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SP-Kandidat beendet FDP-Dominanz

In Muri bei Bern wurde am Sonntag ein neuer Gemeindepräsident gewählt. Gewonnen hat Jan Köbeli (SP).

| Anina Bundi | Politik
Jan Köbeli.  Foto: zvg
Jan Köbeli. Foto: zvg

Sie sind in der Gemeindepolitik ein Neuling. Überrascht Sie die Wahl als Gemeindepräsident?

Wir waren im Wahlkampf viel draussen und haben gemerkt, dass meiner Kandidatur gegenüber eine sehr positive und wohlwollende Stimmung herrscht. Von daher waren wir vorsichtig optimistisch. Dass es dann aber wirklich gereicht hat, hat mich schon überrascht und freut mich umso mehr.

Ihre Wahl beendet die jahrzehntelange Vorherrschaft der FDP in Muri. Wie fühlt sich das an?

Ich spüre vor allem Freude und ein Gefühl der Verantwortung, die auf meinen Schultern lasten wird, die ganzen Wünsche aus der Bevölkerung, denen ich gerecht werden möchte. Die historische Bedeutung fühle ich nicht so. 

Präsidiumswahlen gelten als Kopfwahl. Ist Ihre Wahl Ausdruck eines Linksrutsches, oder stand für die Leute die Abwahl von Stefan Lack im Vordergrund?

Einerseits waren sicher der intensive Wahlkampf und die Präsenz auf der Strasse wichtig. Aber meine Wahl zeigt auch den Wandel, wie er überall in der Agglomeration passiert. Es ziehen tendenziell linkere Leute aus der Stadt zu. Dieser Trend hat sich in verschiedenen Abstimmungen und Wahlen auch in Muri gezeigt, insbesondere bei der letzten Parlamentswahl, als es erstmals zu einer Pattsituation kam zwischen SVP und FDP auf der einen und Mitte-links auf der anderen Seite.

Sie sind ehemaliger Banker, Profischiedsrichter und sehen gut aus. Gegen aussen ein idealer Kandidat. Sind Sie auch inhaltlich gerüstet für das Amt?

Merci. Ja, ich denke schon, dass ich gerüstet bin. In Muri führt der Gemeindepräsident traditionellerweise das Ressort Finanzen, und dafür bringe ich die Kompetenz auf jeden Fall mit. Auf der anderen Seite ist der Präsident eine Art Aussenminister, ist das Amt ein typisches «People»-Business, etwas, das mir liegt und das ich sehr gern mache.

Muri gehört zu den steuergünstigsten Berner Gemeinden und hat eine entsprechend wohlhabende Bevölkerung. Was wird sich mit einem SP-Gemeindepräsidenten ändern?

Ich werde sicher nicht alles auf den Kopf stellen. Erstens hat man als ­Gemeindepräsident gar nicht so viel Macht, und zweitens läuft ja vieles sehr gut in Muri. Zum Beispiel haben wir solide Finanzen, die möchte ich beibehalten. Wichtig ist mir, die Kommunikation nach aussen zu verbessern und intensiver mit der Bevölkerung im Kontakt zu sein. 

Welche weiteren Themen werden Sie in den nächsten vier Jahren beschäftigen?

Mit Fünf-Egg und Lischenmoos stehen zwei wichtige Quartierentwicklungen an. Dort werde ich versuchen, mehr Nachhaltigkeit und bezahlbaren Wohn-
raum zu fördern und zu schauen, dass grüne Begegnungsräume bleiben und nicht alles versiegelt wird. Aber auch hier müssen möglichst alle Bedürfnisse abgedeckt sein. Es dürfen also auch Wohnungen im höheren Preissegmentmöglich sein, die wiederum zahlungskräftige Steuerzahlende anziehen könnten.


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