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Im Polit-Forum diskutierten am Donnerstag zwei Koriphäen über Einsamkeit im Alter, ihre Ursachen und darüber, was dagegen hilft.
Sie befassen sich intensiv mit dem Alter, sind auch selber nicht mehr ganz jung, haben beide ein Buch übers Alter geschrieben und stehen in ihrem Land dem Verein Silbernetz vor, der sich gegen Einsamkeit im Alter einsetzt. Ihre Blickwinkel aber sind, wohl auch berufsbedingt, recht unterschiedlich.
Am Donnerstag diskutierten im Polit-Forum am Käfigturm die emeritierte Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello, Präsidentin des Vereins Silbernetz Schweiz und Elke Schilling, ehemalige Grünen-Politikerin aus Ostdeutschland und Mitgründerin von Silbernetz Deutschland. Das Thema: «Einsamkeit im Alter meistern – so gelingt uns dies selbstbestimmt und als Gesellschaft.»
Die Politikerin Schilling legte den Fokus auf den gesellschaftlichen Aspekt. «Alter ist ein soziales Konstrukt», so ihre Überzeugung. Es seien die sozialen Umstände, die dazu führten, dass es für ältere Leute schwieriger sei, wieder ins soziale Netz zu finden, wenn sie mal herausgefallen seien. Dem widersprach Perrig-Chiello nicht. Die Psychologin betonte aber, dass auch die Sinneseinschränkungen im hohen Alter und die Persönlichkeit beeinflussten, ob man im Alter einsam sei.
Diverse Umfragen und Studien ergaben, dass Frauen sich einsamer fühlen als Männer. Dies obwohl sie meist geübter sind im Pflegen persönlicher Freundschaften und enger Familienbeziehungen. Frauen seien eher dazu fähig, «Defizite» einzugestehen, sagte dazu Schilling und Perrig-Chiello fügte an, dass der Brauch, Männer zu heiraten, die älter sind als sie selber, dazu führe, dass viel mehr Frauen Witwen seien als Männer Witwer. Das breite Thematisieren von Einsamkeit während der Coronapandemie habe aber zu einer Enttabuisierung geführt, seither meldeten sich vermehrt Männer beim Verein Silbernetz.
Einig waren sich die beiden Frauen darin, was hilft: Einfach mal reden. Der alten Nachbarin einen Zettel in den Briefkasten legen, auch mal nachfragen, wie es geht, und vor allem: zuhören. Kernprojekt ihrer Vereine ist denn auch ein Gesprächsangebot. Bei «malreden» können Einsame bis zu einmal täglich anrufen und mit einer freiwilligen Helferin plaudern. Im «Tandem» gibt es ein wöchentliches Telefongespräch mit der immer gleichen Bezugsperson, wobei man darauf achte, dass gemeinsame Interessen da seien.