YB entlässt Trainer Raphael Wicky nach der Niederlage gegen Zürich per sofort. Was hältst du davon?
Ich bin nicht überrascht. Die Frage nach der Zukunft Wickys steht seit längerem im Raum. Und gestern hat das Team auf dem Platz mit einer weiteren schlechten Leistung selbst die Antwort gegeben. Ich denke, ihm selbst war nach dem Spiel bewusst, dass es sein letztes als YB-Trainer war. So habe ich jedenfalls das Interview interpretiert, das er auf «Blue» gab.
Ich finde es einen plumpen und falschen Entscheid. Ich wüsste nicht, wieso man die jüngsten Niederlagen Wicky anlasten könnte. Die Spieler sind einfach verunsichert und begehen zu viele technische Fehler. Da kann der Trainer wenig dafür.
Es ist halt mehr oder weniger die einzige Massnahme, welche die Führungsriege auf die Schnelle treffen kann. Neue Trainer können mit einem neuen Trainingsprogramm oder kleinen taktischen Anpassungen eventuell neue Impulse geben. Ob es nützt, muss sich natürlich erst noch weisen. Aber die Leistungen war ja schon lange nicht mehr gut. Wicky konnte sich einzig dank den Resultaten halten.
Ich denke, Wicky hätte mit seiner Ruhe dafür gesorgt, dass aus der Mini-Krise keine grosse Krise geworden wäre. Dass YB unter Wicky in der Super League bisher nie zwei Spiele in Folge verlor, zeugt doch von seiner Qualität.
Ich war gestern vor dem Spiel auch total überzeugt, dass YB gewinnen wird – und die Trainer-Diskussionen vertagt wird. Der FC Zürich war ja ebenso in einer Krise und spielte zuletzt nicht gut. Nach dem frühen 1-0 zeigte sich aber YB ein weiteres Mal ideenlos, agierte ständig mit langen Bällen, die die Zürcher kaum vor Probleme stellten.
Nun übernimmt vorerst U21-Trainer Joël Magnin. Was hältst du davon?
Ich finde es eine gute Lösung. Einerseits, weil Magnin YB schon kennt und weiss, welcher Fussball gefragt ist. Als Juniorentrainer hat er auch Erfahrung darin, junge Spiele weiterzuentwickeln – etwas, was Wicky ja vorgeworfen wurde. Ausserdem hat Magnin bereits als Xamax-Trainer Super-League-Erfahrung gesammelt. Zwar ist YB ein anderes Kaliber, aber ich denke trotzdem, dass es funktionieren könnte.
Medial wird Mario Frick mit YB in Verbindung gebracht. Luzern hat einen guten Kader, überzeugt aber nicht wirklich. Auch in seinen Interviews finde ich ihn teilweise etwas unangenehm.
Bei Luzern habe ich ihn nicht so eng verfolgt, aber als Vaduz-Trainer hat er mir gefallen. Sein Spielstil ist attraktiv und er zeigte sich auch stets als variabel. So setzt er jeweils in der Pause mit kleinen Anpassungen neue Akzente, wie es auch Gerardo Seoane jeweils gut verstand. Und sein Auftreten ist mir nie negativ aufgefallen. Ich denke, das könnte noch passen.
Winterthur-Trainer Patrick Rahmen würde vom Auftreten her zu YB passen – und wäre vom Spielspiel her die Antithese zu Wicky. Doch steckt in ihm zu viel Basler Vergangenheit?
Ein interessanter Vorschlag. Ob die Fans ihn akzeptieren würden, ist schwierig zu beurteilen. Für die Führungsetage spielt es wohl aber keine Rolle, dass er lange bei Basel engagiert war. Es ist ohnehin schwierig abzuschätzen, was für Entscheidungen getroffen werden. Mit Wicky hatte ja auch niemand wirklich gerechnet.
Für René Weiler sprechen die aktuellen Erfolge mit Servette. Wäre er eine Option?
Das sehe ich nicht als realistisch. Wenn er weiterhin so viel Erfolg hat, wie zuletzt, gibt es für ihn wenig Gründe, um zu wechseln. Als Trainer ist man ja auch froh, wenn man an einem Ort etwas längerfristig arbeiten kann.
Gibt es noch weitere Namen, vielleicht aus der Super League, die du für interessant hältst?
Es ist noch zu früh für diese Diskussion. Ich glaube auch bei YB steht die Trainerfrage noch nicht im Fokus – auch wenn man natürlich mit einem neuen Trainer am besten in die Sommervorbereitung startet. Aber ich würde auch nicht ausschliessen, dass Magnin eine langfristige Lösung wird. Wenn er es gut macht, spricht nicht viel dagegen.
Radio Gelb-Schwarz
Die Modefans vom «Anzeiger» besprechen jede Woche die aktuellen YB-Spiele mit den Vollblutfans und Kommentatoren von Radio Gelb-Schwarz (RGS). Lucas Bischoff kommentiert seit 2016 für RGS. YB-Fan ist er, seit er als Kind die «Aufsteigerjungs» feiern konnte. Ihn fasziniert das Phänomen Fussball in all seinen Ausprägungen, von den kleinen Belanglosigkeiten bis hin zur grossen Fussballindustrie. (fac)
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