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Kehrsatz Mitte: Positive Grundstimmung und viele Wünsche

Die Reaktionen auf das Grossprojekt «Kehrsatz Mitte» sind mehrheitlich positiv. Geplant ist eine Wohnüberbauung auf der Bahnhofmatte und die Umlegung einer Strasse.

| Anina Bundi | Politik
Wo heute Mais wächst, kommen Wohnungen und ein kleiner Park, und durch das Dorf sollen weniger Autos fahren. Foto: Nik Egger
Wo heute Mais wächst, kommen Wohnungen und ein kleiner Park, und durch das Dorf sollen weniger Autos fahren. Foto: Nik Egger

«Etwas fürs Dorf» - das wünschen sich die Kehrsatzer und Kehrsatzerinnen auf der Bahnhofmatte. Einen öffentlichen Park, eine Bibliothek, eine Bar und viel Platz zum Spielen. Doch geplant sind in erster Linie Wohnungen. Werden die Erwartungen der Bevölkerung trotzdem erfüllt?

Im Herbst konnte sich die Kehrsatzer Bevölkerung zu einem ganzen Paket an Plänen äussern. Unter dem Titel «Kehrsatz Mitte» gingen unter anderem eine grosse Bauzone, die Umlegung eines Strassenstücks und ein neues Verkehrsregime in die Mitwirkung. Jetzt sind die Resultate da.

118 Wohnungen geplant

Ein wichtiger Teil von Kehrsatz Mitte ist die Überbauung der «Bahnhofmatte», der letzten grossen Baulandreserve der Gemeinde direkt beim Bahnhof. Sie gehört der Burgergemeinde Bern, die das Land im Baurecht abgeben will. Vorgesehen ist, vorerst den nördlichen Teil der Matte mit rund 118 Wohnungen zu bebauen. Die Testplanung «Pétanque» sieht ausserdem Verkaufsflächen und weitere Gewerberäume vor und einen grossen, öffentlich zugänglichen Platz auf der Seite Bahnhof. 

Das Gesicht von Kehrsatz verändern wird auch die geplante Umlegung der Zimmerwaldstrasse ab der Abzweigung Talstrasse in Richtung Südosten, wo sie mit einem Kreisel an die Umfahrungsstrasse anschliessen soll. Damit sollen die neue Überbauung und der angrenzende Werkhof der Gemeinde neu erschlossen und vor allem auch der Bahnübergang beim Bahnhof entlastet werden. Die «alte» Zimmerwaldstrasse wird wie auch Teile der Bernstrasse zu einer verkehrsberuhigten Gemeindestrasse mit Tempo 30 und einer Begegnungszone beim Gemeindehaus «Blumenhof». Davon erhofft man sich, das mehrfach von Strassen durchschnittene Dorf lebenswerter und für den Langsamverkehr sicherer zu machen. 

Grosse Zustimmung

109 Personen und Gruppen gaben in der Mitwirkung ihre Meinung kund. Insgesamt ist die Zustimmung zu den wichtigsten Punkten sehr gross. Nur wenige kritisieren, dass beim Bahnhof gebaut wird, und auch die «neue» Zimmerwaldstrasse kommt mehrheitlich gut an. 

Der Mitwirkungsbericht zeigt aber auch: Die Erwartungen der Kehrsatzer und Kehrsatzerinnen an den neu gestalteten Dorfkern sind hoch. Eine grosszügige Parkanlage für die Öffentlichkeit, ein Spielplatz und weitere Sport- und Kulturangebote, öffentliche Grillstellen, aber auch eine Bar, eine Bibliothek, eine Kita und ein Supermarkt werden genannt. Mehrere Leute fordern, dass ein Teil, zum Beispiel 30 Prozent, der Wohnungen preisgünstig sind, oder dass das Baurecht gleich ganz an gemeinnützige Wohnungsbauträgerinnen wie Genossenschaften vergeben wird.  

Ein Platz für alle

Die ZPP 6A Bahnhofmatte Kern entstand in Zusammenarbeit von Burgergemeinde und Gemeinde Kehrsatz. Die Gemeinde Kehrsatz kann der Bauherrschaft im Rahmen der Baugesetze Vorgaben machen zur Nutzung und Grundsätzlichem wie den Dimensionen der Neubauten oder der Gestaltung der Aussenräume. In der ZPP 6A ist denn auch festgehalten, dass zwischen Blumenhof und Bahnhof ein «publikumsorientierter Platz» geplant sei, Dienstleistungs- und Verkaufsflächen sollen die neue Dorfmitte attraktiver machen.

Doch wie verbindlich sind dieser öffentliche Platz und die Ladenflächen? «Der Park ist fix», sagt Ueli Grindat, Domänenverwalter bzw. Immobilienchef bei der Burgergemeinde Bern. Auch die Ladenfläche für einen kleinen Supermarkt sei fest eingeplant, es gebe auch schon Interessenten. Platz für eine Bibliothek und ein Café gäbe es auch, sofern sich Mieter finden. Werden die Kehrsatzer und Kehrsatzerinnen also nicht enttäuscht werden, wenn sie die gebaute Realität mit der Testplanung vergleichen? «Ich denke nicht. Wir sind überzeugt von der Planung. Zudem gewinnen die Wohnungen an Attraktivität, wenn sie sich in ein wohnliches und lebenswertes Umfeld einfügen.» Überhaupt nehme die Burgergemeinde erfreut zur Kenntnis, dass die Grundstimmung im Dorf positiv sei.

Ohne Autos geht es nicht

Andere Wünsche hingegen werde man eher nicht erfüllen können, so wie eine autofreie Siedlung oder kostengünstige Wohnungen. «Diese politischen Forderungen sind uns auch aus anderen Bauprojekten bekannt. Eine autofreie Siedlung ist kaum möglich.» Immerhin: Pro Wohnung werde es voraussichtlich weniger als einen Parkplatz geben. Die Wohnungspreise sind zum heutigen Zeitpunkt noch nicht berechnet. Klar ist, dass preisgünstige Wohnungen nicht im Fokus stehen. Man stelle an die Baurechtsnehmerin keine dahingehenden Forderungen, sagt Grindat dazu. «Wir werden das Land zu einem marktgerechten Zins abgeben.» 

Auch seitens Gemeinde ist man erfreut ob der grossmehrheitlich positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung, wie Gemeindepräsidentin Katharina Annen auf Anfrage mitteilt. Insbesondere die Entlastung des Dorfkerns vom Durchgangsverkehr und die Parkanlage beim Bahnhof seien sehr gut aufgenommen worden. Die Gemeinde hoffe auf rege Nutzung des neuen Begegnungsortes. Über die ZPP wird die Gemeindeversammlung von Kehrsatz voraussichtlich Ende 2025 entscheiden.


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