Samstag länger offen haben können, kommt gerade zur rechten Zeit?

Ich begrüsse sehr, dass es die Wirtschaftsverbände geschafft haben, dieses zweijährige Pilotprojekt zu ermöglichen. Wir mussten jeweils um 17 Uhr die Kunden beinahe aus dem Laden bugsieren. Ich war auch am letzten Samstag im Geschäft, um zu schauen, wie es läuft. Und die Leute sind tatsächlich geblieben, bis kurz vor 18 Uhr war der Laden voll.

Dann geben Sie also auch die Stunde gerne her, die Sie nun am Donnerstag früher schliessen müssen?

Wir hätten die Stunde auch behalten. Aber der Abendverkauf am Donnerstag hat in den letzten Jahren stark an Stellenwert eingebüsst. Als ich jung war, war der Abendverkauf noch wahnsinnig wichtig. Man traf sich mit Freunden und ging shoppen. Das ist heute nicht mehr so ausgeprägt.

Hat sich das Einkaufsverhalten der Leute vor Weihnachten geändert?

Nicht generell. Es gibt aber jedes Jahr gewisse Trends. In diesem Jahr laufen Kuschelsocken richtig gut. Auch Holzspielsachen, natürliche Parfüms und Squishmallow-Plüschtiere sind offenbar gerade sehr beliebt.

Wie läuft Ihr Geschäft unab­hängig von Weihnachten?

Es ist ein Auf und Ab. Im September und Oktober hatten wir ein wenig Mühe, weil es noch so warm war. Gerade das Kleidergeschäft ist sehr wetterabhängig. Wenn es draussen über 20 Grad warm ist, kaufen sich die Leute keine Wintermäntel. Zum Teil gleicht sich das jeweils wieder aus, aber eben nur zum Teil.

Was ist denn derzeit die grösste Herausforderung für die Loeb-Gruppe?

Es ist sicher die Entwicklung der Preise. Auch in diesem Jahr gab es eine Teuerung, das stellt uns schon vor Schwierigkeiten. Die Konkurrenz durch den Onlinehandel ist nach wie vor ein Thema, aber ich denke, dass sich die Situation nun eingependelt hat.

Sie sind Chefin der Loeb-Gruppe. Wie stark mischen Sie sich da ins Alltagsgeschäft mit ein?

Ich bin vor allem strategisch involviert. Allerdings ist es eine kleine Gruppe, und wir sind sehr eng. Wenn ich durch den Laden gehe und sehe, dass etwas nicht in Ordnung ist, dann melde ich das auch. Ich versuche aber, mich nicht zu stark ins operative Geschäft einzumischen. Zwischendurch habe ich aber auch ganz bewusst Kundenkontakt.

Entscheiden eigentlich nur die kalten Zahlen, ob sie ein Produkt anbieten, oder spielen da auch andere Dimensionen eine Rolle?

Trends und Kundenwünsche spielen natürlich eine grosse Rolle. Schlussendlich sind es auch ökonomische Entscheide. Aber wir legen auch grossen Wert darauf, dass wir nachhaltige und regionale Produkte anbieten, dort geht es nicht um Gewinnmaximierung um jeden Preis.

Haben Sie eine Marke im Laden, weil Sie diese selbst mögen,
die aber eigentlich gar nicht rentiert?

Nein, dann würde ich mich unglaubwürdig machen. Was mir Spass macht, ist das Scouting. Ich bin viel auf Reisen und besuche andere Geschäfte. Wenn ich Trends entdecke, die mir gefallen, dann probieren wir die im Loeb auch aus. Aber wenn sie nicht nachgefragt werden, fliegen sie auch wieder raus.

«Globus» stand in den letzten Wochen wegen finanzieller Probleme seiner Besitzer in den Schlagzeilen. Wären Sie froh, wenn Sie in Bern einen Konkurrenten weniger hätten?

Nein, wir sind froh um jeden guten Mitbewerber. Je attraktiver die Innenstadt, umso mehr Frequenz – das hilft letztlich auch uns. «Globus» ist natürlich ein direkter Mitbewerber, allerdings hat er sich in den letzten Jahren anders als wir stark auf das Hochpreissegment fokussiert.

Wie beurteilen Sie generell
die Entwicklung der Berner Innenstadt?

Gastronomisch hat sie sich verbessert. Da läuft derzeit viel Spannendes. Auch der Sternenmärit trägt zur Attraktivierung bei. Beim Detailhandel ist hingegen auch in Bern der Trend zu ständigen Wechseln der Läden internationalen Ketten zu beobachten, was ich ein wenig bedauere. 

Auf dem Bahnhofplatz hat sich die Randständigen-Szene wieder ausgebreitet. Ein Problem für den Loeb?

Die Situation ist nicht so schlimm wie früher. 2008 hatte sich die Lage so zugespitzt, dass ich sogar beim Stadtpräsidenten vorstellig wurde. Seit der Baldachin gebaut wurde, ist es aber viel ruhiger geworden. Jetzt geht es wieder in die andere Richtung. Eine weitere Zunahme sollte es nun nicht mehr geben.

Die Stadt Bern hat nicht eben den Ruf, den Bedürfnissen
des Gewerbes viel Bedeutung beizumessen. Wie erleben
Sie das?

Wir konnten jetzt gerade auf dem Dach des Loebs ein Restaurant eröffnen. Die Stadt hat dazu Hand geboten, das ist nicht selbstverständlich – und wäre eventuell vor ein paar Jahren noch ­anders gewesen. Aber aktuell läuft die Zusammenarbeit mit den Stadtbehörden gut.

Was wünschen Sie sich von der Stadt zu Weihnachten?

Ein Parkhaus unter dem Loeb. (lacht)


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