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«Wie findet Matthias eine Freundin?»
Wer die Liebe sucht, muss wissen, was er zu bieten hat, sagt Paar- und Sexualtherapeut Bruno Wermuth. Doch wo sucht man am besten? Machen Datingportale Sinn? Und soll man gleich am Anfang einer Romanze über Kinder und Familie reden?
Herr Wermuth, mein Freund
Matthias ist bald 30 und hatte noch nie eine Liebesbeziehung. Er hatte schon kurze Affären, aber es wurde nie mehr daraus. Er befürchtet, dass das so bleibt, und das macht ihn unglücklich. Was soll er machen?
Interessant wäre, zu wissen, wo er diese Affären kennenlernt. Und was sein «Beuteschema» ist, also wonach er sucht. Oft passt das nicht zusammen. Zum Beispiel, wenn er sich eine Frau wünscht, die gerne in der Natur ist, und diese Frau in einer Bar sucht. Ich würde ihm empfehlen, für sich ein Suchprofil zu erstellen: Was biete ich an und was möchte ich finden. Wenn er das besser weiss, kann er in einem passenden Umfeld suchen. In meinem Beispiel etwa in einem Skitourenklub oder in einer Wandergruppe für Singles.
Bei ihm ist aber nicht das Kennenlernen das Problem, sondern dass es nicht weitergeht.
Genau. Aber wenn er im richtigen Setting sucht, ist die Chance grösser. Wenn die Beziehungen immer einschlafen, sollte er sich auch fragen: Warum will ich eigentlich eine Beziehung? Ist eine Paarbeziehung überhaupt das, was ich suche? Oder eher eine Freundschaft, oder Freundschaften, in denen man auch Sex hat.
Matthias möchte eine Beziehung, weil er sich Familie
und Kinder wünscht.
Wenn er das weiss, legt er es am besten von Anfang an offen. Auch im umgekehrten Fall, also wenn jemand auf
keinen Fall Kinder will.
Das ist nicht sehr modern. Und kann eine Frau auch verschrecken, wenn er gleich so ernst wird.
Was ich aus vielen Jahren Beratungstätigkeit weiss: Sehr viele Leute haben No-Gos. Und eigentlich sind alle froh, wenn das früh thematisiert wird. Mit dem Versuch, ja nichts falsch zu machen, verlängert man nur die Kennenlernphase. Und Matthias ist ja auch nicht mehr 20. Wenn er weiss, was er will, will er sich ja nicht mit Leuten abgeben, die nicht wissen, was sie wollen. Wenn er Kinder will, muss er zudem etwas die Zeit im Auge behalten.
Ein anderer Punkt ist: Man verbringt viel Zeit damit, seine guten Seiten herauszustellen und die schwierigen unter dem Deckel zu halten.
Warum ist das nicht gut?
Früher oder später geht das mit dem Unter-dem-Deckel-Halten nicht mehr. Es ergibt Sinn, sich ehrlich zu fragen: Was biete ich? Wer bin ich? Wenn Matthias zum Beispiel eher ruhig und gemächlich unterwegs ist, ergibt es wenig Sinn, sich ganz anders darzustellen, als er ist.
Sie meinen, wenn man eine Rolle spielt, kann die Beziehung gar nicht tiefer gehen?
Genau. Darum sind Tipps, wie man sich geben soll, um anziehend zu wirken, nicht sinnvoll. Man sollte sich ganz und ehrlich zeigen und der andere auch. Man muss mutig sein.
Würden Sie ihm empfehlen,
sich auf einer Datingseite anzumelden?
Nicht per se. Man muss darauf auch Lust haben. Aber es kann helfen, fokussierter und konkreter zu suchen. Wenn man sich getraut, ein Profil zu schreiben, das nicht ganz 08/15 ist, kann man auf Datingseiten interessante Leute kennenlernen. Ich empfehle, die klassischen romantischen Schnörkel wie den Sonnenuntergang oder das gute Glas Wein wegzulassen, weil es nicht viel aussagt. Das hat ja auch etwas
Sexistisches, zu denken, darauf springen die Frauen an.
Sollte Matthias eine Weile pausieren mit den Frauen und in sich gehen? Affären können ja auch ablenken und den Leidensdruck senken, sodass sich eher nichts ändert.
Das würde ich nicht so sagen. Das hängt auch davon ab, ob er allein sein kann und will. Es ist nicht so, dass ihn eine Pause automatisch neu ausrichten würde. Mein zusammengefasster Rat wäre eher: Werde dir klar, wer du bist und was du willst.