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Herr Nause, wie sieht die Situation in Bahnhofsnähe aus?
Der Bahnhof war immer ein Hotspot und wird aufgrund seiner Publikumsfrequenz einer bleiben. Um die 200 000 Personen nutzen den Bahnhof täglich. Wo es viele Leute hat, da passiert auch mehr als bei schwach frequentierten Plätzen. Zudem haben wir verschiedene Problemstellungen, die sich in diesem Perimeter überlagern. Der Bahnhof ist ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit und vom städtischen Interventionsteam Pinto.
Bei diesen wahrgenommenen Hotspots, gibt es da Zahlen, dass es zu mehr Polizeieinsätzen wegen tatsächlicher Gewalt oder Drogendelikten kam?
Die Deliktzahlen sind im letzten Jahr nicht nur in diesem Perimeter erheblich angestiegen. Und wenn man diese Zahlen genau betrachtet, dann ist der Bahnhof seit eh und je ein Ort, wo viel passiert. Und da sind auch das Bollwerk und die obere Innenstadt mitgemeint.
Welche Möglichkeiten hat da die Polizei?
Präsenz. Präsenz vor Ort in Form von Fuss- und Autopatrouillen.
Das eskaliert die Lage nicht weiter?
Wenn die Polizei da ist, dann ist es meistens sehr ruhig und wenn sie geht, dann wird’s eher problematisch. Wenn wir sichtbare Patrouillenpräsenz haben, dann passiert am wenigsten.
Repressives Vorgehen wird von verschiedenen Seiten stark kritisiert. Es sei Verdrängung statt einer Lösung.
Es ist ein Stück weit Verdrängung, aber gerade beim Bahnhofseingang entsteht ein Teil des Problems durch die schiere Anzahl von Personen, die zusammenstehen. Der Haupteingang ist eine Verkehrsfläche, wenn man nicht mehr in den Bahnhof reinkommt, weil sich einfach schon zu viele Leute dort aufhalten und zum Teil auch Alkohol konsumieren, dann ist das ein Problem. Und da arbeitet die Bahnpolizei eng mit der Kapo zusammen.
Wird so das Problem nicht einfach verschoben?
Ein Ort, wo sich wenige Menschen aufhalten, ist ein ganz anderer als einer, wo hundert Personen sind. Dann wird’s laut, dann wird’s fiebrig, aggressiver; es kommt zum Teil zu Meinungsverschiedenheiten. Die Stadt Bern hat genügend soziale Angebote ausserhalb dieses Perimeters. Wir müssen hier auch dem Sicherheitsempfinden der Bevölkerung Rechnung tragen.
Inwiefern muss die Polizei einem subjektiven Sicherheitsempfinden der Menschen nachkommen?
Wenn man da vorbeigeht und jemand «mööget» etwas, da erschrickt man. Dass sich beispielsweise jemand Älteres am Samstagabend um 23 Uhr beim Bahnhof nicht sicher fühlt, ist eine Einschränkung für dessen Lebensqualität. Das wollen wir verhindern, was mitunter polizeiliche Präsenz erfordert. So können Personen, die sich auffällig verhalten, angesprochen oder auch weggewiesen werden. Damit kann das Sicherheitsempfinden gestärkt werden. Wer friedlich auf dem Bänkli sein Bier trinkt, wird nicht weggewiesen.