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Welche Gefühle Schokolade in uns weckt

Der Konsum von Schokoladenbiskuits verschafft Menschen ein gutes Gefühl, lässt sie aber mit einem schlechten Gewissen zurück. Die Erkenntnis einer Studie der Berner Fachhochschule (BFH) könnte helfen, gesündere Süssgebäcke zu entwickeln. 

| Berner Fachhochschule | Gesellschaft
Prof. Dr. Thomas Brunner, Co-Autor der Studie zu Schokoladebiskuits
Prof. Dr. Thomas Brunner, Co-Autor der Studie zu Schokoladebiskuits. Foto: zvg

Die BFH hat eine Studie über den Zusammenhang des Geschmacks von Schokoladebiskuits und der Wirkung auf die Gefühle der Essenden durchgeführt. Was wollte sie damit herausfinden?

Die Studie geht auf die Initiative einer südafrikanischen Wissenschaftlerin zurück, die an der BFH ein Austauschjahr machte. Sie trieb die Frage um, warum Menschen sowohl in der westlichen Welt als auch in Schwellenländern zu viel süsse und stark verarbeitete Lebensmittel wie zum Beispiel bestimmte Backwaren essen. Zusammen mit dem Forscher Thomas Brunner, der sie an der BFH betreute, wollte die Wissenschaftlerin herausfinden, welchen Einfluss der Geschmack von süssen Lebensmitteln auf die Emotionen der Menschen in der Schweiz und in Südafrika hat.

Wie ist die Studie durchgeführt worden?

An der Studie nahmen je rund 100 Personen aus der Schweiz und aus Südafrika teil. Sie erhielten ein Paket mit vier Schokoladebiskuits, die in ihrem Land bekannt und auch beliebt sind. Vor und nach dem Konsum der Biskuits mussten sie einen Fragebogen ausfüllen. Die Fragen drehten sich um ihre Einstellung zu süssen Backwaren und die Gefühle, die sie damit in Verbindung bringen. 

Zu welchen Ergebnissen ist die Studie gekommen?

Die Studie hat gezeigt, dass der Konsum von schokoladehaltigen Biskuits die positiven Gefühle bei Menschen, die gerne solche Backwaren haben, verstärkt. Die Teilnehmenden fühlten sich, nachdem sie die vier Biskuits gegessen hatten, grundsätzlich gut und ruhig. Die Menschen aus Südafrika gaben an, glücklicher zu sein, jene aus der Schweiz fühlten sich zufriedener. Auf der anderen Seite hatten die Teilnehmenden ein schlechtes Gewissen, weil sie wussten, dass stark verarbeitete Süssspeisen nicht so gesund und oft mitverantwortlich sind, dass Menschen übergewichtig werden.

Was an den Resultaten war überraschend?

Dass Menschen Schuldgefühle entwickeln, wenn sie bei Süssigkeiten über die Stränge schlagen, ist eine bekannte Reaktion. Interessant war ein Unterschied in den Aussagen der Teilnehmenden. Während die Probandinnen und Probanden aus Südafrika angaben, oft aus einem Gefühl von Heisshunger heraus schokoladehaltige Nahrungsmittel zu verspeisen, hielten die Schweizer Teilnehmenden fest, dass sie regelmässig weiteressen würden, auch wenn ihre Lust auf die Süssgebäcke eigentlich gestillt sei.   

Welchen Nutzen könnte aus der Studie für die Gesellschaft resultieren?

Die Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit Tipps zur Stärkung ihrer Selbstkontrolle darin unterstützt werden können, weniger verarbeitete süsse Lebensmittel zu essen und dadurch zum Beispiel ihr Gewicht zu reduzieren. Die Resultate liefern auch Hinweise, worauf die Lebensmittelindustrie beim Geschmack achten sollte, wenn sie gesündere süsse Backwaren entwickelt.

Welche Herausforderungen galt es in dem Projekt zu überwinden?

Die Pakete mit den Biskuits zu verschicken war im Vergleich zu anderen Umfragestudien mit einem grösseren logistischen Aufwand verbunden. Die südafrikanische Wissenschaftlerin musste zudem den Versand der Pakete in Südafrika aus der Schweiz koordinieren, was sie vor einige organisatorische Herausforderungen stellte. 

Prof. Dr. Thomas Brunner, Co-Autor der Studie zu Schokoladebiskuits

Von der BFH begleitete Thomas Brunner die Studie über den Geschmack von Schokoladebiskuits und deren Auswirkungen auf die Gefühle der Menschen. Er ist Professor für Konsumentenverhalten an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL). Neben der Tätigkeit als Dozent ist Brunner stark in der Forschung aktiv und widmet sich unter anderem Themen wie Konsumverhalten und Nachhaltigkeit, Food Waste, Insekten als Lebensmittel, Fleisch und Fleischalternativen, sowie Einflüsse externer Reize beim Konsum von Nahrungsmitteln.

Berner Fachhochschule, www.bfh.ch


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