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«Ich mag Menschen, die die Kontroverse lieben»
Hansmartin Amrein fühlt sich wohl wenn er Gastgeber ist, Flieder riecht oder mit dem Segelboot über die Ziellinie fährt. Weniger genussvoll betrachtet er die grauen Sandsteinbauten in der Stadt Bern.
Wenn Sie ab jetzt als Tier leben müssten, welches würden Sie wählen?
Eichhörnchen.
Auf welche Berufsleute sind Sie neidisch?
Fährenkapitäne auf den Äolischen Inseln.
Über was für Eigenschaften muss ein Mensch verfügen, damit Sie mit ihm eng befreundet sein wollen?
Über sich lachen können. Neugierig sein. Die Kontroverse lieben. Neues schätzen. Und sich am Kleinen erfreuen.
Haben Sie gerade sich selbst beschrieben?
Nein, sonst gäbe es die Kontroverse nicht ;-) Was jammerschade wäre.
Was finden Sie an sich selbst schön?
Meine Neugier und die Abenteuerlust.
Auf was sind Sie besonders stolz?
Auf meine zwei Buben und meine lebenslangen Freundschaften.
In welchem Punkt möchten Sie sich selbst gerne optimieren?
Langeweile aushalten.
Warum tun Sie es nicht?
Weil der Musse zur Reflexion immer wieder Neues und Spannendes in die Quere kommt.
In welchen Situationen ist Ihnen so richtig wohl?
Während dem Filmvorspann im Kino, wenn in Genova ein Apéritivo aufgetischt wird, wenn die Palermo-Fähre ablegt, nach einer Wanderung beim Eintreten in eine Gaststube, wenn ich Flieder rieche, wenn ich mit dem Segelboot über die Ziellinie fahre, wenn jemand herzhaft mit mir lacht, wenn ich Gastgeber bin.
Wie sieht Ihr perfektes Wochenende aus?
Eine Wanderung auf unbekannten Wegen, vorbei an Kuriositäten, Aussichtspunkten, hin zu einem warmen Gasthaus mit «Zimmer frei» und überraschender Küche. Mit Menschen, die zu geistreichen Gesprächen tendieren.
Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten?
Mach, was Dich interessiert, aber mach!
Welcher Leitspruch nervt Sie am meisten?
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Reden Sie mit Tieren? Auch wenn ein anderer Mensch Ihnen zuhört?
Durchaus. Mit Freddu, unserer Schildkröte, die erstaunlicherweise auf meine Stimme reagiert und noch erstaunlicher: seit vielen Jahren im Frühling aus dem Winterschlaf erwacht und plötzlich im Innenhof herumrennt. Und dann fluche ich mit den Tauben, die dümmlich gurren und gezielt scheissen.
Was tun Sie als letztes, bevor Sie ins Bett gehen?
Ein paar Seiten lesen. Aktuell «Die Lügnerin», von Ayelet Gundar-Goshen, zum zweiten mal.
Welches ist ihr liebstes Restaurant?
Der blaue Engel am Seidenweg im Länggass-Quartier. Weil Martin Krebs jedem Gericht einen überraschenden Twist verleiht. Und die Bedienung jederzeit ungekünstelt herzlich ist. Ein Glück, solch eine leidenschaftliche Crew in der Nachbarschaft zu haben.
Was mögen Sie an Bern?
Ganz sicher nicht die grauen, tristen Sandstein-Bauten. Zum Glück sind die meisten Bernerinnen und Berner farbige Charakterköpfe. Sie bespielen die Bühne dieses UNESCO-Welterbes mit neuen, kreativen Ideen. Ihretwegen liebe ich Bern. Ausserdem entdecke ich in jedem Quartier eine eigene, kleine Stadt.
Welches ist Ihr Lieblingsort auf der Welt?
Oberaltösch, Afrika, Singapur und ganz Italien … ;-)
Wenn Sie die Gelegenheit hätten, auf den Mond zu fliegen – würden Sie es tun?
Nur mit meinen Buben. Aber dann sowas von.
Welche berühmte (lebende oder tote) Person würden Sie gern persönlich treffen?
Barak Obama, bei einem 1:1 auf dem Basketballfeld und einem Bier auf der Mauer im Rosengarten.
Wer war Ihre erste Liebe? Erzählen Sie!
Mein Hüetimeitschi.
Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?
Beim Schreiben der Abdankungsrede für meine Mutter.
Wovor haben Sie am meisten Angst?
Dass ich mein Grundvertrauen in den Lauf der Dinge und damit meinen Optimismus verliere.
Wofür würden Sie viel Geld ausgeben, wenn Sie es hätten?
Für ein italienisches Weingut mit Cantina, grosser Küche, wildem Garten, Terracotta-Innenhof, langem Tisch und Zimmern für alle meine Freunde.
Welches ist Ihre liebste Kleidermarke?
Brockenstube und wenn schon neu, dann ausnahmsweise North Sails.
Was würden Sie aus Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung retten, wenn es brennen würde und Sie nur einmal laufen könnten?
Meine Buben, Freddu und vielleicht noch meine Globi-Buch-Sammlung.
Welcher Teil Ihres Haushaltes ist am wenigsten in Ordnung?
Mein Kühlschrank.
Hansmartin Amrein:
Hansmartin Amrein hat 2010 mit Susanna Moor und seinen Brüdern Michael und David Amrein die Gelateria di Berna an der Mittelstrasse im Berner Länggassquartier gegründet. In den Folgejahren haben sie zahlreiche Gelaterien in Bern, Zürich und Basel eröffnet. Amrein ist ausgebildeter Pilot und leitete die Sektion Flugpersonal beim Bundesamt für Zivilluftfahrt. Zudem war er stellvertretender Flottenchef bei der Swiss, hat Rechtswissenschaften an der Universität Bern studiert, das Lehrerseminar besucht, ist Segelexperte des Kantons Bern und ist seit 2022 Leiter des Wirtschaftsamtes der Stadt Bern.