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Der Bergtourismus der Zukunft

Die Tourismusbranche ist starken Schwankungen ausgesetzt. Können soziale Innovationen wie ein Mini-Museum helfen, den Tourismus krisenresistenter zu machen? Das untersucht Monika Bandi.

| Universität Bern | Gesellschaft
Dr. Monika Bandi Tanner leitet seit 2012 die Forschungsstelle Tourismus im Zentrum für Regionalentwicklung der Universität Bern. Foto: unibe
Dr. Monika Bandi Tanner leitet seit 2012 die Forschungsstelle Tourismus im Zentrum für Regionalentwicklung der Universität Bern. Foto: unibe

Was versuchen Sie herauszufinden, Frau Bandi?

In meinem Forschungsprojekt untersuche ich Berggebiete im Hinblick auf soziale Innovationen. Soziale Innovationen sind neue Lösungsansätze, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern. Vor allem im Hinblick auf neue Formen der Zusammenarbeit ist das interessant. Eine soziale Innovation kann zum Beispiel ein neues Mitarbeiter-Sharing-System im Tourismusbereich sein. Oder eine Kooperation zwischen der Baubranche und dem Tourismus, um die Sanierung von Zweitwohnungen umfassender voranzutreiben. Wir haben uns die Frage gestellt: Welchen Beitrag können soziale Innovationen leisten, damit der Tourismus in den Berggebieten weniger stark von wirtschaftlichem Wachstum abhängig ist?

Wieso ist das aus wissenschaftlicher Sicht wichtig?

Wir konzentrieren uns auf die Innovationen zwischen den Menschen, auf neue Formen des Zusammenlebens und Arbeitens. Das Innovationsverständnis ist zentral, um eine regionale Entwicklung voranzutreiben. Mit unserem Projekt wollten wir auch eine Chance bieten, das eher technische Innovationsverständnis neu zu denken. Wir haben uns auf einen Artikel bezogen und diesen mit einer neuen Definition zu den sozialen Innovationen versehen, als Nächstes haben wir ein Dateninventar ausgearbeitet, das die Innovationen im Berner Oberland seit 2000 sammelt.  

Was für ein Nutzen könnte für die Gesellschaft resultieren?

Soziale Innovationen und die wirtschaftliche Entwicklung sind zwei sehr wichtige Themen für ein Berggebiet. Letztlich geht es darum, zu untersuchen, ob an dieser Schnittstelle ein neues Geschäftsmodell für den Tourismus entwickelt werden kann. Wir haben in unserer Forschung 68 soziale Innovationen identifiziert, 41 davon im Bereich Tourismus. Der Tourismus ist also die ideale Plattform dafür, Menschen auf eine neue Art und Weise zusammenzubringen und ein neues Innovationsverständnis zu generieren. 

Was fasziniert Sie persönlich an diesem Forschungsprojekt?

Genau dieser Punkt, dass der Tourismus eine solch passende Plattform für soziale Innovationen bietet. Aber auch, dass wir unterschiedliche Typen sozialer Innovationen gefunden haben. Beim touristischen Typ lancieren touristische Akteure eine Innovation zu einem touristischen Angebot, beim Transfer-Typ beteiligen sich touristische Akteure, aber es entsteht kein touristisches Angebot. Das war zum Beispiel bei einer Lehrstellenbörse der Fall. Es zeigte sich auch das Potenzial der Community, wenn nicht touristische Akteure zum Beispiel ein Mini-Museum lancieren, dank dem der Tourismus dann wiederum an Wert gewinnt. Solche Wechselwirkungen zwischen Tourismus und lokaler Gemeinde faszinieren mich. 

Was ist die grösste Herausforderung?

Die stand ganz am Anfang: eine sinnvolle Definition für diese sozialen Innovationen im Kontext von wirtschaftlicher Tätigkeit zu finden. Aber auch, diese zu standardisieren mit gewissen Kriterien, war nicht einfach. Eine grosse Aufgabe war, konkret im Berner Oberland die Innovationen über Preisverleihungen, Projektanträge oder über Medienberichterstattungen aufzuspüren, diese zu systematisieren und zu analysieren. Zusätzlich stellte sich die Herausforderung: Wie können wir die Ideen in eine andere Region übertragen? Ein technisches System kann man relativ einfach eins zu eins in eine andere Region exportieren. Die Menschen, die soziale Innovationen in einem Gebiet umsetzen und prägen, können wir aber nicht klonen. Was braucht es, dass eine andere Region auch von diesen Innovationen profitieren könnte? 

 

Zur Person

 

Dr. Monika Bandi Tanner leitet seit 2012 die Forschungsstelle Tourismus (CRED-T) im Zentrum für Regionalentwicklung der Universität Bern. Ihre Laufbahn begann sie 2003 als Hilfsassistentin und später als wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) bei Prof. em. Dr. Hansruedi Müller. Zuvor studierte sie an den Universitäten Bern und Bergen (NO) Volkswirtschaft, Psychologie und Betriebswirtschaft. 

 

Mehr Artikel zum Thema: www.uniaktuell.unibe.ch/politik


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