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Wie im Wunderland: die Welt der Medien

Warum es trotz oder gerade wegen der Berner Medienvielfalt mehr Unterstützung für unabhängigen Journalismus braucht.

| Christof Ramseier | Politik
Christof Ramseier, Verleger des «Anzeiger Region Bern». Foto: Nik Egger
Christof Ramseier, Verleger des «Anzeiger Region Bern». Foto: Nik Egger

Noch nie gab es in Bern so viele Medienformate, seien es Online- oder Printmedien. Die Vielfalt scheint grenzenlos. Doch es ist eine Scheinwelt. Es mögen viele Medien sein, doch gleichen sich die Meldungen viel zu oft und damit schwindet die vermeintliche Vielfalt deutlich. 

Mit dem Wegfall der Inserate in den Zeitungen und dem gleichzeitig schwierig zu findenden Ertragsmodell im Onlinebereich ist das fehlende Kapital zu einem Totengräber geworden. Entweder werden überall die gleichen, teils nichtssagenden und vor allem vom Informationsgehalt gegen null tendierenden Meldungen abgedruckt. Oder, wenn ein Medium Glück hat, findet sich eine Stiftung, eine Mäzenin oder ein Mäzen, welcher es nicht hinnimmt, dass die Meinungsvielfalt verschwindet. Klar ist: Aktuell leiden viele Medien – auch in Bern – unter chronischem Geldmangel. 

Die öffentliche Hand sieht es im Moment klar nicht als ihre Aufgabe, private Medien zu finanzieren. Paradox dabei ist, dass es seitens der öffentlichen Hand beziehungsweise besonders der Gemeinden einen sehr hohen Informationsbedarf gibt, welcher vielfach noch nicht erkannt wurde. 

Kritisches Hinterfragen

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren enorm schnell verändert. Doch Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind immer noch zwei wichtige Tugenden. Es lässt sich zwar alles digitalisieren und damit der Eindruck erwecken, es sei alles wichtig. Doch das ist ein Trugschluss. Allzu schnell gibt der Konsument die Hoffnung auf, alle diese Informationen bändigen zu wollen. Und somit werden sehr oft nur noch Instant-Meldungen konsumiert, die im Alltag nichts verändern. Einordnung, Differenzierung und kritisches Hinterfragen bleiben meistens auf der Strecke – auch wenn die entsprechenden Meldungen auf noch so vielen unterschiedlichen Plattformen hochgeladen werden. 

Das Nachfragen bei den Menschen, das Kontex­tualisieren von Informationen, das Aufbereiten des Artikels und das Immer-wieder-Überprüfen sind fachliche Kompetenzen, die Journalistinnen und Journalisten lernen, sich erarbeiten und mit den Jahren perfektionieren. Durch den massiven Druck, immer schneller und immer lauter zu schreiben, sinkt nicht nur die Qualität, sondern ist ein solches Arbeiten für viele Berufsleute keine Freude mehr. 

Um die Geschehnisse in unserer einzigartigen Region aufzunehmen, zu den Menschen zu bringen, braucht es motivierte Fachpersonen, braucht es Kapital, um die Vielfalt und die Unabhängigkeit der Medien zu garantieren. Die Gesellschaft erlebt eine Verarmung an relevanten Informationen und gewöhnt sich an den Sensationsjournalismus, welcher nichts bringt, aber auch nicht kostendeckend ist. 

Wenn wir unsere Welt verändern wollen, geht das nur gemeinsam, mit Wissen, welches auf recherchierten Informationen aufgebaut und erarbeitet wurde. Alles andere führt zu einer Isolierung von einzelnen Gruppen, welche sich vernachlässigt fühlen und von einseitigen Informationen instrumentalisieren lassen. Dies ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft.  

Gegensteuer geben

Es ist nicht zu spät, endlich Gegensteuer zu geben. Viele Politiker leben immer noch im Glauben, dass die Digitalisierung alles richten wird. Wenn wir aber nicht erkennen, dass die Digitalisierung eine Informationsergänzung ist und dass sich nur gut informierte Menschen eine Meinung bilden können, werden wir bald noch mehr Probleme haben. Es braucht mehr Mittel für die Medien, weil diese auf dem Markt nicht mehr verfügbar sind und nicht selber erwirtschaftet werden können. Diese Gelder müssen in den Journalismus, in Menschen investiert werden, damit die Qualität steigt, der Informationsgehalt hoch ist und somit die Geschehnisse in unserer Region abgedeckt werden können.

Für Meinungs- und Medienvielfalt:

 

Unterstützen Sie den Anzeiger Region Bern mit seinen Journalist:innen. Setzen Sie sich für eine breite und unabhängige Medienvielfalt ein. Es gibt verschiedene Unterstützungsformen. Gerne diskutieren wir mit Ihnen die Möglichkeiten. Wir freuen uns auf Ihre Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Ihren Anruf unter 031 382 00 00.

 

Jahresabonnement Anzeiger Region Bern: 48 Ausgaben CHF 155.00

 

Gönnerverein Anzeiger Region Bern – für unabhängige Medienvielfalt

Mitgliedschaft private Patenschaft  1 000 Franken pro Jahr

Mitgliedschaft Firmenpaten ab 5 000 Franken pro Jahr

Gönner ab 10 000 Franken pro Jahr

 

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