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Die Genfer sitzen uns im Nacken

Die Region Bern steht wirtschaftlich gar nicht so schlecht da. Dank der Stadt Bern ist sie der drittstärkste Wirtschaftsraum der Schweiz – noch.

| Fabian Christl | Wirtschaft

Wenn Abenteurer zitiert werden und Sätze fallen wie «die Grösse der Schritte ist nicht zentral, wichtig ist, dass die Richtung stimmt» – dann weiss man, dass man sich an einem Wirtschaftsanlass befindet. 

So gehört – mal wieder – am vergangenen Donnerstag im noblen Hotel Schweizerhof. Geladen hatten der Bereich Wirtschaft der Regionalkonferenz Bern-Mittelland und die Stadt Bern. Programmpunkt: Präsentation eines Vergleichs des Wirtschaftsraums Bern (WRB) mit anderen Schweizer Wirtschaftsräumen, durchgeführt vom unabhängigen Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics.

Erwartet wurden also Zahlen. Und Zahlen wurden auch geliefert. 

Etwa, dass sich der WRB in puncto Wirtschaftsleistung mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von rund 125 000 Franken im Jahr 2023 unter den Top drei der sechs untersuchten Wirtschaftsräume «etabliert» hat. Abgeschlagen an der Spitze: Zürich (die Banken!) und Basel (die Pharma!). 

Oder, dass – Überraschung! – die rot-grüne Stadt Bern Wirtschaftsmotor des WRB ist. Zwei Drittel des Wachstums seit 2014 gehe auf die Bundesstadt zurück, hiess es. Konkret lag der durchschnittliche BIP-Zuwachs in der Stadt Bern mit 1,4 Prozent mehr als 55 Prozent über dem der Umlandgemeinden, die auf einen durchschnittlichen BIP-Zuwachs von 0,9 Prozent kommen. 

Und schliesslich: Wachstumstreiber im WRB war zuletzt die Pharma-­Industrie, deren Wertschöpfung zwischen 2019 und 2023 real um 11,8 Prozent gewachsen ist. Eher moderat, mit jeweils rund zwei bis drei Prozent, fiel das entsprechende Wachstum im Gesundheits- und Sozialwesen, im Finanzsektor sowie in den ICT- und der MedTech-Branche aus. Das restliche verarbeitende Gewerbe ohne die Pharma-­Industrie war leicht und der Grosshandel stark rückläufig.

Die Gründe

Doch wieso steht der WRB nicht besser da? Und warum nicht schlechter? Die Antwort auf beide Fragen lautet: wegen der Verwaltung. Sie sorgt in Krisenzeiten für Stabilität. Aber es handelt sich um eine «Branche», die nicht stark wachsen kann, «und vermutlich auch nicht stark wachsen sollte», wie BAK-Economics-Bereichsleiterin Andrea Wagner augenzwinkernd kommentierte – und damit dem Publikum ein zustimmendes Lächeln entlockte.

Die Aussichten

Die Aussichten sind entsprechend so mittel. Erwartet wird bis 2028 eine Entwicklung, die dem Schweizer Durchschnitt entspricht. Neben den Wirtschaftsräumen Basel und Zürich wird laut Prognose auch Genf stärker wachsen als der WRB – und uns schliesslich betreffend Wirtschaftsleistung pro Kopf überholen.

Allerdings, so wurde schon eingangs der Veranstaltung betont, sollte man sich nicht auf das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Genf versteifen. Wichtig sei, dass die Richtung stimme. 


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