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Tierpark-Direktorin Friederike von Houwald hat auch ein Herz für «kleine Lebewesen»

Tierpark-Direktorin Friederike von Houwald setzt sich ihr gesamtes Berufsleben für Artenvielfalt ein. Wer ist die Frau, die mit dem Entscheid, den Streichelzoo im Dählhölzli zu schliessen, eine Welle der Empörung auslöste? 

| Angela Krenger | Gesellschaft
Tierpark-Direktorin Friederike von Houwald setzt sich für Biodiversität ein. Fotos: A. Krenger
Tierpark-Direktorin Friederike von Houwald setzt sich für Biodiversität ein. Fotos: A. Krenger

Vor den Affengehegen hat es in Zoos jeweils die längsten Schlangen. Friederike von Houwald, die Direktorin des Tierpark Bern, erfreut sich aber an Insekten mindestens so sehr wie an Säugetieren, wie sie bei einem Treffen im Dählhölzli ausführt. «Immer mehr verschoben sich meine Interessen auf kleine Lebewesen, die für die Umwelt des Menschen essenziell sind», sagt sie und fügt an: «Die Leidenschaft für die Artenvielfalt ist mein grösster Ansporn.» 

Gefährliche Leidenschaft

Es ist eine Leidenschaft, die ihr über­raschend viel Gegenwind eingebracht hat. Als sie im November letzten Jahres die «Gesamtplanung 2023–2033» der Öffentlichkeit vorstellte, hagelte es Kritik. Dies, weil in der mittlerweile vom Parlament abgesegneten Strategie die Schliessung des Streichelzoos vorgesehen ist. Dafür soll ein neues Artenschutzzentrum Besucherinnen und Besucher über die Wichtigkeit von Biodiversität informieren. 

Die Kommentarspalten quollen in der Folge über und die SVP lancierte eine Petition und kündigte sogar eine Volksinitiative an, um den Streichelzoo zu retten. Und selbst «Bund» und «BZ» fragten fassungslos, ob Eltern ihre Kinder etwa ins Dählhölzli brächten, «um ihnen eine Gelbbauchunke zu zeigen?».

Von Houwald reagiert gelassen, wenn man sie auf den Entscheid anspricht. «Für einen modernen Streichelzoo reicht einfach der Platz nicht», sagt sie. Allerdings sei sie der Überzeugung, dass das Dählhölzli auch ohne Streichelzoo genügend Nähe zu den Tieren ermögliche.

Besonders wichtig für den Tierpark seien Gruppenbesuche, sagt von Houwald. Und in der Tat, als sie das Archiv im UG des Gebäudes hinter der Kasse aufsucht, kreuzt sie eine Schulklasse. Die Direktorin öffnet nun abwechselnd Schranktüren und Schubladen und beginnt zu zeigen, was der Zoo alles gesammelt hat. Felle, Skelette, Karten. «Fühlen Sie den Unterschied zwischen dem Fell eines Fuchses und jenem eines Bibers?» Natürlich. Sie sind völlig unterschiedlich. «Es sind eben die Eigenheiten der Tiere, die die Menschen in ihren Bann ziehen. So lernen sie die Natur kennen und interessieren sich dafür.»

Ein Leben für die Tiere

Selbst suchte von Houwald ihr gesamtes Berufsleben lang die Nähe zu Tieren. Sie studierte zur Zeit der Wende Tiermedizin in Berlin. Sie habe Tannenbäume verkauft, um mit dem Geld die Stadt verlassen zu können. So konnte sie zum Beispiel ein viermonatiges Praktikum in einem Vogelpark in Kapstadt machen. Ihren Master schloss sie dann in der Wildtiermedizin in London ab und nahm danach an Projekten in den USA und in Afrika teil. Ihre Doktorarbeit widmete sie der richtigen Haltung von Panzernashörnern. 

Vor ihrem Stellenantritt in Bern arbeitete von Houwald rund 20 Jahre lang als Kuratorin im Basler Zoo. Dort durfte sie bei der Geburt eines Panzernashornes dabei sein. «Da das Kalb etwas schwach war, beschlossen der Tierpfleger und ich, dem Kalb zu helfen, das Euter zu finden. Die Kuh war unglaublich. Normalerweise verteidigen sie ihr Kalb – und mit zwei Tonnen Lebendgewicht legt man sich besser nicht an – aber sie stand ganz lieb dort und liess es zu, dass wir dem Kalb halfen», erzählt von Houwald. Das Erlebnis habe sie tief berührt.

Ein anderes Ereignis prägte von Houwald noch in der Ausbildung: Sie musste eine Eule euthanasieren, deren Muskulatur am Bein und an der Brust fast vollständig von Maden weggefressen worden war. Dass dieses Tier noch gelebt habe, sei ein Wunder gewesen. «Es hat mir gezeigt, wie zäh Wildtiere im Extremfall sein können, aber es hat mir auch wehgetan zu sehen, wie lange das Tier leiden musste. Es wurde privat gehalten und falsch gepflegt, das machte es besonders schlimm», so von Houwald. Ein Tier einzuschläfen sei immer hart, aber in diesem Fall sei sie froh gewesen, habe sie das Tier von seinem Leid erlösen können.

Das Rheinland bleibt ihre Heimat

Die Arbeit führte von Houwald immer wieder nach Afrika. «Entweder man kommt in Afrika an und kommt immer wieder – oder nie mehr», erzählt die Direktorin über den Kontinent. Für sie und ihre Tochter, die teilweise in Sambia die Schule besuchte, war Afrika zeitweise eine zweite Heimat. 

Seit 25 Jahren wohnt Friederike von Houwald aber in der Schweiz und schätzt das Leben hier, wie sie sagt. Besonders möge sie die Vielfalt der Menschen und der Landschaften. «Ständig entdecke ich eine neue, schöne Ecke», sagt sie. Gleichzeitig sei und bleibe das Rheinland ihre Heimat. Dort seien auch ihre Verwandten zu Hause. 1969 kam Friederike von Houwald als das zweite von vier Kindern in Krefeld zur Welt – und besuchte mit Vorliebe den örtlichen Zoo. 


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