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In Hofwil lagern Schmuckstücke für den Umbau geschützter Häuser

Wer im Kanton Bern ein denkmalgeschütztes Haus umbauen will, darf sich im Bauteiledepot in Hofwil bedienen. Unter Bewachung von Ivana
Wyniger und Hündin Raja lagern hier Schätze, die bei einem Abriss vor der Schuttmulde gerettet wurden. 

| Nik Egger | Gesellschaft
Ivana Wyniger mit Hündin Raja.
Ivana Wyniger mit Hündin Raja. Fotos: Nik Egger.

Ivana Wyniger wühlt in einer Kiste mit alten Türgriffen, ihre Hündin Raja steht mit den Vorderbeinen auf dem Tisch und beschnuppert die Schmuckstücke. Die zwei sind die Hüterinnen des Bauteiledepots in Hofwil bei Münchenbuchsee. In diesem Gehöft lagern zigtausend ausgemusterte Bauteile. Alte Kachelöfen, Türen, Beschläge, Ziegel, die bei einem Abriss vor der Schuttmulde gerettet worden sind. Jeweils am Donnerstagnachmittag und am Freitag öffnen sich die Türen des Depots für angemeldete Personen. Allerdings nur für diejenigen, die im Kanton Bern ein Baudenkmal besitzen, das im kantonalen Bauinventar geführt wird.

Die Liste mit schützens- und erhaltenswert eingestuften Bauten ist seit diesem Jahr um rund 11 000 Objekte ärmer. Die eben abgeschlossene Revision des Bauinventars wurde im Jahr 2016 vom Grossen Rat in Auftrag gegeben. Er hat beschloss damals, dass nur höchstens 7 Prozent aller Gebäude im Kanton als erhaltens- oder schützenswert eingestuft sein dürfen. Im vergangenen November wurde die Revison durch die Denkmalpflege abgeschlossen. Seit Anfang Januar sind die Inventarobjekte nun auch online einsehbar. Nach der Revision sind im Kanton Bern noch rund 29 000 Einzelobjekte und rund 1100 Baugruppen auf der Liste geführt.

Für Ivana Wyniger hat die Revision keine Auswirkungen. Die ehemalige Steinbildhauerin ist weiterhin dafür verantwortlich, dass alle Bauteile ihren Platz im Depot finden. Sie erklärt, manchmal würden Handwerker etwas vorbeibringen oder Bauherren würden Fotos schicken und fragen, ob Interesse bestehe. «Jetzt bauen wir in einem Objekt gerade einen alten Parkettboden aus, der dann hier auf einen neuen Besitzer oder eine Besitzerin wartet.» Die 46-Jährige freut sich jedes Mal, wenn ein Teil wieder eine neue Bleibe findet. Manche Teile sind schon Jahrzehnte da, manche finden schnell einen Abnehmer. 

Bezahlen müssen die Leute nichts für die Teile, es sind offiziell «Naturalbeiträge». Mit einer Ausnahme: Die Glassammlung. «Diese Antikgläser konnten wir einem alten Glaser abkaufen und wir verkaufen sie auch wieder», erklärt Wyniger. Allerdings müsse das Objekt schon passen. An jemanden mit einem Neubau werde nicht verkauft. Dann schaut Raja sie mit grossen Hundeaugen an und die beiden verlassen den ungeheizten Lagerraum und gehen wieder Richtung Hauptgebäude. «Raja mag die Kälte nicht», sagt Wyniger und verschwindet samt Hündin im warmen Büro neben dem Depot.

08 Münchenbuchsee Bauteilllager Denkmalpflege Ivana Wyniger

Türen.

Detail aus Sandstein.

06 Münchenbuchsee Bauteilllager Denkmalpflege Ivana Wyniger

Alte Tonziegel.

01 Münchenbuchsee Bauteilllager Denkmalpflege Ivana Wyniger

Kachelöfen.

09 Münchenbuchsee Bauteilllager Denkmalpflege Ivana Wyniger

Glassammlung. 


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