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Sprachbarrieren mit Bildern überwinden

Forschende der Berner Fachhochschule (BFH) haben ein Kommunikationsmittel entwickelt, das Sprachbarrieren im Gesundheitswesen überwinden hilft. Es handelt sich um eine Applikation mit dem Namen «Sprechende Bilder», die Symptome und Behandlungsmethoden zeigt.

| Berner Fachhochschule | Wirtschaft
Team
Das BFH-Projektteam der «Sprechenden Bilder» (vl.): Beatrice Kaufmann, François von Kaenel, Loraine Olalia.

Warum hat die BFH das Forschungsprojekt «Sprechende Bilder» durchgeführt?

Fachleute im Gesundheitswesen, insbesondere Pflegende, sind regelmässig mit Verständigungsproblemen konfrontiert, wenn Patientinnen und Patienten entweder keine hiesige Sprache sprechen oder sich aufgrund einer sprachlichen Beeinträchtigung nicht ausdrücken können. Die Forschenden setzten sich zum Ziel, mit ihrem Projekt die sprachlichen Hürden von Pflegenden in Situationen abzubauen, in denen keine Dolmetscherinnen oder Dolmetscher zugegen sind. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Fragen, ob Patientinnen und Patienten Schmerzen, Symptome oder Allergien haben.

Wie ist die BFH beim Projekt vorgegangen?

Die Forschenden haben als erstes bestehende Hilfsmittel bei Kommunikationsproblemen analysiert. In einem zweiten Schritt haben sie Umfragen bei Pflegenden durchgeführt und diese auch auf ihren Einsätzen begleitet und beobachtet. Daraus entstand ein Katalog von Anforderungen, welche eine neue Applikation erfüllen musste. Basierend darauf entwickelten die Forschenden einen digitalen Prototyp, der auf einfach verständlichen Bildern basiert. Sie zeigen unter anderem Symptome, Unfallursachen und Behandlungsmethoden. Diesen Prototyp testeten die Forschenden dann wiederum mit Pflegenden, aber auch Patientinnen und Patienten.

Wie funktioniert die Anwendung «Sprechende» Bilder»?

Derzeit liegen zwei Bildersets für Notfälle vor: das eine für Erwachsene, das andere für Kinder. Sie enthalten gesamthaft 180 Darstellungen mit den häufigsten Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden. Beschriftungen wie zum Beispiel das Wort «Fieber» oder eine ergänzende Erklärung, was das Bild alles darstellt, sind in 25 Sprachen verfügbar und können auch laut vorgelesen werden. Geplant ist, die Applikation auf weitere medizinische Disziplinen auszuweiten und durch Funktionalitäten wie eine Sprachsteuerung oder die Integration einer Gesprächsdokumentation zu ergänzen.

Was war die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden galt?

Eine grosse Herausforderung für die Forschenden war, genügend Pflegende für die Studienteilnahme zu finden. Die meisten zeigten sich der Applikation gegenüber zwar offen, doch nur wenige konnten die erforderliche Zeit aufbringen, um «Sprechende» Bilder zu testen. Daraus lässt sich ablesen, wie wenig Spielraum in der Pflege heute vorhanden ist, um ein Hilfsmittel mitzuentwickeln oder auszuprobieren, das doch den Arbeitsalltag erleichtern könnte. Hinzu kam die Schwierigkeit, ein neues Instrument in die oft standardisierten Abläufe eines Spitals zu integrieren. Das erschwerte die Testung der Applikation zusätzlich.

Welchen Nutzen hat die Anwendung für die Gesellschaft?

 «Sprechende Bilder» erleichtert Menschen mit Sprachbarrieren den Zugang zu unserem Gesundheitswesen, was für eine sorgende Gesellschaft (Caring Society) elementar ist. Mit dem Instrument lassen sich Informationen klarer vermitteln und so Fehleinschätzungen vermeiden sowie unnötige Untersuchungen reduzieren, die bei einer unklaren Ausgangslage durchgeführt werden müssten. Nicht zuletzt kann mit den Bildern Zeit gewonnen werden, was gerade in einem Notfall besonders wertvoll ist.

Wo kommt «Sprechende Bilder» zum Einsatz?

Verschiedene Gesundheitseinrichtungen nutzen inzwischen den Prototyp testweise oder haben sich interessiert gezeigt, ihn auszuprobieren. Die BFH hat auch zahlreiche Anfragen von Pflegenden erhalten, die Applikation stösst auf einige Beachtung.

www.bfh.ch

Beatrice Kaufmann, Leiterin Forschungsprojekt sprechende Bilder

Die Leitung des Forschungsprojekts «Sprechende Bilder» hat Beatrice Kaufmann inne. Sie verfügt über ein Diplom als Designerin FH in der Fachrichtung visuelle Gestaltung und ist künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institute of Design Research an der Hochschule der Künste Bern (HKB), einem Departement der BFH. Ihre Schwerpunkte sind Kommunikationsdesgin, Health Care Design und Social Design. Ebenfalls am Projekt beteiligt sind Loraine Olalia, Projektmitarbeiterin im Institute of Design Research der HKB, und François von Kaenel, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Departement Technik und Informatik der BFH. (bfh) 


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