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Mehr Wohlbefinden für Ältere dank einer App

Lassen sich ältere Menschen von einer App dazu bringen, Gewohnheiten so zu ändern, dass sich ihr Wohlbefinden erhöht und der Gesundheitszustand verbessert? Ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule (BFH) hat gezeigt, dass dies möglich ist.

| Berner Fachhochschule | Gesellschaft
Dr. Renato Mattli ist Projektleiter Lebensstil-Interventionen für ältere Erwachsene. Foto: bfh
Dr. Renato Mattli ist Projektleiter Lebensstil-Interventionen für ältere Erwachsene. Foto: bfh

Herr Mattli, warum hat die Berner Fachhochschule ein Forschungsprojekt zur Änderung von Lebensstil-Gewohnheiten bei älteren Menschen durch­geführt?

Die Bevölkerung in der Schweiz wird immer älter. Mit zunehmendem Alter zeigen sich beim Menschen mehr und vor allem chronische Krankheiten. Ein Teil davon ist auf Gewohnheiten zurückzuführen, die sich im Lauf der Jahre eingeschlichen haben und der Gesundheit nicht zuträglich sind. Dazu gehört unter anderem mangelnde Bewegung. Durch eine aktive und gesunde Lebensweise kann vielen Krankheiten wirkungsvoll vorgebeugt werden. Die Forschenden der BFH wollten herausfinden, ob sich ältere Menschen über eine Smartphone-App motivieren lassen, Gewohnheiten zu ändern und selbstständig etwas für ihr Wohlbefinden zu tun.

Wie sind die Forschenden vorgegangen?

In einem ersten Schritt befragten die Forschenden rund 1000 Seniorinnen und Senioren, welche digitale Unterstützung sie sich rund um die Bewegung wünschen würden und an welchen Lebensstil-Bereichen sie ausserdem noch interessiert wären. Dann holten sie bei Fachleuten Informationen zu den Themen Schlaf, Ernährung und Entspannung ein. Daraus entstanden die Inhalte der Applikation, in Form von Videos, Podcasts sowie textlichen Informationen und Übungsanleitungen. Auch mehrere Quizze waren enthalten. 

Ein Element bildeten zum Beispiel Videos, in denen Schauspielerinnen und Schauspieler im Alter der Zielgruppe körperliche Übungen zur Stärkung von Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht vorführten. Eine Versuchsgruppe von Seniorinnen und Senioren im Alter zwischen 64 und 98 Jahren testete die App dann über einen Zeitraum von zwölf Wochen. 

Zu welchen Resultaten ist die Studie gekommen?

Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hielt während des gesamten Programms durch. Die meisten von ihnen sagten danach, sie würden die App gerne weiterverwenden und diese auch weiterempfehlen. Die Nutzerinnen und Nutzer der App berichteten zudem von einem gestiegenen emotionalen Wohlbefinden, sie waren ausgeglichener und vitaler. Die Ergebnisse waren aus Sicht der Forschenden durchs Band hindurch erfreulich. Sie lieferten den Beweis, dass es möglich ist, Menschen im fortgeschrittenen Alter für gezielte Veränderungen ihrer Lebensweise zu gewinnen und dadurch die körperliche und mentale Verfassung positiv zu beeinflussen. 

Welches war die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden galt?

Die App auf die Bedürfnisse der älteren Personen auszurichten, war die grösste Herausforderung. Die Gestaltung durfte nicht zu vielfältig sein und die Bedienung sollte möglichst einfach bleiben. Weiter mussten sich die Forschenden bemühen, nicht zu fest den Mahnfinger zu heben, sondern die Nutzerinnen und Nutzer auf eine lockere Weise anzuregen, sich mit den Übungen und Anwendungen selbst etwas Gutes zu tun.

Welchen Nutzen hat das Forschungsprojekt für die Ge­sellschaft?

Eine App mit Anregungen für einen gesunden Lebensstil ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, um Wohlergehen und Selbstständigkeit von älteren Menschen zu steigern. Nutzerinnen und Nutzer können anhand der Anwendung auch erkennen, dass weit mehr Faktoren als bloss Bewegung und Ernährung ihren Lebensstil beeinflussen. Schlaf, Achtsamkeit und insbesondere soziale Kontakte sind ebenso wichtig. Mit dem gesamtheitlichen Ansatz zur Förderung der Lebensqualität unterstützt die App den Grundgedanken einer sorgenden Gesellschaft (Caring Society).  

Wie geht es weiter mit der App?

Ziel der Forschenden ist es, die App einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen. Dafür sind noch gewisse technische Anpassungen erforderlich. Die Projektleitung steht mit verschiedenen Partnern in Kontakt, um die notwendigen Arbeiten planen und umsetzen zu können.

www.bfh.ch

Dr. Renato Mattli

Projektleiter Lebensstil-Interventionen für ältere Erwachsene

 

Das Forschungsprojekt «Lebensstil-Interventionen für ältere Erwachsene» stand unter der Führung von Renato Mattli. Er ist Projektleiter Lebensstil-Interventionen im Departement Gesundheit der BFH. Lebensstil-Interventionen basieren auf einer interprofessionellen Zusammenarbeit und richten sich zum einen an das Fachpersonal im Gesundheitswesen und zum anderen an breite Bevölkerungskreise. Die Forschenden wollen damit aufzeigen, dass der Lebensstil kein eindimensionales Thema ist, sondern verschiedene Bestandteile umfasst, die sich gegenseitig beeinflussen und Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheitszustand einer Person haben. 


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