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Die BVI hat in Ittigen für Stabilität gesorgt, sagt Rudolf Burger, Politologe und ehemaliger Gemeindepräsident von Bolligen. Den tiefen Steuersatz könne sie sich aber nicht als Verdienst anrechnen.
Herr Burger, die Mitte hat sich aus der Bürgervereinigung Ittigen (BVI) verabschiedet. Ist das der Anfang vom Ende der Allianz?
Das ist für die BVI ein schwerer Schlag. Bisher war das politische Ittigen mit der BVI fast gleichzusetzen. Diese Zeiten sind nun vorbei. Die Mehrheit im Gemeinderat wird so jedenfalls kaum zu verteidigen sein. Ich rechne mit mindestens einem Sitzverlust.
Wen sehen Sie bei der Gemeindepräsidiumswahl im Vorteil?
Das ist eine schwierige Frage. Wenn ich wetten müsste, dann würde ich auf den BVI-Kandidaten Thomas Stauffer setzen. Er hat zwar keinen Bisherigen-Bonus, ist aber in der Gemeinde bekannt. Für Mitte-Kandidatin Simone Stöcklin wird es schwierig, ihre Partei erzielte bei den letzten Wahlen lediglich einen Wähleranteil von elf Prozent. Der SP-Kandidat René Hug hat zwar eine grössere Partei im Rücken. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Bürgerlichen bei einem zweiten Wahlgang auf eine Kandidatur einigen werden.
Die SVP und die Linke frohlockten, als die Spaltung publik wurde. Die beiden Pole monierten schon lange, dass die BVI eine ungesunde Machtfülle auf sich vereine. Wie sehen Sie das?
Es schadet der Gemeinde nicht, wenn die BVI nicht mehr die alles dominierende Kraft ist. Allerdings sah ich
bisher keine negativen Effekte der Machtfülle. Ittigen ist eine glückliche Gemeinde mit einem tiefen Steuersatz.
Finanzielle Probleme sind ihr dank der Swisscom erspart geblieben.
Darf sich die BVI die Ansiedlung der Swisscom und somit den tiefen Steuersatz als Verdienst anrechnen?
Nein, die Ansiedlung einer so grossen Firma ist pures Glück. Und ohne Swisscom wäre der Steuersatz wohl vergleichbar mit den umliegenden Gemeinden. Was aber nicht heisst, dass die BVI schlechte Politik gemacht hat.
An was machen Sie das fest?
Man kann Ittigen sicher Stabilität zuschreiben. Auch die sehr tiefe Beteiligung an den Gemeindeversammlungen interpretiere ich als Zeichen einer generellen Zufriedenheit.
Ist Stabilität hier ein Gegenbegriff zu innovativ?
Nein, ich nehme die Gemeinde auch als innovativ wahr. An der Aare entsteht mit der Siedlung Aarerain ein neues Quartier, das sehr attraktiv und energetisch selbsttragend werden soll. Ich selbst habe auch noch beste Erinnerungen an den abtretenden Gemeindepräsidenten Marco Rupp. Er hat damals die Pensionskassen-Probleme für alle Beteiligten transparent verhandelt.