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In Kehrsatz leben drei der schnellsten Schweizerinnen
An der Jubiläumsausgabe des Chäsitzer Loufs wird auch die Schweizer Rekordläuferin Anita Weyermann am Start stehen und «seckle».
«Der Chäsitzer Louf hat sich prächtig entwickelt. Er ist ein Dorffest und der grösste Anlass, den wir hier haben», sagt René Walker kurz vor der 40. Ausgabe am 27. April. Seit vier Jahren präsidiert er das Lauf-OK. Mit dabei ist er schon länger, schon an der ersten Ausgabe vor 40 Jahren rannte er als 9-Jähriger mit. Auf dem Zenit, mit Mitte zwanzig, lief er auf der regulären 12-Kilometerstrecke mit 53.10 Minuten seinen persönlichen Rekord. In seiner heutigen Funktion allerdings reiche die Zeit nicht mehr, um mitzulaufen.
Ein Dorffest mit Götti und Gotte
Das Dorffest ist auch ein Familienfest. Walkers Onkel Werner Marti gründete den Lauf und ist seither im Organisationskomitee. «Wir sind eine Turnverein-Familie», erzählt Walker. Auch an den Lauf kommen nicht nur die Athleten und Athletinnen. Da mit rund 400 Kindern fast die halbe Schule Kehrsatz mitrennt, ist auch das Publikum zahlreich, kommen die Grosseltern und Gotten und Götti mit, um die Kinder anzufeuern.
In den 40 Jahren seiner Existenz erfuhr der Lauf Veränderungen. Dreimal wurde die Strecke angepasst. Während sie anfangs über Wabern ging, führt sie heute nur noch über Belper und Kehrsatzer Boden. Auch neue Kategorien wie «Walking» kamen dazu. Was laut Walker blieb: «Das Organisationskomitee ist mit viel Herzblut dabei und schafft es, die Leute in Kehrsatz mitzunehmen.»
Bei der ersten Ausgabe rannten laut Walker noch zwei-, dreihundert Leute mit. Heute sind es, nach einem kurzen coronabedingten Absacker, um die 1200. Sie kommen vor allem aus dem Grossraum Bern, viele aus Kehrsatz selbst. Wer nun denken würde, deswegen gehe es gemütlich zu und her, täuscht sich. In Kehrsatz wohnen nämlich drei der schnellsten Frauen der Schweiz.
«Wenn eine von diesen antritt, wird sie auch gewinnen»
Die vielleicht bekannteste von ihnen ist Anita Weyermann. In den 1990er-Jahren lief die Mittel- und Langstreckenläuferin an der Weltspitze mit und hält bis heute mehrere Schweizer Rekorde. Mit ihrem Leitspruch «Gring abe u seckle» war sie auch bei Sportuninteressierten bekannt.
Eine Generation jünger sind Rea Iseli und Judith Wyder. Die Langstrecken- und Trail-Läuferinnen gewannen mit dem Schweizerteam 2022 die Berglauf-WM, Wyder holte als OL-Läuferin zudem schon fünf WM-Goldmedaillen und deren sechs an Europameisterschaften. «Wenn eine von diesen beiden antritt, wird sie auch gewinnen», ist Walker überzeugt. Allerdings ist die Teilnahme noch offen, da am Freitag vor dem Chäsitzer Louf die Berglauf-Schweizermeisterschaft stattfindet. «Sie sind aber vor Ort und helfen mit. Für den Chäsitzer Louf sind sie tolle Botschafterinnen.»
Anita Weyermann wird sicher mitlaufen. Nachdem sie eine Zeit lang als Pacemakerin den Breitensportlerinnen das Tempo vorgab, geht sie seit einigen Jahren wieder selbst an den Start. Und das durchaus mit Ambitionen. Zwar bereite sie sich nicht mehr sehr gezielt vor, zum Training zählt sie etwa auch die Velotour mit der Familie. Wenn dann aber der Startschuss fällt, gebe sie Vollgas und laufe so schnell sie könne, lacht sie. «Mit einer Nummer am Trikot ist es nicht mehr einfach nur joggen.» Gewinnen, wie letztmals 2017, werde sie den Lauf aber nicht mehr. «Ich werde nur noch langsamer.»
Auch sie absolvierte den Chäsitzer Louf schon als Kind. Seit einigen Jahren lebt sie nun mit ihrer Familie in Kehrsatz. Sie ist im Dorfturnverein aktiv und betreut da – gemeinsam mit anderen Leitern – die Kinder-Leichtathletik-Gruppe. «Seit sie dabei ist, hat sie einen regelrechten Boom ausgelöst. Es sind viel mehr Kinder im Turnverein», sagt René Walker. Weyermann selbst sieht sich lediglich als eine von vielen: «Alle Leiter machen einen super Job im Turnverein.»
Auf Weyermanns Konto geht eine der grösseren Neuerungen am Chäsitzer Louf. Seit drei Jahren wird unter den Kehrsatzer Schülern und Schülerinnen freitagabends auf dem Areal der Schule Selhofen der «Sprint-Champion» gekürt. Und zwar genau eine oder einer. Alterskategorien gibt es nicht, ältere Kinder starten mit einem Handicap und rennen längere Strecken. Die letzten beiden Jahre schafften es Primarschüler zuoberst auf das Podest.
Am Freitag die «Promis»
Schon länger gibt es am Freitag zudem ein «Promi»-Unihockeyturnier. Hier stellt etwa die Gemeindeverwaltung eine Mannschaft, die Feuerwehr, die Lehrpersonen der Schule Kehrsatz oder die Sponsoren und Sponsorinnen des Laufs.
Am Samstag ist dann der Hauptlauf über die kurze (4,2 Kilometer) und die reguläre Distanz (12 Kilometer). Das Sportprogramm ist an der Jubiläumsausgabe gleich wie immer. Allerdings subventioniert die Einwohnergemeinde heuer die einheimischen Läufer und Läuferinnen mit je 10 Franken, für die Kehrsatzer Kinder wird die Teilnahme damit kostenfrei. Zusätzlich bekommen alle Teilnehmenden ein Badetuch als Geschenk und die Kinder eine Medaille.
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