In Interlaken: Freude pur. Die Schneeverhältnisse sind einwandfrei, die Hotels ausgebucht. Die Jungfrau Ski Region vermeldete sogar den besten Saisonstart der Geschichte.
Ein paar Hundert Höhenmeter tiefer, in Aeschiried: Ernüchterung total. «Es ist traurig, wir sind ganz bei null», sagt Ruedi Zenger. Betriebsleiter Zenger ist für das kleine Skigebiet in der Gemeinde Aeschi zuständig. Diese Saison konnte es noch keinen Tag öffnen.
Regen versaute die Pisten
Diesen Winter ist es besonders krass: Die grossen, hoch gelegenen Skigebiete werden überrannt, die kleinen Gebiete in tieferen Lagen konnten teils noch nicht einmal die Kinderlifte in Betrieb nehmen. Vielerorts hat es zwar Anfang Dezember geschneit – doch dann durchnässten anhaltende Regenfälle die Pisten so stark, dass an Skifahren nicht zu denken war. So war es etwa laut Website im Skigebiet Eriz. Und auch auf der Grimmialp war in dieser Saison noch keinen Tag Betrieb möglich, wie es auf Anfrage heisst.
Das ist für die Skigebiete besonders gravierend, weil sie in der Altjahreswoche jeweils einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes für die ganze Saison erzielen. In Aeschiried sei es normalerweise sogar der halbe Saisonumsatz, sagt Zenger.
Immerhin hat es nun am Wochenende rund 15 Zentimeter Neuschnee gegeben. Das Problem: Der Boden ist immer noch stark durchnässt. Der Neuschnee wirkt da kontraproduktiv, weil dadurch der Boden weniger schnell gefriert. Zenger rechnet nicht damit, dass in den nächsten Wochen der Skibetrieb aufgenommen werden kann.
Früher Schneefall hilft
In Adelboden ist man von solchen Sorgen weit entfernt. «Wir sind mit der Auslastung seit dem Saisonstart sehr zufrieden», sagt Silvia Nüesch, Medienverantwortliche des Skigebiets Adelboden-Lenk. Den bisherigen Höhepunkt verzeichnete das Skigebiet am 30. Dezember mit 23 000 Gästen.
Nüesch erklärt den guten Saisonstart allgemein mit den guten Schneeverhältnissen in höheren Lagen und besonders mit dem frühen Schneefall. So konnten einzelne Gebiete bereits früher als geplant öffnen. Auch der Kalender habe mitgespielt, da zwei Feiertage in die Woche fielen.
Laut Bruno Hauswirth, Direktor der Tourismusregion Grindelwald, hängt der bisher gute Winter in «seiner» Region sogar mit den schlechten Schneeverhältnissen in tieferen Lagen zusammen. Dies, weil die Tagesausflügler dadurch vermehrt in höhere Regionen ausweichen. Langfristig sei das Verschwinden der kleinen Skigebiete hingegen ein Nachteil, weil gerade Kinder häufig an solchen Orten ihre ersten Begegnungen mit dem Skisport machten. «Sie sorgen für unseren Nachwuchs», so Hauswirth.
In den Bergen um Grindelwald tummeln sich allerdings längst nicht mehr nur Skifahrer. Einerseits verfüge die Region das ganze Jahr über eine gute Auslastung, sagt Hauswirth. Zudem habe auch im Winter der Anteil an Gästen zugenommen, die für Winterwanderungen oder Schlittenfahrten in die Berge kämen. «Nach wie vor ist aber das alpine Skifahren klar die Nummer eins.»
Skibar rettet Aeschiried
Während man sich in Adelboden und Grindelwald keine Sorgen um die Zukunft machen muss, sieht es in den kleineren Gebieten anders aus. Auf der Grimmialp nehmen die Betriebstage seit Jahren ab. In den letzten paar Jahren gab es keinen Tag, an dem das ganze Gebiet geöffnet werden konnte.
Auch in Aeschiried schaut man pessimistisch in die Zukunft. Der Skilift überlebe nur dank des Gönnervereins, sagt Zenger. Zudem würden die Mitarbeiter nur auf Abruf arbeiten. Denn das Einzige, was derzeit Geld einbringe, sei die Skibar. Die funktioniere immer, sagt Zenger, selbst wenn es kaum schneie.