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Dorfmuseum wird aufgelöst

Nach über 40 Jahren steht das Dorfmuseum Vechigen wegen Mangels an Mitgliedern vor der Auflösung. Der Ausstellungsraum ist schon weg, nun muss sich der Verein von seinen letzten Stücken trennen.

| Anina Bundi | Kultur
Der alte Leichenwagen der Gemeinde Vechigen zieht um. Foto: zvg
Der alte Leichenwagen der Gemeinde Vechigen zieht um. Foto: zvg

Da sei beides, sagt Christoph Wagner zur Auflösung des Dorfmuseums Vechigen. Trauer um die alten Gegenstände, die er teils noch aus seiner Kindheit kennt, aber auch Erleichterung, weil der Entscheid, das Museum definitiv aufzulösen, endlich gefallen ist. Und dazu die Dankbarkeit. «Dass es das Museum gegeben hat, ist schön. Wir waren ein tolles Team, und es hat Spass gemacht.»


Die Ausstellungräume in einem kleinen Stöckli neben der Kirche Vechigen hat das Museum schon vor zweieinhalb Jahren verloren, weil der Eigentümer damit andere Pläne hatte. Ein neues, einigermassen zentrales und trotzdem nicht zu teures Zuhause fand sich nicht.

«Mitglieder sterben uns weg»

Der Hauptgrund für die Auflösung ist aber ein anderer. Wagner, ehemaliger Gemeinderat und Präsident des Vereins, heute dessen Kassier, ist mit seinen etwas über 60 Jahren eines der jüngsten Vereinsmitglieder. Mit Ausnahme des Gemeinderats Raphael Niederhauser, der von Amtes wegen dabei ist. «Uns sterben die Mitglieder weg. Oder sie können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so viel machen», erklärt Wagner. Einige sind seit der Gründung 1979 dabei. An neuen Leuten, die sich dauerhaft engagieren wollen, fehlt es, so wie in vielen anderen Vereinen auch.


Eine Dauerausstellung hatte das Museum nie, sondern jährlich wechselnde Themenausstellungen über das Handwerk in alten Zeiten, das bäuerliche und häusliche Leben, die Schule oder die Geschichte der Gemeinde. Am emotionalsten sei es 2016 geworden, 30 Jahre nach dem Hochwasser in Vechigen, erzählt Wagner. Dreimal innert eines Jahres war damals der Stämpbach auf Aare-Dimensionen angeschwollen, hatte das Rämelackerquartier überschwemmt und ein Todesopfer gefordert. Die neu gebaute Lärmschutzwand an der RBS-Linie wirkte wie ein Damm und machte alles noch schlimmer. Das Museum informierte darüber nicht nur in seinem Stöckli, sondern stellte an den Originalschauplätzen Tafeln auf. Damals Betroffene halfen mit und erinnerten sich.

Letzte Ausstellungen auswärts

Zwei Ausstellungen stellte der Verein nach der Räumung des Stöcklis noch auf die Beine. Eine in der Mühle Vechigen, was gut zum Thema «Mühle, Korn und Brot» passte, und eine allerletzte im vergangenen Frühling im Wohn- und Pflegeheim Utzigen mit dem sinnbildlichen, aber eher zufälligen Thema «Werden – Sein – Vergehen». Unter den Ausstellungstücken war auch der einstige Auslöser, das Museum überhaupt zu gründen: der alte Leichenwagen der Gemeinde Vechigen, der wegen des Umbaus der Pfrundscheune in den 1980er-Jahren im Lager des Ortsmuseums einen neuen Platz bekam. Zum letzten Mal gezeigt wurde der Leichenwagen in einem Gewächstunnel inmitten lebender Schmetterlinge.


Dieses Jahr nun musste der Verein die Bühne räumen, in dem die grösseren und nicht so empfindlichen Sachen gelagert waren, und leitete die ersten Schritte zur Vereinsauflösung ein. Die restlichen Museumsstücke liegen in zwei Archivräumen und gehen wo immer möglich zurück an die Besitzer und Besitzerinnen. Alles, was die Gemeinde Vechigen betrifft, wird ein Historiker anschauen und die Gemeinde allenfalls übernehmen. Vieles werden Wagner und seine Mitstreiter entsorgen müssen. Für den Leichenwagen suchen sie noch einen Platz. Und im Sommer 2026 schliesslich, fast 50 Jahre nach seiner Gründung, ist geplant, den Verein offiziell aufzulösen.


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