Anzeige
Auf der Suche nach Leben
An der Universität Bern fanden die «Swiss Habitability and Origin of Life Days» statt, die erste schweizweite Konferenz zur Bewohnbarkeit von Planeten und dem Ursprung des Lebens.
Seit den ersten zwei Viking-Mars-Missionen 1975 hat die Suche nach Leben auf anderen Planeten alles andere als aufgehört. Vergangene Woche fand in der Universität Bern die erste schweizweite Konferenz zur Bewohnbarkeit von Planeten und dem Ursprung des Lebens statt. Die «Swiss Habitability and Origin of Life Days» (SHOL) wurden vom Center for Space and Habitability (CSH) veranstaltet und dienten zur Vernetzung der Forschenden in der Schweiz aus unterschiedlichen Disziplinen, die sich mit der Suche nach Leben in anderen Teilen des Universums beschäftigen.
An der zweitägigen Konferenz soll ein Raum zum Austausch und zur Zusammenarbeit geschaffen werden. «Falls uns jemand spannende Moleküle zusenden möchte zur Untersuchung, freue ich mich, wenn Sie auf mich zukommen», sagt der Physiker Dr. Andreas Riedo der Universität Bern während seines Vortrags. Der Aufruf löst Nicken aus, manche machen Noitzen. Hier freuen sich die Leute nicht nur über Kontakt zu Ausserirdischen, sondern auch zu Gleichgesinnten. Die Stimmung im Kursraum ist wissbegierig und kontaktfreudig.
Die SHOL-Konferenz diente zur Vernetzung der Forschenden, mit dem Ziel einen Forschungsplatz für die Schweiz zu schaffen. Die Konferenz enstand in Zusammenarbeit der Hochschulen CSH der Universität Bern, des Centre pour la Vie dans l’Univers (CVU) der Universität Genf und des Centre for Origin and Prevalence of Life (COPL) der ETH Zürich.
Hürden im All
Im Vortrag zu den Herausforderungen der Suche nach Leben in unserem Sonnensystem, zeigt Andreas Riedo auf, womit die Forschung zurzeit zu kämpfen hat. Er wolle die 30 Minuten Sprechzeit einhalten, sagt Riedo lachend zu Beginn seines Vortrags.
Die Zeitbegrenzung konnte er nicht ganz einhalten, zu den Herausforderungen der Forschung gibt es viel zu sagen. Technische Begrenzungen limitieren die Forschenden ausserhalb unserer Atmosphäre. Die Technik muss möglichst klein und leicht sein, zudem ist die verfügbare Energie oft stark begrenzt. Ebenfalls kämpft die Weltraumforschung immer wieder mit der Finanzierung ihrer Projekte, da Weltraummissionen oft sehr teuer sind.
Als Beispiel nennt Riedo die aktuellen Mondmissionen, bei denen ungefähr eine Million Franken ausgegeben wird, um ein Kilogramm Gewicht eines beliebigen wissenschaftlichen Instrumentes auf den Mond zu schicken. Riedo betont auch, dass grosse Technik zurzeit noch nicht transportierbar ist und die Forschenden ihre Grenzen kennen müssen, um realistisch vor Ort auf den Planeten zu forschen.
Rezept für Leben
Was braucht es denn, damit Leben überhaupt möglich ist? Riedo nennt Grundbestandteile des Lebens, wie wir es von der Erde kennen. Dazu gehören Wasser, milde physikalische und chemische Bedingungen, chemische Komponenten und eine Energiequelle, wie in unserem Fall die Sonne. Die Herausforderung liege nicht nur im Finden von Planeten mit diesen Voraussetzungen, sondern auch darin, die richtige Technik zu haben, um Leben auf anderen Planeten zu detektieren und zu beweisen.
Riedo unterstützt den Ansatz, von gross zu klein zu forschen, das heisst von der Fern- zur Mikroanalyse. Wenn es Hinweise auf Leben gebe, dann müsse dies auf mehrere Weisen bewiesen werden. Das sei am einfachsten, wenn mit mehreren Instrumenten simultan geforscht werde.
Der Mars-Rover Perseverance, der zurzeit mit verschiedenen Werkzeugen und Messgeräten Informationen und Bodenproben auf dem Mars sammelt, verfügt nicht über ein hochauflösendes Mikroskop. Riedo kritisiert diesen Ansatz: «Damit fällt eine Möglichkeit zur Informationsgewinnung weg». Riedo sagt aber auch, dass das Fliegen von wissenschaftlichen Instrumenten äusserst kompetitiv ist und man gewisse Entscheidungen diesbezüglich machen müsse. «Wir sollten aber mehr Risiken eingehen, eventuell auch alternative Techniken einsetzten, um weiterzukommen», sagt Riedo zum Ende seines Vortrags.
Galaxis-Diskussionen zum Apéro
Nach den Vorträgen gibt es Verpflegung und Getränke. Die Forschenden kommen zusammen und führen interdisziplinäre Diskussionen zu Forschungsresultaten, Zweifeln und Hoffnungen. Die meisten Diskussionen finden auf Englisch statt, die unterschiedlichen Akzente verraten, welcher Hochschule die Vortragenden angehören. «Boomer sind eher interessiert am Mars, die jüngere Generation schaut zu den Exoplaneten», sagt jemand in der Pause. Man spürt die Freude an der Zusammenarbeit und die geteilte Faszination für das «Andere».
Es wird während den Vorträgen vermehrt drauf hingewiesen, dass noch nicht alle genannten Resultate publiziert wurden und daher «den Raum nicht verlassen dürfen». Während den Vorträgen schwirren Tabellen voller Zahlen und bunte Grafiken über die Projektionsfläche. Die Verlockung, diese zu veröffentlichen, hielt sich, zum Vorteil der Forschenden, in Grenzen. Für Nicht-Forschende schwer zu fassende Information.
Sind wir alleine?
Trotz der Resultate, die die Forschenden bereits vorstellen konnten, bleibt viel Unsicherheit. Auch darüber, ob jemals Leben gefunden wird: «Was, wenn wir nichts finden?», fragt Dr. Daniel Angerhausen in seinem Vortrag. Um bildlich darstellen zu können, wie Vorwissen und Vorurteile die Statistiken zu Leben auf anderen Planeten beeinflussen, fragt er in den Raum, wie viele Planeten es gibt, auf denen Leben möglich wäre. Die Schätzungen gehen auseinander, bei null ist jedoch niemand.
Die Forschenden sind sich einig: Obwohl noch kein Leben gefunden wurde, ist es auf keinen Fall ausgeschlossen, dass es existiert. Dies scheint auch die allgemeine Schlussfolgerung zu sein. Die Hoffnung, Leben auf anderen Planeten zu finden, ist da, man muss nur an der Forschung dranbleiben.