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Berner Wohnungsmieten steigen um 3 Prozent

Wer in der Stadt Bern zur Miete wohnt, zahlt einen Viertel mehr als noch vor zwanzig Jahren. Besserung ist kaum in Sicht – die Wohnungsknappheit treibt die Preise weiter hoch. 

| Léonie Hagen | Politik
Die Wohnungsmieten in der Stadt Bern sind im letzten Jahr um drei Prozent gestiegen. Foto: Unsplash
Die Wohnungsmieten in der Stadt Bern sind im letzten Jahr um drei Prozent gestiegen. Foto: Unsplash

Die Wohnungsmieten in der Stadt Bern sind im letzten Jahr um drei Prozent gestiegen. Im November 2023 zahlte man im Durchschnitt für eine Wohnung 1289 Franken Miete. Das teilte die Stadt vergangene Woche im Rahmen ihrer jährlichen Mietpreiserhebung mit. In den letzten 20 Jahren seien die Wohnungsmietpreise damit in der Stadt um insgesamt 28 Prozent gestiegen.

Dabei werden aber nur die sogenannten Bestandesmieten erhoben, also die Nettomonatsmieten auf vermietete Wohnungen aus teils schon jahrelang bestehenden Mietverhältnissen. Der Preisanstieg in diesen Bestandesmieten ist ungewöhnlich hoch. Er kommt aber nicht unerwartet: Im letzten Sommer wurde der Referenzzinssatz zum ersten Mal seit seiner Einführung 2008 um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Die Anpassung erlaubt es Vermietern, die Mieten jeweils um 3 Prozent anzuheben. 

Dass die Mieten in Bern nun genau um diesen Prozentsatz angestiegen sind, sei aber erstaunlich, sagt Robert Weinert, Leiter des «Immo-Monitoring» von Wüest Partner. Denn neben der Zinserhöhung war die Teuerung im letzten Jahr sehr hoch: «Damit wären noch weitere Aufschläge möglich gewesen.»

Wenn die Bestandesmieten steigen, zieht das oft einen stärkeren Anstieg der sogenannten Angebotsmieten nach sich: den Mieten auf Wohnungen, die neu ausgeschrieben werden. In der Stadt Bern stiegen diese Angebotsmieten im letzten Jahr um 3,8 Prozent; schweizweit gar um 4,7 Prozent. 

Dieser Anstieg gehe zwar ebenfalls auf die Zinserhöhung zurück, so Weinert. Doch er sei nur darum so deutlich, weil das Angebot knapp sei: Es wird viel Wohnraum nachgefragt, aber im Verhältnis dazu zu wenig gebaut. 

Politikerinnen und Politiker sprachen sich im Nachgang an die Mietpreiserhöhung denn auch für die üblichen Lösungsansätze von Kostenmiete über städtischen Wohnraum bis hin zu einer Meldepflicht als Ersatz für Baubewilligungsverfahren aus. 

Das liegt auch daran, dass es im Wesentlichen nur zwei Handlungsoptionen gibt: die Preise drücken oder mehr bauen. Eine Mietpreisbremse, wie sie etwa in Genf eingeführt wurde, sei aber wenig zielführend, sagt Weinert: «Davon profitieren nur jene, die schon eine Wohnung haben – für alle auf Wohnungssuche ist das Angebot aber umso knapper, weil niemand die bisherigen Wohnungen freigibt.»

Es bleibe also wenig anderes, als mehr Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Oder die Neubautätigkeit zumindest weniger stark zu behindern. Welcher Ansatz dabei aber am meisten ausmache, lasse sich kaum beziffern. 

Der Referenzzinssatz wurde im Dezember 2023 ein zweites Mal angehoben. Da die Erhöhung jeweils versetzt wirkt, dürften die Mieten auch in Bern in diesem Jahr noch einmal steigen. Dafür werde sich die Lage danach beruhigen, so Weinert. Denn die Inflation ist stark rückläufig. Damit zeichne sich zumindest keine dritte Erhöhung des Referenzzinsatzes ab. Zudem könne die Schweizerische Nationalbank ihrerseits die Zinssätze senken. Damit könnten sich die Bestandesmieten zumindest stabilisieren. 

Weniger optimistisch gibt sich Weinert mit Blick auf die Angebotsmieten. Diese dürften weiter teurer werden, solange die Nachfrage hoch bleibt: «Dafür wird schlicht zu wenig gebaut.»


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