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SP will von Graffenried Stadtpräsidium abjagen

 Gemeinderätin Marieke Kruit soll Bündnispartner GFL bei den Stadtpäsidiumswahlen im November herausfordern.

| Fabian Christl | Politik
Marieke Kruit und Matthias Aebischer. Foto: zvg
Marieke Kruit und Matthias Aebischer. Foto: zvg

«Wir wollen den Wählenden eine Auswahl bieten», sagt Meret Schindler, ­Co-Präsidentin SP Stadt Bern, am späten Montagabend auf Anfrage. Zuvor hatte die Hauptversammlung der Partei nach nicht-öffentlicher Diskussion entschieden, Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) herauszufordern, obwohl dieser Teil des gemeinsamen Rot-Grün-Mitte-Bündnisses (RGM) ist. 

Im Zuge der Versammlung habe sich Gemeinderätin Marieke Kruit bereit erklärt, für eine Stadtpräsidiumskandidatur zur Verfügung zu stehen, sagt Schindler weiter. Die offizielle Nomination erfolgt an der Delegiertenversammlung im Mai, dürfte aber nur noch Formsache sein.

Kampfwahl erhöht Chancen 

Doch wieso wendet sich die SP von Alec von Graffenried ab? Politisch sind die Unterschiede zwischen ihm und Kruit jedenfalls überschaubar. «Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, aufzuzählen, was von Graffenried alles falsch gemacht hat», sagt Schindler dazu. «Klar ist, dass uns seit Jahren immer wieder Parteimitglieder ermutigen, eine Alternative beim Stadtpräsidium zu stellen.» Schindler glaubt auch nicht, dass das erfolgreiche Bündnis dadurch geschwächt werde. «Mit einer Kampfwahl sind die Chancen für RGM am grössten, die vier Sitze zu halten», sagt sie. Ausserdem sehe die Vereinbarung vor, dass mehrere bündnisinterne Stadtpräsidiumskandidaturen zulässig seien. 

Bei der GFL kommt der Entscheid dagegen naturgemäss schlecht an. «Wir sind enttäuscht und finden es schwer nachvollziehbar, was so ein Angriff aus den eigenen Reihen aus soll», sagt GFL Co-Präsident Matthias Humbel. Es sei eine klare Schwächung des Bündnisses. Sorgen mache man sich deswegen aber nicht. Mit von Graffenried habe die GFL einen starken Kandidaten, der gut gearbeitet habe und die Unterstützung der Stadtbevölkerung geniesse. 

Diskussion bei der GFL

Auch von Graffenried selbst gibt sich gelassen. Konkurrenz gehöre zu Wahlen und belebe die Demokratie, sagt er. Er freue sich daher auf echte Debatten um die Zukunft von Bern: «Ich habe viel erreicht und freue mich, das auch präsentieren zu können. Das wäre bei einer stillen Wahl nicht möglich gewesen.»

Das Verhalten des Bündnispartners SP hält er trotzdem für «seltsam». Man arbeite bei RGM eng zusammen, Transparenz und Offenheit seien wichtige gemeinsame Werte, sagt er. «Diese Werte wurden grob verletzt, die SP hat uns nun trotz Nachfragens zwei Monate im Unklaren gelassen.»

Wie der Angriff von der GFL-Basis aufgenommen wird, wird sich bereits heute Mittwoch an der Mitgliederversammlung der GFL zeigen. «Es wird ­sicher kritische Stimmen geben», sagt Humbel. Er rechne aber nicht damit, dass die 30-jährige Erfolgsgeschichte von RGM heute ende.


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