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Uni-Rektorin Virginia Richter: «Ich möchte gerne auf charmante Art Nein sagen können»
Die neue Rektorin der Uni Bern, Virginia Richter, würde auf den Mond fliegen, wenn das leicht und schwerelos ginge. An Bern liebt sie alles, auch ihren Beruf.
Wenn Sie ab jetzt als Tier leben müssten, welches würden Sie wählen?
Als Adler. Weil ich es so schön finde, wie sich solche Greifvögel scheinbar mühelos von der Thermik tragen lassen und über allem schweben.
Auf welche Berufsleute sind Sie neidisch?
Auf keine. Ich liebe meinen Beruf.
Über was für Eigenschaften muss ein Mensch verfügen, damit Sie mit ihm eng befreundet sein wollen?
Grosszügigkeit und innere Freiheit.
Haben Sie gerade sich selbst beschrieben?
Ich versuche jedenfalls, diese Eigenschaften zu kultivieren.
Was finden Sie an sich selbst schön?
Meine Augen und Hände.
Auf was sind Sie besonders stolz?
Im Moment darauf, dass ich als Rektorin der Universität Bern gewählt wurde und dass sehr viele Menschen darauf mit positiven Erwartungen reagieren.
In welchem Punkt möchten Sie sich selbst gerne optimieren?
Ich möchte gern besser auf charmante Art Nein sagen können.
Warum tun Sie es nicht?
Es wird schon besser, aber ich bin nun einmal in einer beruflichen Situation, in der viele etwas von mir wollen.
In welchen Situationen ist Ihnen so richtig wohl?
Wenn ich mit einer Tasse Tee am Fenster stehe und zuschaue, wie es draussen stürmt. Oder bei einem guten Essen im Freundeskreis.
Wie sieht Ihr perfektes Wochenende aus?
Am Samstag länger im Bett bleiben und dann auf dem Markt in der Münstergasse einkaufen gehen. Am Sonntag eine Wanderung machen.
Welches Alter passt am besten zu Ihrer Persönlichkeit? Oder denken Sie, dieses Alter kommt erst noch?
Seit ungefähr Mitte vierzig fühle ich mich mit mir selbst wohl, und das ist seitdem so geblieben.
Reden Sie mit Tieren? Auch wenn ein anderer Mensch zuhört?
Nicht wirklich. Ich habe einmal zu einer Kuh Hallo gesagt, sie hat aber nicht geantwortet.
Was tun Sie als Letztes, bevor Sie ins Bett gehen?
Lesen, auch wenn es meistens nur ein paar Seiten sind, bevor ich einschlafe. Aber das ist für mich der beste Abschluss eines Tages.
Was mögen Sie an Bern?
Eigentlich alles: die hervorragende Universität, die wunderbare Altstadt, die vielen guten Buchhandlungen, Restaurants und Bars, das Kino Rex, das musikalische Angebot, die Aare, und natürlich die umgebende Natur auf Weltniveau.
Was nicht?
Siehe vorherige Frage.
An welchen Ort und in welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen, wenn Sie könnten?
Ins Paris der 1920er-Jahre, aber nur, wenn ich Gelegenheit hätte, die berühmten Künstlerinnen und Schriftsteller zu treffen, die sich dort damals ein Stelldichein gegeben haben.
Wenn Sie die Gelegenheit hätten, auf den Mond zu fliegen – würden Sie es tun?
Ja, wenn es möglich wäre, wie in H.G. Wells’ «Die ersten Menschen auf dem Mond» zu reisen: dank einer Vorrichtung, die die Schwerkraft aufhebt, sodass man bequem nach oben schwebt.
Sehen Sie im technischen Fortschritt eher Grund zur Sorge oder zur Hoffnung? Begründen Sie!
Der technische Fortschritt ermöglicht uns ein viel komfortableres und gesünderes Leben als früheren Generationen. Ich hoffe, dass er zur Lösung grosser Probleme wie des Klimawandels beitragen wird, aber natürlich können technische Entwicklungen auch Risiken bergen.
Wie viele verschiedene Sexualpartner sollte ein Mensch im Leben etwa haben?
Jeder Mensch sollte ohne Druck herausfinden können, welche Art der Sexualität zu ihm passt, und dann entsprechend leben. Die Zahl ist nicht relevant.
Werden Sie diese Zahl voraussichtlich übertreffen oder unterschreiten?
Da dies, wie gesagt, sehr individuell ist, werde ich die mir gemässe Zahl exakt einhalten.
Sind Sie eine gute Partnerin?
Da müssten Sie meinen Mann fragen. Aber wir sind schon ziemlich lange verheiratet. Entweder bin ich eine gute Partnerin, oder er ist sehr tolerant. Vielleicht beides.
Würden Sie lieber nur noch lieben oder nur noch geliebt werden?
Es braucht beides. Wenn man die Frage nicht auf die individuelle Liebesbeziehung, sondern auf das Verhältnis zu Menschen allgemein bezieht: Auch hier braucht es ein Geben und Nehmen.
Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?
Ich weine sehr selten. Im Allgemeinen nur, wenn in einem Buch oder Film ein Kind oder ein Hund stirbt. Dann aber hemmungslos.
Erzählen Sie uns einen Witz.
Ein Pferd kommt in eine Bar. Den Rest habe ich leider vergessen.
Welches ist Ihre liebste Kleidermarke?
Ich liebe schöne Kleider, aber da ich keine Influencerin bin, sondern kantonale Angestellte, möchte ich keine Werbung für eine bestimmte Marke machen.
Was wollen Sie mit Ihrer Kleidung ausdrücken?
Dass ich eine selbstbewusste Frau bin, die sich in ihrer Haut wohlfühlt.
Was würden Sie aus Ihrem Haus retten, wenn es brennen würde und Sie nur einmal laufen könnten?
Das Buch, das ich gerade angefangen habe zu lesen.
Welcher Teil Ihres Haushaltes ist am wenigsten in Ordnung?
Der, den man nicht sieht.
Virginia Richter:
Virginia Richter ist die neue Rektorin der Universität Bern. Sie hat an der Universität München in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft doktoriert und ihre Doktorarbeit zum Thema Geschlechterdifferenz in der Literatur geschrieben. Seit 2007 arbeitet sie an der Uni Bern, zuerst als Professorin für Moderne Englische Literatur, später als Institutsdirektorin und als Präsidentin des Graduiertenkollegs, als Dekanin der Philosophisch-historischen Fakultät und seit 2021 als Vizerektorin. Richter ist die erste Rektorin der Uni Bern.