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Moderner Fünfkampf: Leben zwischen Sport und Studium
Die junge Nidwaldnerin Anna Jurt lebt für den modernen Fünfkampf. In Bern trainiert sie für ihren grossen Traum: Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen.
Planen, koordinieren und dem persönlichen Anspruch gerecht werden, sich stetig zu verbessern – Alltag für die 22-jährige Fünfkämpferin Anna Jurt. Der Sport verlangt der Athletin viel ab. Die Disziplinen Fechten, Schwimmen, Reiten und eine Kombination aus Schiessen und Laufen gilt es zu beherrschen, und dies auf einem hohen Niveau.
In Bern hat Anna Jurt optimale Trainingsbedingungen, deshalb zog die Nidwaldnerin vor einigen Jahren in die Hauptstadt. Hier findet sie die unterschiedlichen Sportarten und die dafür nötigen Infrastrukturen nahe beieinander. Im Länggassquartier kann Jurt schwimmen, fechten und schiessen. Die Schwimmhalle und die Schiessanlage im Neufeld sowie die Infrastruktur des Fechtclubs Bern sind ideal für ihre Trainings. Fürs Reiten geht Jurt ins Nationale Pferdezentrum, kurz NPZ, im Wankdorf. Die Disziplin Reiten ist allerdings nicht mehr lange Teil des modernen Fünfkampfs. Sie wird ersetzt durch einen Hindernisparcours, den man ohne Pferd bestreiten wird. Das Lauftraining kann Jurt eigenständig gestalten. Am liebsten läuft sie ihre Runden im Bremgartenwald.
Mental gefordert im Sport und an der Uni
Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit werden täglich trainiert. Jurt hält sich an einen Wochenplan, den sie gemeinsam mit ihrem Coach ausarbeitet. Dabei kommt es auch immer auf ihre Tagesform an. Es mache keinen Sinn, ein Training zu absolvieren, wenn man nicht fit sei, meint Jurt. Dann lasse sie lieber eine Einheit aus und gönne sich genug Erholung.
Neben ihrer sportlichen Tätigkeit studiert Jurt in Teilzeit Soziologie und Ethnologie an der Universität Luzern. Das Studium gebe ihr einen guten Ausgleich zum Sport. Da könne sie sich hinsetzen, alleine und nur mit dem Kopf arbeiten. Das tue ihr gut, meint sie schmunzelnd, obwohl sie auch im Fünfkampf mental extrem gefordert sei. Die unterschiedlichen Sportarten verlangen ein hohes Mass an Konzentration, vor allem im Fechten und im Schiessen. Im Fechten geht es nur auf einen Treffer. Der ganze Wettkampf dauert circa zwei Stunden, da alle Teilnehmenden einmal gegeneinander fechten. «Wenn man beispielsweise die ersten fünf Begegnungen verliert, können immer noch viele Punkte geholt werden. Da muss man mental einfach stark bleiben und weiter an sich und seine Fähigkeiten glauben», erklärt Jurt.
Ähnlich verhält es sich beim Laser Run. Die beiden Disziplinen Laufen und Schiessen mit einer Laserpistole werden kombiniert. Im modernen Fünfkampf ist der Laser Run die letzte Disziplin. Je nach Punktestand dürfen die Athleten und Athletinnen früher oder später ins Rennen starten. Insgesamt ist es ein drei Kilometer langer Lauf, der durch vier Schiess-Serien unterbrochen wird. Alle 600 Meter müssen die Athleten und Athletinnen ein ruhiges Händchen beweisen und in maximal 50 Sekunden fünfmal treffen, bevor sie den Lauf fortsetzen dürfen. «Bis zum letzten Schiessen kannst du nicht wissen, welchen Rang du erreichen wirst», sagt Jurt. «Das macht den Sport so unglaublich spannend und reizvoll. Bis zum Schluss musst du dich pushen, weil du nicht weisst, wie es deinen Gegnern und Gegnerinnen ergeht.»
Grosse Ziele, vorerst für Europa
Jurt findet es schade, ist der moderne Fünfkampf in der Schweiz nicht populärer. Der Sport hat ihrer Meinung nach viel zu bieten. Als Kind konnte sie sich nicht richtig entscheiden, welchen Sport sie am liebsten ausüben möchte. Deshalb sei der Fünfkampf genau das Richtige für sie. Wie bei vielen Randsportarten ist es schwierig, Sponsoren und Unterstützerinnen zu finden. Die Fünfkämpferin sieht sich in einer privilegierten Position: Die Schweizer Sporthilfe, der Kanton Obwalden und private Stiftungen seien äusserst grosszügig, erzählt Jurt. Durch die Gelder kann sie die anfallenden Kosten decken, dafür ist sie dankbar.
Den Fünfkampf möchte Anna Jurt noch so lange ausüben, wie es ihr Körper und ihr Kopf zulassen. Ihr grosser Traum sind die Olympischen Spiele. Für diesen Sommer in Paris hat sie die Qualifikation allerdings knapp verpasst. Diese Niederlage war bitter. «Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht nur über meinen Sport definiere. Zum Glück hilft mir mein Umfeld, zu erkennen, dass die Anna auch ohne Fünfkampf ein erfolgreicher Mensch ist», sagt Jurt und lächelt. Nun freut sie sich auf die anstehenden Europameisterschaften Anfang Juli. Da möchte sie zuschlagen und gute Resultate liefern.
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