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Nach dem Sieg lag Staudenmann flach
Am Bernisch-Kantonalen Schwingfest vom Sonntag triumphierte Titelverteidiger Fabian Staudenmann. Am Mittag lag ein Könizer ganz vorne. Und beim Abschied von Schwingerkönig Kilian Wenger gab es trotz Bruthitze gratis Hühnerhaut für alle.
Es war ein ungewohntes Bild: Nach dem gewonnenen Schlussgang gegen den Nordostschweizer Gast Samuel Giger legte sich Fabian Staudenmann ins Sägemehl und bewegte sich nicht mehr. Seinen Kollegen, die ihn besorgt anstupsten, gab er rasch Entwarnung: alles gut. Dass sich der für gewöhnlich sehr kontrollierte und immer topfit wirkende Guggisberger Seriensieger diesen schwachen Moment erlaubte, zeigt aber, dass er wirklich, richtig erschöpft war.
Sieg in allerletzter Sekunde
Staudenmann und Giger hatten schon im ersten Gang zusammengegriffen. Dieser erste Kampf ging unentschieden aus, oder gestellt, wie es beim Schwingen heisst. Nachdem sie ihre weiteren Gänge alle gewannen, trafen sie im Schlussgang erneut aufeinander. Da beide einen Sieg brauchten, ansonsten hätte der Emmentaler Matthias Aeschbacher den Festsieg geerbt, kämpften sie intensiv, wenn auch gegen Ende des Gangs die Momente, in denen sie einfach nur dastanden und sich hielten, etwas länger wurden. Der Sieg und damit die Titelverteidigung gelang Staudenmann in der allerletzten Sekunde. Aeschbacher, mit dem er den Festsieg letztes Jahr teilte, wurde mit einem halben Punkt Abstand Zweiter.
Worblentaler holt auf
Einen durchzogenen, aber letztlich guten Tag hatte Adrian Walther vom Schwingklub Worblental, der zurzeit Böseste aus dem Verteilgebiet dieser Zeitung. Zwei Gestellte am Vormittag, unter anderem gegen Aeschbacher, brachten ihn früh um seine Chancen auf den Schlussgang. Mit drei Siegen nach dem Mittag holte er aber auf, was es aufzuholen gab, und erreichte den vierten Rang, den er sich mit Giger und Florian Gnägi teilte. Dritter wurde der Bündner Armon Orlik.
Kurze Zeit ganz vorne
Wenn die Spitzenschwinger in den ersten Gängen stellen oder verlieren, führt das manchmal dazu, dass zwischenzeitlich Schwinger die Rangliste anführen, bei denen ein Festsieg eher unwahrscheinlich ist. In Burgdorf lag am Mittag ein Könizer ganz vorne. Lorenz Berger aus Niederscherli hatte als Einziger drei Siege auf dem Notenblatt, unter anderem hatte er den Eidgenossen Dominik Gasser ins Sägemehl gebettet. Seine Führung bestätigen konnte er am Nachmittag allerdings nicht. Niederlagen gegen Philipp Roth und Florian Gnägi, ebenfalls Berner Eidgenossen, banden ihn zurück, mit einem weiteren Sieg im fünften Gang gegen Dominic Annen reichte es aber doch noch für Rang 8b und damit für einen Kranz.
Abschied mit Emotionen
Für Emotionen sorgte der Abschied von Kilian Wenger, Schwingerkönig 2010. Schon länger hatte er Rückenprobleme und verpasste an seinen letzten beiden Festen sogar den Kranz. Letzte Woche hatte er an einer Medienkonferenz den Rücktritt gegeben. Am Sonntagmittag wurde er feierlich verabschiedet. Nach einer etwas holprigen Rede des offensichtlich nervösen Königs drehte er mit zwei Ehrendamen eine Runde durch die ausverkaufte Arena und wurde mit minutenlangen stehenden Ovationen ein letztes Mal so richtig gefeiert.
Es war heiss
Nebst dem sportlichen Geschehen prägte auch die Sonne den Tag auf der Burgdorfer Schützenmatte. Auf den allesamt ungedeckten Tribünen dominierten Sonnenhüte und Fächer. Für die Festkasse dürfte die Sonne gut gewesen sein: Die Schlangen vor den Bierständen waren sehr, sehr lang.
Das Bernisch-Kantonale war das dritte Schwingfest innert zehn Tagen auf der Burgdorfer Schützenmatte. Das Oberaargauische am 1. August hatte ebenfalls Staudenmann gewonnen, das Emmentalische zwei Tage später der erst 19-jährige Michael Moser aus Arni.
«Ich bin sehr harmoniebedürftig»
Zweite Plätze als gutes Omen
«Die Vorfreude ist riesig»
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