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BEKB profitiert von CS-Debakel
Die Berner Kantonalbank erzielt Rekordgewinne – dank steigender Zinsen und der CS. An den Kontogebühren hält sie trotzdem fest.

Die Berner Kantonalbank verdient so viel wie noch nie. Vergangene Woche stellte die Bank ihre Jahresbilanz vor. Und brach dabei ihre Rekorde.
So stieg der Jahresgewinn 2023 auf 174,9 Millionen Franken – fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zinserfolge nahmen um mehr als einen Viertel zu; der Geschäftserfolg lag mit 239 Millionen Franken gar 40 Prozent höher als noch vor einem Jahr. Damit übertrifft die BEKB einmal mehr die Rekordwerte, die sie in den beiden Vorjahren bereits erreicht hatte.
Dieses Resultat hängt eng mit den Zinsentwicklungen zusammen. Die Schweizer Nationalbank hat den Leitzins im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit langem wieder angehoben. Wer Geld auf der Bank abgelegt hat, erhält damit wieder Zinsen ausgezahlt. Das gilt auch für die BEKB, die eine grosse Summe an Kundengeldern bei der Nationalbank abgelegt und dafür nun Zinsen erhalten hat.
Trotz Rekordergebnis: Gebühren bleiben bestehen
Die Bank kann diese höheren Zinsen denn auch an ihre Kundschaft weitergeben. Das hat die BEKB getan: Als eine der ersten Banken führte die BEKB im letzten Jahr wieder Zinsen auf Zahlungskonten ein und erhöhte die Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten. Mit ihren Sparzinsen befindet sich die BEKB im Vergleich zu anderen Banken im oberen Mittelfeld.
Gleichzeitig hat sie aber die Hypothekarzinsen schneller erhöht als die Zinsen auf den Konten. Sie kann also mehr Zinsen auf das Geld verlangen, das sie verleiht, als sie ihren Sparkontokunden auszahlen muss. Auch das erhöht ihren Gewinn.
Umso mehr, da die BEKB an ihren Kontogebühren festhält. Andere Kantonalbanken wie etwa die Zürcher Kantonalbank haben die Kontogebühren, die sie während der Negativzinsphase eingeführt hatten, wieder abgeschafft. Ein Standardsparkonto bei der BEKB kostet dagegen weiterhin 72 Franken pro Jahr.
Die Gebühren würden zwar jährlich angepasst, sagt Brun. Doch man wolle die Gebühren und Erträge im Kundengeschäft «für eine nachhaltige Entwicklung ausgleichen», erklärt er. Sprich: Die Bank soll weiterhin auf ihre Kosten kommen. Sie will die Gebühren deshalb bis auf weiteres beibehalten.
«Kurzfristiger Anschub» durch CS-Krise
Dennoch verzeichnet die BEKB gemäss Geschäftsleitung einen Kundenzuwachs. Dieser gehe zu einem Teil auf die CS-Krise zurück, so Armin Brun, Geschäftsführer der BEKB. Die Bekanntgabe der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS habe im vergangenen März auch für einen kurzen Ansturm auf die BKB gesorgt.
Doch nach der Übernahme habe es dafür wieder einen leichten Rückgang gegeben. Insgesamt gewann die BEKB in diesem Jahr einen Neugeldzufluss von 748 Millionen Franken, auch das 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Kundenzuwachs sei denn auch auf andere Faktoren zurückzuführen, so Brun. Auf den proaktiven Kontakt zur Kundschaft zum Beispiel, oder auf die physische Präsenz der Bank – wie etwa die Modernisierung der 54 BEKB-Standorte in den letzten vier Jahren.
«Privatisierung ist Sache der Politik»
Während das Kundengeschäft «sehr zufriedenstellend» laufe, sei das Anlagegeschäft eher durchschnittlich ausgefallen, so Brun. Einerseits, weil das Marktumfeld sehr wechselhaft sei – gerade durch die CS-Krise und die Angst vor einer Rezession seien die Kunden weniger bereit, ihr Geld anzulegen.
Andererseits sei die BEKB auch noch wenig als Anlagebank bekannt. Dort wolle man weiter ausbauen. Potenzial sieht Brun ausserdem im IT-Bereich.
Trotz der positiven Bilanz bleiben kleine Dämpfer. So haben mehrere Kantonalbanken eingeräumt, bei der insolventen Signa Holding von René Benko engagiert zu sein. Dazu will Brun aber nichts sagen; man könne wie üblich keine Auskunft zu einzelnen Kreditnehmern geben, sagt er gegenüber «Bund» und Berner Zeitung.
Viel lieber spricht man über die Glanzresultate vom letzten Jahr. Die spiegeln sich auch im Aktienkurs der Bank. Dessen positive Entwicklung veranlasst den Verwaltungsrat der BEKB dazu, eine höhere Dividende vorzuschlagen. Neu soll diese 10 Franken pro Titel betragen, 40 Rappen mehr als im Vorjahr.
Von einer solchen Erhöhung profitiert auch der Kanton Bern. Als Mehrheitseigner mit 51,5 Prozent der Aktien erhält der Kanton damit 48 Millionen Franken an Dividenden. Im Zuge der staatlichen Unterstützungsleistungen für die CS-Übernahme kam zwar die Frage nach einer vollständigen Privatisierung der Kantonalbanken wieder auf. Dazu will sich Brun aber ebenfalls nicht weiter äussern: Das bleibe der Politik überlassen, sagt er.