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Der Vorzeigebauer der Region Bern

Diversifizierung, Direktvermarktung und unternehmerischer Geist: Schüpfenried-Bauer Fritz Sahli geht seinen eigenen Weg – und hat damit auch wirtschaftlichen Erfolg.

| Fabian Christl | Wirtschaft
Seine Kühe haben Hörner: Fritz Sahli aus Schüpfenried. Fotos: Nik Egger
Seine Kühe haben Hörner: Fritz Sahli aus Schüpfenried. Fotos: Nik Egger

Da ist ein Café, das an diesem Donnerstagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Da ist ein Saal, in dem Kunstausstellungen und Konzerte stattfinden und Firmen Tagungen veranstalten. Da sind eine Sauna, ein Laden, ein Arbeitsintegrationsprojekt, es gibt Yoga-Kurse, man kann Massagen buchen. Kurz: Es wirkt ein wenig wie ein alternativ angehauchtes Gemeinschaftszentrum.

Aber eigentlich befinden wir uns auf einem Bauernhof. Und zwar auf dem Bio-Bauernhof Schüpfenried von Fritz Sahli. Der 54-Jährige ist so etwas wie der Vorzeigebauer der Region Bern. Er beliefert all die kleinen Läden in der rot-grünen Bundesstadt mit seinen Demeter-zertifizierten Bioprodukten, unterstützt Initiativen gegen Massentierhaltung oder für ökologischere Produktionsweisen, und statt zu jammern, sagt er, dass er auch ohne Direktzahlungen und Grenzschutz wirtschaften könnte.

Damit bringt er Grüne wie Liberale zum Frohlocken. Nur bei seinen Berufskollegen macht er sich so nicht nur Freunde. Dabei unterstützt Sahli die aktuellen Proteste durchaus ideell, wie er sagt. Die Marktmacht von Migros und Coop sieht er zum Beispiel als Problem. «Sie legen etwa sehr enge Kriterien fest, welche Form das Gemüse haben muss, damit sie es kaufen.» 

19 Fritz Sahli

Direktvermarktung statt Grossverteiler

Selbst hat er seinen Betrieb von Beginn an so ausgerichtet, dass er nicht von den Grossverteilern abhängig ist. «Den grossen Detailhändlern verkaufe ich nur im Herbst ein paar Kürbisse», sagt er. Stattdessen setzt er auf Direktvermarktung. Er pflanze nur Dinge an, die er selbst verkaufen könne, sagt er. Das bedingt auch, sich den wechselnden Trends anzupassen. Mit der Produktion von Leinöl etwa hat er mittlerweile wieder aufgehört.

Sahli möchte, dass sich die gesamte Schweizer Landwirtschaft auf Nachhaltigkeit und Qualität ausrichtet. Allerdings versteht er, dass gerade Bauern fernab der Städte eher auf Strukturerhalt setzen, weil die Kundschaft dort auch wenig Interesse an Bio-Nahrungsmitteln zeige. «Wenn die Konsumenten nicht bereit sind, anständige Preise zu zahlen, wird es auch schwierig mit einem ökologischen Umbau der Landwirtschaft.»

14 Fritz Sahli

Der «Pfupf» ist noch da

Sahli ist für landwirtschaftliche Verhältnisse ein Spätberufener. Eigentlich sollte sein älterer Bruder den Elternhof in Uetligen übernehmen, doch dieser starb früh. In seinen 20ern zog es Sahli auch vor, zuerst etwas am Leben zu schnuppern, bevor er sich dem Bauernalltag unterwarf. Er reiste viel, fotografierte, half Leuten bei Umbau von Häusern. Aus Andeutungen wird klar: Es müssen wilde Jahre gewesen sein. «Ich betätigte mich als Lebenskünstler», sagt er schmunzelnd. Und wird bald wieder ernst: Viele Bauernsöhne steigen zu früh ins Arbeitsleben ein. «Mit 40 ist dann ‹der Pfupf› draussen.»

Bei Sahli ist der «Pfupf» noch vorhanden. Und wie. «Ich mache das, was mir gefällt», sagt er. Einen Unterschied zwischen Arbeit und Freizeit kenne er nicht. «Es ist einfach Lebenszeit.» Übersetzt bedeutet das: Er arbeitet extrem viel. Aber hie und da eine Woche Ferien am Meer liege trotzdem drin.

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Ganzheitlicher Zugang

Als Demeter-Bauer legt Sahli Wert auf einen ganzheitlichen Zugang. Das angegliederte Arbeitsintegrationsprojekt, also das Soziale, sei ebenso ein Aspekt davon, wie dass er den Kühen ihre Hörner lasse. «Die anderen Bauern schütteln jeweils den Kopf, wenn sie das sehen.» Aber für ihn sind seine Kühe ohnehin nicht nur Fleischlieferanten, sondern Teil eines ganzen Systems. «Sie sorgen dafür, dass der Boden gesund bleibt.»

Dieses System ist mittlerweile sehr gross. Er bewirtschaftet 50 Hektar Land, beschäftigt rund 20 Personen (10 Vollzeitstellen) und erhält dafür auch über 100 000 Franken Direktzahlungen. Er richte seinen Betrieb aber nicht darauf aus, möglichst viel Direktzahlungen zu erhalten, sagt er. Sahli zeigt auf alte Hochstamm-Apfelbäume: Allein das Schneiden daure drei Stunden pro Baum. Er erhalte dafür 15 Franken Direktzahlungen pro Baum und Jahr.

Mehr verdient er mit den Wohnungen, die er vermietet, und dem Strom für über 100 Haushalte, den seine Solaranlagen produzieren. Seit einiger Zeit ist er nämlich auch noch unter die Stromproduzenten gegangen. Bei all diesen Projekten drängt sich die Frage auf: Ist er überhaupt noch Landwirt? Oder vielmehr ein Unternehmer?

Beides, sagt er. Das Organisatorische nehme mittlerweile viel Raum ein, aber er arbeite noch immer mit den Tieren. «Links in meiner Brust bin ich Landwirt, rechts Unternehmer.»

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