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Geburtshilfe per Video für Migrantinnen
Zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Berner Fachhochschule (BFH) haben einen Geburtsvorbereitungskurs für migrantische und asylsuchende Familien auf Basis von Videos entwickelt. Die App mit dem Namen «Migrant Birth Kit» wird ab April verfügbar sein.
Warum hat die BFH einen App-basierten Geburtsvorbereitungskurs für Migrantinnen entwickelt?
Migrantinnen und Asylsuchende haben eine statistisch erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es während ihrer Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu Komplikationen und Notfällen kommt. Nur wenige migrantische Familien haben Zugang zu einem Geburtsvorbereitungskurs. Das liegt zum einen daran, dass sie die Landessprachen nicht verstehen, zum anderen fehlen ihnen das Wissen und die Information über Angebote. Ein Geburtsvorbereitungskurs würde ihnen wichtige Informationen über das Schweizer Gesundheitssystem geben und sie auf die Geburt vorbereiten. «Migrant Birth Kit» ist als Ergänzung zu konventionellen Geburtsvorbereitungskursen gedacht. Die App behandelt eine Vielzahl von Themen und sie lässt sich überall einsetzen.
Was enthält die Geburtsvorbereitungs-App?
Die beiden Initiantinnen Lynn Huber und Patricia Frei haben im Rahmen einer Vorstudie bei Geflüchteten und Migrantinnen nachgefragt, welche Art von Informationen sie sich zum Thema Geburt wünschen. Dabei kam heraus, dass die Frauen Videos den Vorzug vor Texten gaben. Die beiden Projektleiterinnen produzierten dann 25 Videos zu gesamthaft fünf Themenbereichen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. In diesen Videos vermitteln Hebammen, Gynäkologinnen, Physiotherapeutinnen und eine Psychiaterin Wissen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Die Videos sind synchronisiert in 16 Sprachen verfügbar. Ergänzend enthält die App generelle Informationen über das schweizerische Gesundheitssystem, die Rolle der verschiedenen Fachleute sowie Links zu Organisationen und Einrichtungen, die bei Fragen weiterhelfen können.
Was war die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden galt?
Als grösste Herausforderung kristallisierte sich die Synchronisation der Videos heraus. Es war zeitintensiv, die Übersetzungen zu organisieren, diese mithilfe von Übersetzenden zu korrigieren, sie in Audiodateien umzuwandeln und in die Videos einzusetzen. Die Projektleiterinnen griffen für die Synchronisationen auch auf künstliche Intelligenz zurück.
Wie erfahren schwangere Asylsuchende von der Geburtsvorbereitungs-App?
Die App wird ab April in den gängigen App Stores erhältlich sein. Neben Hebammen und Fachpersonen für Gynäkologie sowie Betreuenden in Unterkünften für Asylsuchende sollen auch die Communities von verschiedenen Sprachgruppen über die App informiert werden.
Welchen Nutzen hat die Anwendung für die Gesellschaft?
Es liegt im Interesse einer sorgenden Gesellschaft (Caring Society), dass allen Menschen die gleiche gesundheitliche Versorgung zuteilwird. Die App kann dazu beitragen, die Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung zu erhöhen und die Komplikationen während Schwangerschaften und Geburt zu senken. Auch Schweizer Familien können die Geburtsvorbereitungs-App nutzen und von den Erfahrungen und Tipps der Fachleute profitieren. Informierte Menschen verfügen über eine höhere Entscheidungskompetenz und sind in der Lage, selbstbestimmter mit verschiedensten Lebenssituationen umzugehen.
Lynn Huber und Patricia Frei, Entwicklerinnen Geburtsvorbereitungs-App
Lynn Huber und Patricia Frei haben als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Departement Gesundheit der BFH die Geburtsvorbereitungs-App «Migrant Birth Kit» für migrantische Familien entwickelt. Zuvor hatten sie mit ihrer Organisation «ONEDU» bereits ein E-Learning-Angebot erarbeitet, um das Gesundheitspersonal für die Probleme und Herausforderungen von Asylsuchenden während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu sensibilisieren. Zudem geben die beiden Workshops für Fachleute zum Einfluss von Migration auf die Geburtshilfe. Lynn Huber hat Sozialanthropologie studiert, Patricia Frei Filmregie.
Berner Fachhochschule, www.bfh.ch