«Was hat Philippe Müller falsch gemacht?», fragt Nina Zosso, Leiterin Kommunikation des kantonalen KMU-Verbands, in die Runde. Von der Leinwand strahlt der Regierungsrat dem Publikum entgegen, daneben eine leuchtend gelbe Banane. «Er hat sich gerechtfertigt?», fragt eine Frau zögerlich. «Vor allem hat er es zu spät getan», sagt Zosso und nickt ermutigend.
An diesem Abend referiert Zosso zu Krisenkommunikation. Ihr Publikum besteht ausschliesslich aus Frauen, die selbst ein kleines bis mittleres Unternehmen führen. Sie bilden die «KMU Frauen Kanton Bern», eine Sektion des kantonalen KMU-Verbands. Zweimal jährlich treffen sie sich zu einem Vernetzungs- und Bildungsanlass. Der Anlass ist branchenübergreifend: Die Anwesenden sind Coiffeusen oder Schreinerinnen, stellen Abwasser- oder Entsorgungslösungen bereit, bieten Beratungen oder Kommunikationslösungen an.
Das Thema des Abends gehe sie alle etwas an, so Nina Zosso. Denn Krisen kenne jedes noch so kleine Unternehmen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Dabei sei jede Krise einzigartig – sich auf alles einzustellen, sei nicht möglich. Umso wichtiger sei es, ein Schema zu haben, wie man intern im Ernstfall kommunizieren und Entscheidungen fällen wolle. Das Schlimmste sei oft, gar nichts zu tun. «Eine Krise kann man nie aussitzen», sagt Zosso. Sie bringt Beispiele aus Swissair-Zeiten und witzelt über Sanija Ametis Fauxpas.
Dabei seien die Grundregeln einfach: «Sei sachlich, beantworte alle Fragen mit dem abgesprochenen Wording, bleib empathisch und ruhig.» Zossos Referat ist dicht und informationsgeladen. Nach einer Dreiviertelstunde wirkt ihr Publikum etwas überrumpelt. Nur eine Frage gibt es zum Referat, dann geht es schon weiter – mit einer Ziehung.
Zu Beginn des Anlasses wurde ein silbernes Kästchen in die Runde gereicht. Wer wollte, durfte ein Visitenkärtchen hineinlegen. Nun zieht Zosso eines davon: Edith Hofmann, Geschäftsführerin von «Blumen Hofmann» aus Konolfingen. Hofmann tritt vor die vierzig Frauen, stellt sich vor. Sie führe eine Gärtnerei und ein Blumengeschäft, stelle zu jedem Anlass von Beerdigungen bis hin zu Hochzeiten das passende Gesteck zur Verfügung. Diese Vielfalt sei auch, was ihr Freude mache in ihrem Beruf. Besuch sei immer willkommen, so Hofmann. Das Publikum schmunzelt.
Sie werden sich beim anschliessenden Apéro auch bei Hofmann melden. Auch für die Fragen zum Referat, die zuvor noch nicht klar waren, bleibt nun genug Zeit – teils wird der Workshop gar mit iPad und Notizblock noch nachbesprochen.
Für die meisten geht es aber etwas lockerer zu und her. Sie unterhalten sich bei einem Glas Weisswein über den letzten Anlass, der etwas interaktiver gewesen sei. Zwei Referentinnen hatten über sicheres Auftreten und Knigge-Regeln gesprochen. Darüber, wie man an einem Netzwerk-Anlass die Serviette richtig halte und wie die eigene Körpersprache beeinflusse, ob das, was man sage, auch ankomme. Es sei etwas schade, dass das Referat dieses Mal so kurz ausgefallen sei, sagen einige.
Wichtig ist für sie alle aber vor allem das Netzwerk, das sonst zu kurz kommt. Es ist ein Wiedersehen, ein Raum für Austausch, der sonst nur selten seinen Platz hat. Dafür reisen die Unternehmerinnen auch gerne von weiter weg her – und sei es nur für zwei Stunden pro Halbjahr.