Anzeige
Die Schweiz im Cricket-Aufschwung
Ali Nayyer, Teil des schweizerischen Cricket-Nationalteams und früherer Captain, bringt seine Leidenschaft für Cricket aus Pakistan in die Schweiz, wo er auf der internationalen Bühne für Erfolge kämpft.
Was für uns Fussball und für die Amerikaner Football ist, ist Cricket für Pakistan. In seinem Herkunftsland sei es «fast wie eine Religion», sagt der Berner Ali Nayyer sogar. Nayyer ist Teil des schweizerischen Cricket-Nationalteams, bis vor zwei Monaten war er sogar dessen Captain. Er hofft, mit der Schweiz an der kommenden Weltmeisterschaft vom 5. bis 6. Juli in Deutschland eine gute Rangierung zu erreichen.
Klar ist, Nayyer ist eine Verstärkung für sein Team. An der letztjährigen Weltmeisterschaft in Finnland stellte er gar einen Weltrekord auf (siehe Kasten). Unter seiner Führung gewann das Nationalteam vier von fünf Turnieren und stieg von Platz 75 der Cricket-Weltrangliste auf Platz 45 auf.
Nayyers Teamkollegen in der Schweizer Nationalmannschaft stammen wie er aus Ländern, in denen Cricket deutlich populärer ist als in der Schweiz. «Sie stammen aus der Karibik, Indien, Sri Lanka oder Pakistan», sagt Nayyer.
Doch wie ist er überhaupt zum Cricket gekommen? Es ist eine Frage, die Nayyer zum Lachen bringt. «Alle spielen einmal Cricket in Pakistan, das gehört dazu.» Mit vier Jahren hält Nayyer seinen ersten Schläger in der Hand. Wie in der Schweiz auf Sportplätzen und in den Strassen Fussball gespielt werde, werde in Pakistan Cricket
gespielt.
Allerdings, auch in Pakistan stach er durch sein Talent und seine harte Arbeit bereits heraus. So erhielt Nayyer ein Stipendium für ein College in Pakistan, um seine Cricket-Karriere weiterzuverfolgen. Er bringt es schliesslich in die U19-Nationalmannschaft Pakistans.
Der Liebe nach in die Schweiz
Doch dann kam ihm das Leben dazwischen: 2011, Nayyer war damals 19 Jahre alt, folgte er seinem Herzen und kam der Liebe wegen in die Schweiz. Nun musste Nayyer Fuss fassen, eine Sprache erlernen und sich an eine neue Umgebung gewöhnen. Cricket verlor dadurch an Priorität in seinem Leben. «Als ich in die Schweiz kam, hatte ich eigentlich mit Cricket abgeschlossen», sagt Nayyer. Auch weil das Niveau weit unter jenem war, das er in Pakistan kannte.
Aus reinem Zufall fand Nayyer zurück zum Sport. Ausgerechnet in Olten am Bahnhof erspähte Nayyer ein Cricket-Kit-Bag. Der Besitzer der Ausrüstung war gerade mit hohem Tempo auf dem Weg zum Zug. «Zuerst dachte ich: ‹Das kann nicht sein›», erinnert sich Nayyer. Er rannte ihm hinterher und fragte ihn, wo er Cricket spiele. Der Spieler antwortete mit «Olten Power CC» und warnte ihn zugleich: «Wir sind mega gut.»
Doch mega gut ist Nayyer eben auch. Nach einem Probetraining folgte der Vereinseintritt. Zwei Monate später spielte er bereits für die Nationalmannschaft.
Aus der Pause zum Weltrekord
Von 2012 bis 2020 war Nayyer Captain von Olten Power CC. Doch dann war «die Luft raus», wie er sagt. «Ich war gerade in meiner Lehre und hatte mein Cricket bereits gespielt.» Drei Jahre lang dauerte seine Pause, dann fand er zurück zum Sport. Seine ehemaligen Teamkollegen baten um seine Hilfe. Nayyer gab nach. Heute spielt er bei Power Winterthur CC.
Mit Nayyers Unterstützung konnte das Nationalteam bei den letzten Weltmeisterschaften in Finnland einige Erfolge verbuchen. So gewann die Schweiz etwa gegen das besser rangierte England. Bei den kommenden Weltmeisterschaften müssen sie nun etwa gegen die starken Gegner Belgien und Jersey antreten. Doch Nayyer ist optimistisch, dass dem Team erneute Überraschungserfolge gelingen werden. «Ich denke, wir sind gut dran», sagt Nayyer.
Nayyers Weltrekord:
Nayyer erzielte seinen Weltrekord an der vergangenen Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Der Rekord wurde im Spiel gegen Frankreich verzeichnet. Und zwar erreichte er auf neunter Position mit 16 Balls 48 Punkte – so viel hat auf dieser Position noch nie ein Spieler mit einem Schlag erzielt. Allerdings hat das auch damit zu tun, dass die besten Schläger (Batter) gewöhnlich früh aufgestellt werden, sodass auf den letzten Positionen eher schwächere Spieler antreten. Auch Nayyer spielt – wenn nicht gerade Unstimmigkeiten mit dem Coach dazwischenkommen – normalerweise auf tieferer Position.
Von Olympia zur Team-Mamá
Pfeil, Bogen und Gummihirsch
«Die Vorfreude ist riesig»
Anzeige