Marco Scorti, 1987 in Lugano geboren, malt Landschaften in monumentalen und kleinen Formaten, die perspektivisch geheimnisvolle Blicke auf Grenzzonen, wie die grüne Grenze seines Heimatkantons, erlauben. Mit dem klassischen Vokabular der Malerei schafft er Landschaftsbilder von intensiver Verführungskraft und befragt die Gattung Landschaft neu.
In fünf Räumen zeigt Scorti fünf unterschiedliche Szenerien, von sonnendurchfluteten Wäldern über winterliche Themen bis zu Abend- und Nachtstimmungen. Die Landschaftsbilder wirken auf den ersten Blick wie zauberhafte Landschaften, fotorealistisch auf Leinwand gemalt, manchmal als Gouachen auf Malkarton. Bei genauerem Hinsehen verschwimmen die Perspektiven. Die gemalten Landschaftskomponenten existieren in dieser Form nicht. Es handelt sich dabei um Täuschungen, hervorgerufen durch eine multiperspektivische Darstellung. Verschiedene Perspektiven, die auf Anhieb kaum auffallen, beeinflussen den Gesamteindruck seiner Landschaften.
Jahrhundertelang galt in der traditionellen Malerei die Zentralperspektive als Mass der Dinge. Sie ist jedoch nur eine Möglichkeit der Übersetzung vom Dreidimensionalen auf das Zweidimensionale der Leinwand und des möglichen Spiels der Perspektiven. Auch wenn die Fotografie die Malerei in ihrer Aufgabe, Realität abzubilden, bedrängte, fand die Malerei immer neue Wege, um die Zweidimensionalität der Leinwand aufzubrechen und eigene Realitäten zu schaffen, beispielsweise mit der Multiperspektive im Kubismus. In der zeitgenössischen Malerei ist der Moving Focus eine neue Technik, um die ruhige Betrachtung des Motivs auf der zweidimensionalen Leinwand zu stören und den Betrachter herauszufordern.
Marco Scorti, mit Computerspielen gross geworden, adaptiert den Moving Focus, wie er durch die ständige Bewegung in den Games vorgegeben wird.
(pd)
Galerie da Mihi, Bern, Öffentliche Führungen mit Marco Scorti: Donnerstag, 18. Januar, 18.00 Uhr, Samstag, 27. Januar, 16.00 Uhr. Finissage: Samstag, 24. Februar, 11.00 bis 17.00 Uhr.
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