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«Die Vorfreude ist riesig»

Am Mittelländischen Schwingfest in Riggisberg werden alle einen jagen: Fabian Staudenmann aus Guggisberg, den Berner Dominator der vergangenen Saison. Auf die Jagd begibt sich auch der Schwingklub Worblental, allen voran Adrian Walther, dem sein Trainer Willy Graber vieles zutraut.

| Anina Bundi | Sport
Aktive und Jungschwinger des Schwingklubs Worblental. Aktive (hinten v.l.): Flurin Eymann, Technischer Leiter Willy Graber, Jarne Fankhauser, Enea Pirkheim, Lukas Zaugg, Elias Pirkheim, David Isch, Lukas Dällenbach, Matthias Steffen, Simon Salzmann, Dario Schafroth und Reto Walther. Es fehlt Adrian Walther. Vorne die Jungschwinger mit Bänz Graber (ganz links) und dem Technischen Leiter Jungschwinger Stefan Liechti (ganz rechts). Foto: Anthony Brodscholl
Aktive und Jungschwinger des Schwingklubs Worblental. Aktive (hinten v.l.): Flurin Eymann, Technischer Leiter Willy Graber, Jarne Fankhauser, Enea Pirkheim, Lukas Zaugg, Elias Pirkheim, David Isch, Lukas Dällenbach, Matthias Steffen, Simon Salzmann, Dario Schafroth und Reto Walther. Es fehlt Adrian Walther. Vorne die Jungschwinger mit Bänz Graber (ganz links) und dem Technischen Leiter Jungschwinger Stefan Liechti (ganz rechts). Foto: Anthony Brodscholl

Am kommenden Sonntag nimmt eine Leidensgeschichte ihr Ende. Zweimal schon hatte das Riggisberger OK das Mittelländische Schwingfest geplant, zweimal musste es wegen der Covid-Pandemie abgesagt werden. Dass es nun im dritten Anlauf endlich klappt, freut Hans Jörg Rüegsegger, den vielleicht am längsten amtierenden OK-Präsidenten eines Mittelländischen Schwingfestes, deshalb ganz besonders.

«Die Vorfreude ist riesig», sagt er. «Wir mussten 2020 aufgeben, als wir mitten in der Detailplanung waren.» 2021 organisierte das OK mehrere Jungschwingertage, ohne Publikum und unter Einhaltung eines strengen Schutzkonzepts – die Aktiven durften da noch nicht wieder schwingen. Danach entschied man sich für eine Pause und bewarb sich für das Mittelländische 2024. Durch die Pause kam es zu Wechseln und einer Verjüngung im OK, was, so Rüegsegger, unter dem Strich gutgetan habe.

Nun sind die Vorbereitungen auf Kurs. Die Tribünen und Festhütten stehen, das Sägemehl ist aufgeschichtet und gewalzt, die Parkplätze ausgesteckt. Auch was die Finanzen angeht, ist man zuversichtlich. Die 5500 Sitzplätze waren im Nu ausverkauft, für die rund 500 Stehplätze werden die Schwingerfreunde am Sonntag ab sechs Uhr an der Tageskasse Schlange stehen – jetzt fehlt nur noch gutes Wetter, das die Leute durstig macht und motiviert, auch die Abende auf dem Festplatz zu verbringen. 

Wer besiegt Staudenmann?

Mit siebzehn angemeldeten Berner Eidgenossen verspricht es ein spannendes erstes Berner Kranzfest zu werden. Sechzehn von ihnen werden am Samstagabend vor dem Einschlafen wohl an denselben Mann denken: Fabian Staudenmann vom Schwingklub Schwarzenburg. Staudenmann gewann im letzten Jahr sieben Kranzfeste und wird damit der Gejagte sein. Dass er auch heuer in Form ist, zeigte er an vier Regionalfesten, die er zur Vorbereitung auf die Kranzfestsaison bestritt - und die er alle gewann.

Wer kann ihm gefährlich werden? Für den OK-Präsidenten ist klar, wem er die Daumen drückt. 300 Meter vom Schwingplatz entfernt wohnt der Eidgenosse Severin Schwander. «Ein Sieg wäre natürlich grossartig.» Realistisch betrachtet, müsse man aber wohl doch mit Staudenmann rechnen. «Wenn Fäbu so schwingt, wie man ihn kennt, ist es schwierig, ihm gefährlich zu werden. Aber wer weiss. Matthias Aeschbacher etwa hat nach den vergangenen Niederlagen gegen ihn sicher auch dazugelernt.»

Der Jagd auf Staudenmann anschliessen wird sich auch der Schwingklub Worblental. Zehn Aktive sind am Start. Willi Graber, der das Mittelländische Schwingfest selber zweimal gewonnen hat, bevor er 2021 die Zwilchhose an den Nagel hängte, ist Technischer Leiter der Aktiven und schickt seine Mannen zuversichtlich nach Riggisberg. 

Mit Adrian Walther trainiert er einen der Berner, die Staudenmann das Wasser reichen können. Walther gewann 2022 am Bernisch Kantonalen und auf dem Brünig. Er war seinem Mittelländer Trainingskollegen und Konkurrenten im letzten Jahr nah auf den Fersen, verbuchte am Berner Jurassischen den Festsieg, schaffte es unter anderem am Unspunnenfest in den Schlussgang und platzierte sich die ganze Saison über nie schlechter als auf dem 3. Rang.

«Ich traue ihm viel zu, wenn er in Form ist, kann er Staudenmann besiegen», sagt Graber. Auch Adrians Bruder Reto Walther, der nach einer längeren Verletzungspause diese Saison wieder dabei ist, sei gut beieinander, mit Dario Schafroth aus Schönbühl steht ein weiterer Worblentaler Kranzer am Start.

«Die Erfolge kommen, wenn die Freude stimmt»

Unter Willy Graber trainiert auch Elias Pirkheim. Pirkheim sorgte für Aufsehen, als er im letzten Sommer auf dem Stoos in einem spektakulären Gang den doppelt so schweren Innerschweizer Sven Schurtenberger bodigte und so seinen ersten Bergkranz gewann. Zu ihm sagt Graber: «Ja, er ist parat. Gegen Staudenmann könnte er vielleicht nicht gewinnen, aber stellen liegt drin, wenn es gut läuft.»

Zwei Worblentaler Schwinger werden in Riggisberg ihr erstes, und für diese Saison auch einziges, Kranzfest bestreiten, weil sie dieses Jahr den 16. Geburtstag feiern: Ettore Catella und Adrian Ritz. Die beiden brauchen laut Graber noch Zeit und Erfahrung, um vorne mitschwingen zu können. «Aber es sind drahtige, ungäbige Schwinger, gegen die es nicht einfach ist, zu gewinnen.» Nicht teilnehmen kann der dritte 2008er-Schwinger Jarne Fankhauser– er wird am Wochenende konfirmiert. Auch nicht am Start ist Simon Salzman, der wegen einem Kreuzbandriss ein Jahr pausieren muss.

Am Nachwuchsschwingertag vom Samstag messen sich in Riggisberg Jungschwinger der Jahrgänge 2008 bis 2016. Hier wird der Schwingklub Worblental mit vierzehn Athleten antreten. Trainiert werden sie von Stefan Liechti. «Wir sind ein Team und schauen füreinander», sagt er auf die Frage nach seinen stärksten Buben. «Die Erfolge kommen von alleine, wenn die Freude stimmt.» Einige haben dieses Jahr schon mehrere Zweige gewonnen, darunter Patrick Salzmann und Jan Graber, Willy Grabers Neffe. «Das sind die beiden mit guten Chancen auf einen Zweig.»

Das Heimkranzfest ist für die Schwinger immer etwas Besonderes. Man wünscht sich einen Sieger aus den eigenen Reihen, also aus dem Mittelländischen Schwingerverband. Grosse Teile des Publikums hat man auf seiner Seite. «Gerade wenn es in der Nähe stattfindet, kommen Leute teils extra wegen Dir zuschauen», so Graber. «Das ist schön, gibt aber auch einen anderen Druck als wenn es weiter weg ist.» Schon in zwei Jahren werden die Worblentaler Schwinger das Mittelländische im Nachbardorf Stettlen, also quasi vor der eigenen Tür, haben und es auch selber mitorganisieren. Präsidiert wird das OK vom langjährigen Stettler Gemeindepräsidenten und Nationalrat Lorenz Hess, Willy Graber steht ihm als Vize zur Seite.


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