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YB gab beim Abgang von Jean-Pierre Nsame keine gute Figur ab, findet der «Anzeiger»-Journalist. «Radio Gelb-Schwarz»-Moderator Lucas Bischoff ist anderer Meinung. Hingegen sieht Bischoff die Arbeit von YB-Trainer Raphael Wicky kritisch.
YB hat am Samstag nach einem blutleeren Auftritt 1-0 verloren - und das ausgerechnet gegen Erzfeind Basel. Wieso?
Das Spiel beider Mannschaften war eigentlich von Fehlern geprägt, und ein Fehler von YB hat letztlich das Spiel entschieden. Nach der Basler Führung ging es zudem viel zu lange, bis YB reagieren konnte. Erst in den letzten 15 Minuten entwickelte die Mannschaft einen gewissen Druck. Es hätte mehr Impulse von der Bank gebraucht.
Die Bank ist wegen des Afrika-Cups, aber vor allem wegen dem Substanzverlust seit letztem Sommer nicht mehr so stark besetzt, wie auch schon.
Definitiv. Das ist der grösste Unterschied zum YB der letzten Jahre. Mit Fabian Rieder, Christian Fasnacht, Cédric Zesiger, Jeans-Pierre Nsame und Ulisses Garcia könnte man beinahe eine Mannschaft bilden, die wohl Meister würde. Aktuell hat man auch das Fehlen von Meschack Elia und Ali Camera bemerkt. Camera ist zwar Innenverteidiger, kann aber mit seinen langen Schritten viel für die Angriffsauslösung beitragen. Gegen Basel lief nun gegen vorne sehr wenig, das Spiel war sehr ideenlos.
YB erspielte sich in der Tat kaum Chancen. Aber richtig negativ ist mir die Defensivabteilung aufgefallen. Sandro Lauper und Aurele Amenda spielten viele Fehlpässe. Noah Persson stieg mehrfach in aussichtslose Zweikämpfe und eröffnete damit seinem Gegenspieler viel Raum.
Das offensive Mittelfeld hat mit Ausnahme von Filip Ugrinic ebenfalls nicht überzeugt. Letztlich bringt es aber nichts, auf einzelne Spieler zu zeigen. Es kam kollektiv viel zu wenig.
Mit Joel Mvuka und Jaouen Hadjam erhielten die beiden Winterzugänge ihre ihren ersten Teileinsätze. Mvuka scheint reaktions- und antrittsschnell zu sein, das gefiel mir. Auf Hadjam habe ich mich weniger geachtet.
Hadjam hatte einige Fehlpässe, zeigte aber vor allem im Eins-gegen-eins gute Ansätze. Er ist trickreich und unberechenbar für den Gegenspieler. Mvuka hat mir auch gut gefallen. Beide sind aber mit 20, bzw. 21 Jahren noch sehr jung. Man kann nicht erwarten, dass sie in Basel vor grosser und schöner Kulisse von der Bank kommen und das Spiel drehen. Dafür fehlen Routine und auch Spielpraxis.
Zu reden gab der Abgang von Rekord-Torschütze Jean-Pierre Nsame. Ich finde, YB hat dabei keine gute Figur abgegeben. Wenn man der Meinung ist, dass er seinen Zenit überschritten hat – und dieser Meinung ist man offensichtlich – hätte man ihn doch an Servette verkaufen können. Für mich ist es eher ein Zeichen der Angst und der fehlenden Souveränität als eins der Stärke.
Ich denke eher, es wäre ein Zeichen von übertriebenem Selbstvertrauen gewesen, wenn man Nsame an den direkten Titelkonkurrenten Servette abgegeben hätte. Nsame ist zwar seit seiner Verletzung nicht mehr gleich gut wie davor, aber er hätte mit seinen Qualitäten für Servette in der Rückrunde sicher zehn Tore geschossen.
Was hältst du von der «Blick»-These, dass YB mit der Vertragsverlängerung von Trainer Raphael Wicky zuwartet, weil der Verein mit der Verpflichtung von Ex-Union-Trainer Urs Fischer liebäugelt?
Ich finde die These spannend und durchaus plausibel. Eigentlich ist es für mich auch ein Rätsel, wieso YB mit dem Entscheid so lange zuwartet. Laufende Gespräche mit potenziellen Nachfolgern könnten einen Grund dafür sein. Ich denke jedenfalls, dass YB und nicht Wicky zögert.
Gegen die Fischer-These spricht meines Erachtens, dass Wicky vor allem wegen des wenig attraktiven Spielstils kritisiert wird; die Resultate stimmten schliesslich meistens. Und für attraktiven Fussball ist Fischer auch nicht bekannt.
Die Kritik an Wicky geht aber schon noch weiter als einfach die Attraktivität der Spielweise. Wenn YB die Spiele dominieren und souverän mit 1 zu 0 gewinnen würde, wäre es ja kein Problem. Aber es fehlt häufig an einer klaren Spielidee. Ausserdem haben sich viele Spieler unter ihm kaum weiterentwickelt. Diese Vorwürfe muss Wicky ernst nehmen.
Die Modefans vom «Anzeiger» besprechen jede Woche die aktuellen YB-Spiele mit den Vollblutfans und Kommentatoren von Radio Gelb-Schwarz (RGS). Lucas Bischoff kommentiert seit 2016 für RGS. YB-Fan ist er, seit er als Kind die «Aufsteigerjungs» feiern konnte. Ihn fasziniert das Phänomen Fussball in all seinen Ausprägungen, von den kleinen Belanglosigkeiten bis hin zur grossen Fussballindustrie. (fac)
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