YB hat auswärts gegen Lausanne-Sport 1:0 gewonnen. Aber waren die Berner auch besser?
Insgesamt schon. Man hat gesehen, dass YB das qualitativ bessere Team hat als Lausanne. Gleichzeitig hat es sich so angefühlt, als ob nur so viel wie nötig investiert worden wäre. Ich fand schade, dass nach dem frühen 1:0 das zweite Tor nicht vehementer gesucht wurde.
Die Statistik war betreffend Ballbesitz und Anzahl Chancen ausgeglichen. An was machst du fest, dass YB besser war?
Ja, rein statistisch war es ausgeglichen. Aber ich spürte trotzdem stets eine gewisse Sicherheit in der Mannschaft. Sie fürchtete nie wirklich, ein Tor zu kassieren. Aber ich will es nicht schönreden: Es war ein eher träger Auftritt.
Unter Trainer Raphael Wicky gab es viele solche Spiele. Findest du, der Verein sollte mit ihm verlängern?
Das ist eine spannende Frage. Vor zwei Monaten hätte ich mich noch für eine Verlängerung ausgesprochen. Aber seit der Winterpause sehe ich das anders. Nicht nur waren mehrere Auftritte des Teams etwas uninspiriert, es ist auch so viel Unruhe in den Verein eingekehrt wie wohl seit zehn Jahren nicht mehr. Das Zuwarten seitens der Vereinsführung deutet auch darauf hin, dass Christoph Spycher und Steve von Bergen das ähnlich sehen. Ich rechne jedenfalls nicht mehr mit einer Verlängerung.
Was hältst du von der Forderung einiger Fans, sich jetzt schon von ihm zu trennen?
Davon halte ich gar nichts. Das würde völlig unnötigerweise weitere Unruhe reinbringen. Und angesichts der Tabellenposition wäre das auch schwierig
zu vermitteln.
Eine schlechte Nachricht hatten die Verantwortlichen betreffend Loris Benito. Der Abwehrchef hat sich das Kreuzband gerissen und fällt bis Ende Saison aus. Ein herber Verlust!?
Ja, extrem. Das hat mich sehr getroffen. Und es ist ein gewichtiger Verlust für das Team. Er war eine absolute Bank. Ich finde, es braucht jetzt zwingend einen Ersatz, und zwar einen, der sofort einsatzfähig ist. Wir können die Rückrunde nicht mit nur drei Innenverteidigern im Kader bestreiten.
Ich muss eingestehen, dass ich es im Sommer für eine Fehlentscheidung hielt, auf Benito in der Innenverteidigung zu setzen. Aber ich hatte mich getäuscht, er war eine der Stützen des Teams.
Ich war auch überrascht, dass er sich das zutraute. Er war zwar bei seiner ersten Zeit für YB ein sehr guter Aussenverteidiger, aber nach der Rückkehr überzeugte er nicht mehr gleichermassen. Umso mehr war ich von seiner Leistung in der Innenverteidigung beeindruckt. Er zeigte etwa in den wichtigen Champions-League-Playoffs gegen Haifa völlig fehlerfreie Leistungen. Und er hat sich auf dem Platz zu einem absoluten Leader entwickelt, von welchen es bei YB nicht mehr so viele gibt wie auch schon.
Positiv überrascht hat auch Donat Rrudhani bei seinen letzten Auftritten. Die Pläne, ihn zu verleihen, hätten nach der Vorrunde wohl noch alle begrüsst. Wie siehst du das heute?
Anfang Januar hätte ich es wohl noch für sinnvoll gehalten, ihm die nötigen Spielminuten durch eine Leihe zu ermöglichen. Aktuell scheint mir aber unser Mittelfeld noch nicht ganz vollständig. Ebrima Colley ist erst zurück vom Afrika-Cup und Joel Mvuka muss sich noch einfinden. Ausserdem hat sich Rhudhani die Einsätze mit professionellem Verhalten verdient – und auch geliefert. Alles Gründe, um einen Spieler vom Format eines Rrudhani nicht abzugeben.
Radio Gelb-Schwarz
Die Modefans des «Anzeiger» besprechen jede Woche das aktuelle YB-Spiel mit den Vollblutfans von Radio Gelb-Schwarz (RGS). Tim Wälterlin wurde im Sommer 2022 zu RGS transferiert. Seither pendelt er zwischen der Pressetribüne und dem Sektor C16. Sein Fantum geht aber weiter zurück: Seit den frühen 10er-Jahren ist das Wankdorf wie sein zweites Zuhause.
www.radio-gelb-schwarz.ch
