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Damit Bern eine Baum-Stadt bleibt

Der Baumbestand in der Stadt Bern ist einzigartig. Doch die Hitze und die dichte Bauweise setzt dem «Rückgrat der grünen Infrastruktur» zu. Mit einer neuen Ausstellung wollen die Behörden die Stadtbevölkerung für die Problematik sensibilisieren.

| Fabian Christl | Politik
Im Gewächshaus der Stadtgärtnerei kann man sich über Bäume informieren. Fotos: Nik Egger
Im Gewächshaus der Stadtgärtnerei kann man sich über Bäume informieren. Fotos: Nik Egger

Berner mögen Bäume. Da werden Megaprojekte wie das Tram Region Bern oder die neue Fussgängerunterführung beim Hirschengraben bekämpft, weil dafür ein paar Bäume weichen müssen. Und selbst Fällungen von umsturzgefährdeten Bäumen können wütende Leserbriefe auslösen.

Auch die Berner Behörden sind stolz auf den Baumbestand der Bundesstadt. Er bilde das «Rückgrat der grünen Infrastruktur», sagt Christoph Schärer, Leiter Stadtgrün Bern, bei der Präsentation der neuen Ausstellung «Bäume in der Stadt» (siehe Box). Rund 23 000 Exemplare stünden innerhalb der Stadtgrenzen auf öffentlichem Grund. Anders als andere Städte verfüge Bern zudem über viele Mischalleen, einen vielfältigen Baumbestand und über speziell grosskronige Bäume. «Es ist nicht unser Verdienst; zu verdanken haben wir das unseren Vorfahren», so Schärer.

Neue Schädlinge

Ob das so bleibt, ist aber fraglich. Die Klimaerwärmung setzt den Bäumen zu. Zwar konnten junge, wachsende Bäume vom feucht-kühlen Frühsommer profitieren, bei ausgewachsenen Bäumen können aber die durch zwei Hitzesommer in Folge entstandenen Schäden nicht behoben werden, wie Peter Kuhn, Leiter des städtischen Baumkompetenzzentrums, ausführte.

Doch es ist nicht nur die Hitze an sich, die den Bäumen Probleme bereitet. Durch die veränderten klimatischen Bedingungen halten auch Schädlinge und Krankheiten in unseren Breitengraden Einzug, von denen wir bisher verschont waren. Kuhn verweist etwa auf den Platanenkrebs, das Eschentriebsterben oder den Japankäfer, der bereits in Basel Schrecken verbreitet.

05 Bern Baumausstellung

Neue Pläne

Speziell schwierig haben es Bäume in Strassennähe. Die verdichtete Bauweise, die vielen Werksleitungen sowie die Vibration des Schwerverkehrs sorgen dafür, dass Strassenbäume wenig Platz haben und ständigen Stressfaktoren ausgesetzt sind. Auch Streusalz und Vandalismus setzen den Bäumen zu.

Wie Kuhn und Schärer betonen, liegt der Stadt aber viel daran, den Baumbestand zu erhalten und gar noch zu vergrössern. Schliesslich sei dieser zentral für die Lebensqualität. Bäume liefern nicht nur Sauerstoff und speichern CO2, sie sorgen durch ihren Kühleffekt auch für ein angenehmes Stadtklima, so die Behördenvertreter.

Ziel sei, dass in Parks, Strassen und auf Plätzen rund 30 Prozent der Fläche von Baumkronen überdeckt sei. Während der Zielwert in Parks bereits erreicht werde, bestehe im Strassenraum noch Optimierungsbedarf, heisst es. Laut der Stadt liegen derzeit 23 Prozent der Strassen- und Trottoir-Fläche im Schatten der Bäume.

Die Stadt investiert deshalb viel, damit der Baumbestand bzw. das Kronenvolumen weiterhin zunimmt. Seit Längerem ist sie etwa dabei, auszutüfteln, welche Baumarten für die neuen klimatischen Verhältnisse gerüstet sind. So wurde bereits festgestellt, dass etwa Rosskastanien, Bergahorne und Sommerlinden, aber auch Spitzahorne und Hainbuchen wenig geeignet für heisse und trockene Sommer sind. «Bergahorne pflanzen wir nur noch vereinzelt in Parks, im Strassenraum funktionieren sie nicht mehr», sagt Kuhn.

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Neue Bäume

Ersatz suchen die Behörden vor allem in Südosteuropa. So wird erwartet, dass zwar die Winter milder und die Sommer heisser und trockener werden. Wegen des weiterhin auftretenden Spätfrosts werden aber auf der Bundesterrasse nicht so bald Palmen wachsen. Hingegen erscheinen Versuche mit Schneeball-Ahorn oder der Zerreiche als durchaus vielversprechend.

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Peter Kuhn.

Neues Wissen

Allerdings ist es nicht nur eine Frage der Sorten. Derzeit verfügen Bäume in der Stadt Bern über 9 Kubikmeter Platz für ihre Wurzeln. Langfristig wird nun eine Erhöhung auf 36 Kubikmeter angestrebt. «Das bedingt aber grosse städtebauliche Anpassungen», so Kuhn.

Weiter haben die Behörden bei Testpflanzungen auf der Schützenmatte festgestellt, dass nicht nur Feuchtigkeit und die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Boden wichtig sind, sondern auch die Bodentemperatur entscheidend ist, ob sich die Bäume entfalten können. «Mit grösseren Grünstreifen rund um die Bäume bleibt der Boden kühler – das kommt den Bäumen zugute», sagt Kuhn.

Ob die Bemühungen Früchte tragen werden, wird sich weisen. Zu hoffen ist aber, dass dereinst unsere Nachfahren ihren Vorfahren für den nach wie vor üppigen Baumbestand in der Bundesstadt danken werden.

 

Ausstellung «Bäume in der Stadt»:

Bis am 1. Dezember läuft in den Gewächshäusern von Stadtgrün Bern in der Elfenau die Ausstellung «Bäume in der Stadt». Die Ausstellung stellt zehn typische Stadtbäume vor und will das Bewusstsein für den Wert und die Herausforderungen unserer Stadtbäume schärfen. Die Erhaltung, Pflege und Entwicklung des Baumbestandes sei entscheidend für eine nachhaltige Stadt, heisst es in der Medienmitteilung. Der Besuch der Ausstellung ist täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr möglich und kostenlos. 


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