Zwei junge Frauen prügeln sich theatralisch im Boxring, begleitet von Kampfschreien. Hier sind die Wrestlerinnen von Brigade Brut aus Luzern am Werk. Sie stehen im Zentrum der Weihnachtsinszenierung von Cirque de Loin, der wilden Truppe, die im Dezember ihr Zelt im Zehendermätteli aufgeschlagen hat. Die Compagnie unter der künstlerischen Leitung von Michael Finger, Noah Egli und Newa Grawit garantiert Akrobatik, rituelle Performance, Theater, Schweiss und nackte Haut. Gegründet hat sie 2009 Michael Finger.
Nach dem Vorbild der Weihnachtsrevue, wie sie der traditionelle Zirkus zelebriert, lädt Cirque de Loin zu seinem «Underground Fight Cabaret». Newa Grawit und Noah Egli führen zusammen mit Finger als Hosts durchs Programm; seit zehn Jahren stehen die drei wieder einmal zusammen auf der Bühne. Noah ist seit 2009 Teil der Truppe, Newa stiess 2013 dazu. Heute haben sie zusammen zwei Kinder. Regelmässig begleiten sechs bis acht Kinder der Cirque-de-Loin-Familie die Produktionen, die in wechselnden Konstellationen realisiert werden. «Cirque de Loin ist eine Lebenseinstellung», sagt Newa. «Wir sind nirgends zu Gast. Wir bauen unser Daheim auf und laden die Leute ein, in unsere Welt einzutauchen», so die Schauspielerin und Regisseurin. Dabei dürfen sie stets auf Freiwillige zählen, die sich um die Kinder kümmern und mithelfen, das Zelt aufzubauen.
Macht und Ohnmacht
Mit dabei ist dieses Mal auch Annina Mosimann, die mit ihrer Puppe, die eine Greisin verkörpert, dem Kampf auf der Bühne eine metaphysische Dimension verleiht. Luk Zimmermann, ehemals Gitarrist von Lunik, sorgt zusammen mit Michael Finger für die Livemusik.
Die Inszenierungen von Cirque de Loin sind performativ. Im Zentrum stehen der menschliche Körper, seine Ausdruckskraft und seine Ohnmacht. «Nackte Haut wird auch dieses Mal zu sehen sein», verrät Newa Grawit. Cirque de Loin thematisiert damit das Bewerten von Körpern, die Nichtperfektion. «Dabei geht es auch um innere Kämpfe», fügt Noah an. «Basiert der Body-Positivity-Gedanke vielleicht auf rationalen Überlegungen, und erfolgt die Selbstkritik beim Blick in den Spiegel nicht reflexartig?», fragt Noah nachdenklich.
In den Kämpfen der Wrestlerinnen spiegeln sich Machtverhältnisse und nicht zuletzt die schlummernden Beziehungskonflikte, die jeweils an Weihnachten zu eskalieren drohen.
Daten und Tickets: www.cirquedeloin.ch