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«Ich fürchte, dass wir zu Cyborgs mutieren»

Franco Rose alias DJ Franctone möchte gerne spielerischer an die Dinge herangehen. Aktuell spielt er nur mit Tieren. Und Platten. Was ihn wiederum von einer Zeitreise in die 1970er-Jahre träumen lässt, um die Anfänge von Hip Hop und Techno zu erleben. 

| Anzeiger Region Bern | Kultur
Franco Rose.
Franco Rose alias DJ Franctone. Foto: zvg

Wenn Sie ab jetzt als Tier leben müssten, welches würden Sie wählen?

Als Vogel würde ich mich wahrscheinlich sehr wohl fühlen. Schwerelos dahingleiten, unterschiedliche Perspektiven einnehmen und abhauen, wenn’s zu laut wird. 

Über was für Eigenschaften muss ein Mensch verfügen, damit Sie mit ihm eng befreundet sein wollen?

Ich schätze Menschen, die den Mut haben, unangenehme Themen anzusprechen und sich trauen, auch die dunklen und verletzlichen Seiten von sich zu zeigen. 

Haben Sie gerade sich selbst beschrieben?

Ja.

Was finden Sie an sich selbst schön?

Äusserlich mein Blick, wenn ich von etwas fasziniert bin. Innerlich meine Bereitschaft, mich selbst in Frage stellen zu können und die Fähigkeit, über mich selbst zu lachen. 

Auf was sind Sie besonders stolz?

Stolz ist nicht das passende Wort. Ich bin froh, dass ich meine DJ-Karriere wieder aufgenommen habe. Es erfüllt mich mit Freude und auch Dankbarkeit. 

In welchem Punkt möchten Sie sich selbst gerne optimieren? 

Spielerischer an die Dinge heran zu gehen. Ich nehme viele Dinge immer noch sehr ernst, obwohl sie es nicht verdient haben. 

Warum tun Sie es nicht?

Ich erinnere mich regelmässig selbst daran. Doch die Gewohnheit ist stark verwurzelt. So nach dem Motto: der Geist ist stark, das Fleisch schwach. 

In welchen Situationen ist Ihnen so richtig wohl?

Wenn ich keine inneren Konflikte habe. Dann noch 20-25 Grad, etwas Leckeres zu essen, eine Umgebung mit Wasser, Wiese und Wald, reflektierte und zugleich lockere Menschen um mich herum und natürlich inspirierende Musik. Es braucht gar nicht viel, oder?

Welches Alter passt am besten zu Ihrer Persönlichkeit? (In welchem Alter fühlten Sie sich am meisten zuhause? Oder denken Sie, dieses Alter kommt erst noch?)

Ich vergleiche das Leben mit den Jahreszeiten. Zwischen 0-20 ist Frühling, zwischen 20-40 Sommer usw. So betrachtet passt das Alter zwischen 15 – 20 (Frühling) sehr gut zu mir. Im Frühling erwacht das Leben aus dem Tiefschlaf, Vieles ist in Bewegung und alles wirkt neu und wenig berechenbar. 

Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten?

Riskiere mehr! Ich tendiere dazu, der vermeintlichen Sicherheit zu viel Gewicht zu geben. 

Welcher Leitspruch nervt Sie am meisten?

Puuh, da gibt es viele. Ich nenne sie pseudo-positive Leitsprüche. Das sind diejenigen, die ich mir einrede, aber selbst nicht glaube. Zum Beispiel: Ich kann alles schaffen, wenn ich es wirklich will!

Reden Sie mit Tieren? Auch wenn ein anderer Mensch zuhört?

Ja klar! Ich wälze mich sogar auf dem Boden, wenn beispielsweise eine Katze oder ein Hund mir signalisiert: ich will spielen.

Was tun Sie als letztes, bevor Sie ins Bett gehen?

Ich habe keine Routine, bevor ich ins Bett gehe. Es kann sein, dass ich fern sehe, Musik höre, tanze, esse oder meditiere. 

Was mögen Sie an Bern?

Die Natur. Mir gefallen besonders die Gebiete an der Aare wie die Elfenau, die Matte oder das Marzili. 

Was nicht?

Es hat zu viele Tages-Veranstaltungen an den Wochenenden. 

Welches ist Ihr Lieblingsort auf der Welt?

Den gibt es nicht. Es ist von meiner Stimmung, der aktuellen Lebenslage und anderen Faktoren abhängig. Es gab eine Zeit, da wollte ich unbedingt in Asien leben. Ich war so begeistert von der Natur, den Menschen und ihrer Lebenseinstellung. In meiner Blütezeit als DJ übten New York, London oder Ibiza einen besonderen Reiz auf mich aus, da das Nachtleben so pulsierend war. Momentan ist es die Elfenau, wo ich wohne. 

An welchen Ort und in welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen, wenn Sie könnten?

Ha! Da gibt es viele! Und ich bin mir sicher, dass ich schnell süchtig nach dieser Art von Reisen würde. Als erstes ginge ich in die Zeit zurück, in der unser Planet noch nicht von Menschen bevölkert war. Dann zurück in die Epoche, in der die Menschen noch nicht sesshaft und als Nomaden unterwegs waren. Mein DJ-Herz würde höher schlagen, wenn ich zurück in die 70er-Jahre zurückgehen und die Anfänge des Hip Hop und der elektronischen Musik miterleben könnte. 

Wenn Sie die Gelegenheit hätten, auf den Mond zu fliegen – würden Sie es tun?

Nein, auf keinen Fall. Ich reise nicht gerne. Ein Flug auf den Mond stelle ich mir extrem anstrengend vor. 

Sehen Sie im technischen Fortschritt eher Grund zur Sorge oder zur Hoffnung? Begründen Sie!

Beides. Meine Sorge besteht in der Befürchtung, dass wir immer mehr zu Cyborgs mutieren, Entscheidungen KIs überlassen und entsprechend unsere Menschlichkeit verlieren. Unsere Gadgets und Apps wissen mittlerweile besser über uns Bescheid als unsere besten Freunde oder wir selbst. Was ich mir erhoffe, sind z.B. Lösungen im Bereich der Wasserknappheit und der steigenden Temperaturen auf diesem Planeten. 

Welche berühmte (lebende oder tote) Person würden Sie gern persönlich treffen?

Ich würde gerne Rafael Nadal, die spanische Tennis-Legende, treffen. Als leidenschaftlicher Tennisspieler bin ich von seiner mentalen Stärke fasziniert. Damit meine ich nicht das Herumzupfen an Hosen und T-Shirt oder das Kratzen am Hinterteil (lacht). Ich möchte mich gerne mit ihm über Themen wie Selbstmotivation, Umgang mit Schmerzen, Hingabe usw. unterhalten. 

Wie viele verschiedene Sexualpartner sollte ein Mensch im Leben etwa haben?

Ein Sollte gibt es in dieser Hinsicht für mich nicht. Ich denke, Sexualität ist neben Lustbefriedigung auch eine Möglichkeit, beispielsweise sich selbst näher zu kommen oder gemeinsam Ekstase und/oder Liebe zu erleben. Jemand mit einem  grossen Verlangen nach unterschiedlichen Partnern ist unzufrieden, wenn er es nicht ausleben kann.  

Sind Sie ein guter Partner? 

Ja. Gut im Sinne von aufrichtig, zuverlässig und authentisch. 

Würden Sie lieber nur noch lieben oder nur noch geliebt werden? 

Da könnte ich mich nicht entscheiden. Beides hat seine Qualität. Wenn ich in Liebe bin, dann fühle ich mich frei von den Fesseln des eigenen Egos (lacht). Wenn ich geliebt werde, fühle ich mich geborgen und angenommen. 

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint? 

Letzte Woche. Es lief ein Film mit einer Szene zwischen Vater und Sohn, die mich extrem gerührt hat. 

Wovor haben Sie am meisten Angst?

Vor den Folgen der Hitze. 

Was würden Sie aus Ihrem Haus/Ihrer Wohnung retten, wenn es brennen würde und Sie nur einmal laufen könnten?

Ganz sicher unsere Katze

Was soll das ganze?

Da habe ich mir schon oft den Kopf zerbrochen. Fast alle Menschen, ich eingeschlossen, glauben an einen tieferen Sinn im Leben. Aber gibt es den wirklich oder ist es nur eine Vorstellung?

Die legendäre Spacenight ist zurück

Am Pfingstsonntag findet im Kulturhof Schloss Köniz die Spacenight statt. Es ist bereits die vierte Auflage seit dem Neubeginn der beliebten Partyreihe. Als Resident-DJs fungieren Franctone und Aviva. Sie bewegen sich musikalisch von Breakbeat & Organic House bis zu Progressive und hypnotischem Techno. Die ersten Spacenights – ebenfalls mit DJ Franctone – fanden in den 2000er-Jahren auf dem Gurten statt. 

www.spacenight.ch


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