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«Was fliegt in der Luft herum und rattert?»

Wenn Selina Wälti ein Tier sein müsste, wäre es ein Steinbock, weil die «noch so einen zufriedenen Eindruck machen». Während die Protagonistin in der Vorwoche gern früher aufwachen würde, wünscht sich Wälti bessere Ausschlaf-Skills – so verschieden sind die Menschen.

| Anzeiger Region Bern | Gesellschaft
Selina Wälti. Foto: Lucien Müller
Selina Wälti. Foto: Lucien Müller

Wenn Sie ab jetzt als Tier leben müssten, welches würden Sie wählen?

In unserem Theaterstück fragt ein Schauspieler den anderen, ob er gerne ein Einhorn wäre. Das fände ich noch originell. Oder ein Steinbock. Die machen auf mich noch so einen zufriedenen Eindruck. 

Auf welche Berufsleute sind Sie neidisch?

Wenn ich Menschen zum ersten Mal begegne und gefragt werde, was ich beruflich mache, dann muss ich oftmals viel erklären. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach sagen: «Ich bin …in» und dann wäre die Sache klar. Aber wahrscheinlich gibt es solche Berufe gar nicht. Und im Grunde stört es mich, dass diese Frage in unserer Gesellschaft überhaupt so wichtig ist. 

Über was für Eigenschaften muss ein Mensch verfügen, damit Sie mit ihm eng befreundet sein wollen?

Ich glaube, Freundschaften beruhen nicht auf Eigenschaften von einzelnen Personen. Sie entstehen manchmal, wenn sich Menschen offen und mit Interesse begegnen. Und das ist immer auch eine Frage von Zeit und Raum. Oft bin ich überrascht, welche Freundschaften entstehen, bleiben und auch wieder vergehen.

Was finden Sie an sich selbst schön?

Dass ich mich manchmal in etwas vertiefen und verlieren kann. 

Worauf sind Sie besonders stolz?

Darauf, dass ich mich inzwischen auch mal verletzlich zeigen kann.

In welchem Punkt möchten Sie sich selbst gerne optimieren? 

Ich möchte gerne besser ausschlafen können.  

Warum tun Sie es nicht?

Weil ich es nicht kann. 

In welchen Situationen ist Ihnen so richtig wohl?

Am Morgen, irgendwo draussen, mit einem Kaffee und Sonne. 

Wie sieht Ihr perfektes Wochenende aus?

Am Morgen kurz in die Aare, an der Sonne trocknen und danach mit meiner WG gemütlich frühstücken. Wenn der Tag so beginnt, dann läuft schon mal sehr vieles sehr gut. Und Sonntag nachmittags Wildcard in der Dampfzentrale. Und am Abend noch eine Stunde ganz für mich allein.

Welches Alter passt am besten zu Ihrer Persönlichkeit? Oder denken Sie, dieses Alter kommt erst noch?

In meinen Augen hat Alter wenig mit Persönlichkeit zu tun hat. Aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass ich mit zunehmendem Alter mehr zu mir selbst finde. So gesehen kommt es vielleicht noch.  

Welchen Ratschlag würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben, wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten?

Ich glaube nicht, dass mein jüngeres Ich Ratschläge von meinem heutigen Ich gewollt hätte. 

Welcher Leitspruch nervt Sie am meisten?

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Reden Sie mit Tieren? Auch wenn ein anderer Mensch zuhört?

Ja, natürlich. Am häufigsten mit der Katze von meinem Mitbewohner. Unterwegs mit Kühen und Schafen eigentlich auch immer. Ich glaube, auch bei der Gartenarbeit mit den Insekten und Würmern. Auch mit den Pflanzen, wenn ich es mir so überlege.   

Was tun Sie als Letztes, bevor Sie ins Bett gehen?

Mein Telefon auf Flugmodus stellen. Ich wünschte, es wäre anders.  

Welches ist Ihr Lieblings­dinosaurier?

Ich weiss es nicht, es gab so viele verschiedene Dinosaurier. Gerade habe ich noch ein bisschen recherchiert, kenne mich damit leider wirklich zu wenig aus. Aus dieser Zeit interessieren mich eher die Farne. Die waren nämlich, glaube ich, gleichzeitig und sind immer noch da! 

Welches ist ihr liebstes ­Restaurant?

Cafe Kairo. 

Was mögen Sie an Bern?

Ich bin vor rund sieben Jahren nach Bern gekommen und hätte damals nicht gedacht, dass ich so lange bleibe. Mir gefällt das Aareufer in der Felsenau. Und der Gäste-Sektor im Wankdorfstadion, wenn der FC Winterthur spielt. Das dann schon noch.  

Was nicht?

Die Bahnhofsunterführung. 

An welchen Ort und in welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen, wenn Sie könnten?

Rund 500 Millionen Jahre zurück zu reisen und zu sehen, welche ersten Lebensformen den Planeten belebten, würde mich sehr interessieren. Es gibt einen Bildband «Wie alles begann. Die wunderbare Geschichte der Erde». Den könnte ich stundenlang anschauen. 

Wenn Sie die Gelegenheit hätten, auf den Mond zu fliegen – ­würden Sie es tun?

Nein, irgendwie finde ich das nicht nötig. 

Sehen Sie im technischen Fortschritt eher Grund zur Sorge oder zur Hoffnung? Begründen Sie! 

Ich finde es schwierig abzuschätzen, welche Erfindungen und Entwicklungen sich künftig als Fortschritt erweisen werden, aber es geht gerade alles wahnsinnig schnell. Vielleicht deshalb eher Sorge.

Sind Sie ein guter Partner? 

Kommt ganz drauf an, wofür. 

Würden Sie lieber nur noch lieben oder nur noch geliebt ­werden? 

Da kann ich mich nicht entscheiden, ich finde beides eine unendlich traurige Vorstellung.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint? 

Die letzte Woche war intensiv mit den täglichen Proben für unsere Premiere am Samstag. An einem Tag bin ich ausnahmsweise mit dem ÖV zur Probe gefahren anstatt, wie sonst immer, mit dem Velo. Ich habe vergessen, ein Billett zu lösen, und wurde kontrolliert. Da war ich zumindest kurz davor. 

Wovor haben Sie Angst?

Vielleicht davor, Fehler zu machen. Leider. 

Erzählen Sie uns einen Witz.

Was fliegt in der Luft herum und rattert? Eine Schwalbe mit Schneeketten. 

Den habe ich von meinem Neffen.

Was wollen Sie mit Ihrer ­Kleidung ausdrücken?

Ich mache das selten bewusst, aber ich glaube schon, dass meine Kleidung oftmals auch Ausdruck meiner Gefühle oder Befindlichkeit ist. 

Was würden Sie aus Ihrer ­Wohnung retten, wenn es brennen würde und Sie nur einmal laufen könnten?

Die Menschen, sonst nichts.  

Welcher Teil Ihres Haushaltes ist am wenigsten in Ordnung?

Ich glaube, der Kühlschrank. Wir teilen ihn aktuell zu zwölft – das ist manchmal herausfordernd. 

Was soll das Ganze?

Das frage ich mich auch. 

 

Selina Wälti

 

Selina Wälti ist seit rund 10 Jahren Teil der Theatergruppe muniambärg. Diese wurde 2003 von Sibylle Heiniger in Zusammenarbeit mit der volkshochschule plus gegründet. Bei muniambärg sollen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen oder chronische Krankheiten in einer entspannteren Atmosphäre künstlerisch arbeiten und Kultur mitgestalten und geniessen können. Aktuell wird das neuste Stück «SEI DU ICH. We love inklusion» im Prozess in Bern aufgeführt. Wälti hat Soziale Arbeit studiert und macht im Moment das CAS «Performing Arts and Inclusion» an der Accademia Dimitri.

 

«SEI DU ICH. We love inklusion.» spielt noch bis am 16. Juni im Prozess, Bern.

www.prozess.be


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