Anzeige
Unterwegs mit den Läusejägern
Die Sommerferien sind vorbei und die Kinder kommen von überallher zurück in die Schule. Nebst schönen Erinnerungen bringen ein paar von ihnen auch eher unbeliebte Souvenirs mit: Kopfläuse. Darum sind in der ersten Schulwoche die Läusekontrolleure unterwegs. Ein Augenschein in der Lorraine.
Seelenruhig arbeitet der blonde Junge an seiner Zeichnung. Die Hände, die suchend durch seine halblangen Haare wandern, scheinen ihn nicht zu stören. Sie gehören Lorenz Gurtner. Er ist einer von sechs Eltern, die heute Morgen Läusekontrolle im Schulhaus Lorraine machen. Gurtner, dessen Tochter hier in die vierte Klasse geht, macht das freiwillig. Die Kontrollen finden mit blossen Händen statt. Er zieht die Haare des Jungen an unterschiedlichen Stellen immer wieder auseinander, um die Kopfhaut und den Haaransatz zu kontrollieren. «Hattest du schon einmal Läuse?», fragt er den Jungen. «Ja, schon ein paar Mal», antwortet der gelassen. «Die meisten Kinder interessiere die Kontrolle nicht wirklich», erklärt Gurtner. «Erst wenn wir eine Laus finden, wird es spannend für sie. Dann kleben wir sie auf ein Klebeband, damit die Schüler sehen, wie ein solches Tier aussieht. Dadurch bekommen sie eher einen Bezug.»
Die Tierchen sitzen gern hinter den Ohren.
Städtischer Gesundheitsdienst begleitet Kontrollen
Kontrolliert werden sollen laut städtischem Konzept Kinder aus der Basisstufe, also 4- bis 8-Jährige und Kinder von der 4. bis in die 6. Klasse. In den Lorraineschulhäusern sind das heute Morgen sechs Klassen. Das Elternteam geht von Klasse zu Klasse, damit das Ganze speditiv von statten geht. Jürg Läderach ist seit 2011 Schulleiter der Lorraine- und Wylergutschulhäuser: «Wir als Schule stellen dieses Zeitfenster sehr gerne zur Verfügung, weil damit ist den Eltern, den Kindern und der Schule gedient und es ist einfach eine sinnvolle Sache.»
Nach wenigen Minuten ist die Kontrolle in der ersten Klasse dann auch schon vorbei, der Tross zieht weiter ins nächste Zimmer. Dort wird die Truppe ein erstes Mal fündig. In den Haaren eines Mädchens finden sie sogenannte Nissen, Eier der Laus. Sarah Putze wird gerufen. Die Läusefachfrau vom Gesundheitsdienst der Stadt Bern Nord betreut die Schulen während dem Lausen und ist auch heute anwesend. Sie macht bei einem Verdacht die Zweitkontrolle und bestätigt oder negiert den Lausbefall. Wenn sich der Verdacht bestätigt und sich Krabbeltierchen in den Haaren finden, dann schreibt sie die offiziellen Dokumente des Gesundheitsdienstes, gibt den betroffenen Kindern ein Merkblatt mit den Anweisungen für die Behandlung mit. Zudem nimmt sie mit den Eltern Kontakt auf und schaut, dass die Kinder zeitnah nach Hause gehen können.
Läusekamm und Co.
Gründlich schamponieren ist entscheidend
Beim betroffenen Mädchen kann Putze aber Entwarnung geben: die Eier sind mindestens drei Zentimeter vom Haaransatz entfernt. Das heisst, es muss keine Behandlung mit Läuseshampoo gemacht werden. Nur wer lebende Tiere auf dem Kopf hat oder Nissen nah am Haaransatz, muss behandelt werden.
Annelies Steffen, Chefin der Egghölzli-Apotheke erklärt, was bei der Behandlung mit dem Läuseshampoo zu beachten ist: «Wichtig ist, dass man die Anleitung genau befolgt. Die gesamten Haare müssen gut einschamponiert werden, die Wiederholungen müssen eigehalten werden und die Nachkontrolle ist ebenfalls wichtig.» Für diese sorgt Sarah Putze. Sie geht ein bis zwei Tage nach der Kontrolle nochmals in die Schule und schaut, ob die Behandlung erfolgreich war und die betroffenen Kinder wirklich frei von Läusen sind.
Wie genau sieht so eine Laus aus?
Kontrolle nach den Ferien ist sinnvoll
Die Kontrollen finden dreimal pro Schuljahr statt, jeweils am ersten Donnerstag nach den Sommer- , den Herbst- und den Winterferien. Putze erklärt warum das Sinn macht: «Man geht davon aus, dass sich die Kinder in den Ferien noch stärker mischen und mit Kindern zusammen sind, mit denen sie sonst keinen Kontakt haben. Beispielsweise in Lagern. Wenn man die Kontrolle kurz nach den Ferien macht, erwischt man die, die sich eben während den Ferien angesteckt haben.»
Die heutige Bilanz in der Lorraine: Zwei Kinder mit lebenden Läusen, zwei mit Nissen. Das ist laut Putze in der Norm. Es gebe immer Schulhäuser, die mehr betroffen seien als andere. Das wechsle sich ab und gehe wie eine Welle durch die Stadt. Unabhängig von der Jahreszeit. Und sie betont noch etwas anderes: «Läuse können jeden treffen. Das hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die Tierchen krabbeln dorthin wo sie wollen.»