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Frittierte Sehnsüchte und Dorfromantik
Das Theater Matte zeigt mit «Gelbes Gold» ein Stück voller Poesie und Klamauk aus der Feder von Fabienne Dür. Die Dialektfassung von Regisseurin Corinne Thalmann überzeugt,
unterstützt von Polo-Hofer-Songs, werden so manche Jugenderinnerungen und Sehnsüchte wach.
Irgendwann kommen wir im Leben wohl alle an einen Punkt, wo wir uns fragen: «War es das schon gewesen oder wartet irgendwo noch ein anderes Glück auf mich?» Und wahrscheinlich begleiten diese Fragen die meisten von uns wie ein leiser Grundsound, den man zeitweilig vergisst, bis er wieder anschwillt.
An so einem Punkt ist Ana (Xenia Netos). Von Studium und Grossstadtleben überfordert, erhofft sie sich eine Auszeit bei Papi Fritz (Res Aebi), der an der Peripherie seit Jahren mehr schlecht als recht seine Pommesbude «Gelbes Gold» betreibt. Seine Lebensgefährtin Mimi (Cornelia Grünig) arbeitet fleissig mit und versucht sie beide vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Dabei schlüpft sie auch mal zu Franz unter die Decke – Fritz hatte ihm Mimi einst ausgespannt. «Der eine hat einen Antrieb wie einen Blasbalg und der andere ist ein Pommes-frites-Monarch», gesteht sie Juli (Sonja Grimm), die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat und deren Männergeschichten im Dorf Anlass zum Tratsch geben, wobei hier jede und jeder über den anderen herzieht. Wie das eben so läuft auf dem Dorf.
Alle kämpfen mit ihren unerfüllten Sehnsüchten, ein guter Nährboden für Neid und Missgunst. Juli hat ihrer Freundin Ana immer noch nicht verziehen, dass diese sie sitzen gelassen hat. Überhaupt scheint Ana alles leicht zu fallen, was diese nicht zu schätzen weiss. Ihr Zaudern wird ihr als Überheblichkeit ausgelegt, schliesslich hat sie immer bekommen, was sie wollte, was ihr in der Kindheit den Spitznamen «Müsli» einbrachte. Für Ana «bleibt ewig alles nur Möglichkeit, ewig nur Mittelmass» und davor graust ihr.
Kleine Abgründe und grosse Sehnsüchte
Die 1993 in Berlin geborene Autorin Fabienne Dür hat mit «Gelbes Gold» ein Stück voller Witz und Poesie geschrieben, das unabhängig von Zeit und Ort funktioniert, das jedenfalls beweist Regisseurin Corinne Thalmann, welche für die Dialektfassung verantwortlich ist. Damit es dann doch richtig heimelet, erklingt zwischen den Szenen Polo Hofer. Songs wie «Stilli Wasser» kommentieren das Geschehen auf der Bühne, sorgen aber auch für Tiefe.
Das Bühnenbild ist einfach gehalten, die Pommesbude, zwei Tische mit Plastikstühlen und ein gelber Sonnenschirm führen den Zuschauer und die Zuschauerin in die Provinz. Szenenwechsel werden durch das Licht angedeutet, Stühle und Tische nach Bedarf verschoben.
Obwohl in diesem Mikrokosmos eigentlich nicht viel passiert, tun sich kleine Welten und Abgründe auf, was nicht zuletzt dem intensiven Spiel der Schauspielenden zu verdanken ist. Xenia Netos sorgt als Ana für viele Lacher – irgendwie kennt jeder und jede diese kleine Schlaumeierin, die dummerweise meist recht hat und mit ihrem egoistischen Verhalten doch alle enttäuscht. Und auch die daheimgebliebene Juli, die gerne einen über den Durst trinkt, oft unterschätzt wird und doch alle durchschaut, ist uns doch bestens vertraut.
Theater Matte, 28. und 29. Februar, 1./2./3./6./7./8./9./10./13./14./15./16./17. März. Beginn jeweils 20.00 Uhr, sonntags 17.00 Uhr.
Weitere Infos: theatermatte.ch