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Nach einem Burnout will er anderen helfen, beruflich durchzustarten
Das Arbeitsintergrationsprogramm «durchstart» bietet nun auch in Bern jungen Erwachsenen Hilfe beim Einstieg ins Berufsleben.
Ein heller Raum erstreckt sich über die ganze Etage eines Blockes mitten in Zürich Altstetten. Die Begrüssung erfolgt durch einen grossen Berner Sennenhund, gefolgt von Oliver Moos, Gründer von «durchstart» und Gianmarco Marinello, Co-Geschäftsführer. Die beiden Herren wirken neugierig, als sie in im Sitzungszimmer Platz nehmen, sind gastfreundlich.
Oliver Moos war 30 Jahre alt, als er ein Burnout hatte und zur Erkenntnis gelangte, wie wichtig der Selbstfindungsprozess bei jungen Menschen
ist und welchen Einfluss er auf ihre Berufswahl hat. Im Januar 2018 gründete er zusammen mit einem Freund durchstart, ein Arbeitsintegrationsprogramm für junge Erwachsene. «Wir haben eine Nische geschaffen», sagt Marinello. In Zürich bewährt sich das Programm, trotz anderer Integrationsangebote. Eine Erweiterung soll keine Qualitätseinbusse geben, und so entscheidet sich das Team für einen weiteren Standort in Bern.
Neue Ansätze
Jungen Bernern soll eine neue Herangehensweise geboten werden, ihr Potenzial, ihre Ressourcen und mögliche Ausbildungsperspektiven zu erkennen. Oft stehe bei solchen Programmen die Simulation der Arbeit im Vordergrund, dies sei bei durchstart anders. Die Person mit all ihren Facetten steht im Zentrum, begonnen mit den Fragen, wer die Person ist und was ihr Spass macht. Erst später wird ihre Berufswahl erarbeitet mit dem Ziel, die gewählte Ausbildung erfolgreich abzuschliessen. «Es braucht neue Ansätze», sagt Marinello.
Durchstart will Neues ausprobieren können, um innovativ zu bleiben. Für Moos hat die Förderung der Selbstwirksamkeit einen hohen Stellenwert, da sie stark mit der Motivation, der Zielsetzung, Zielerreichung und psychischer Stabilität zusammenhängt und im Arbeitskontext mehr Leistung bringt. «Die Jungen werden dort abgeholt, wo sie sind», beschreibt Marinello und ergänzt, wer etwas gerne mache, sei motivierter und übernehme mehr Eigenverantwortung. Deshalb erarbeitet durchstart mit den Teilnehmenden immer ein Arbeitsziel und eine Vision, die in Einklang mit ihren Stärken und Talenten stehen.
Langfristige Lösung
Moos ist bewusst, dass es in Bern andere Anbieter von Arbeitsintegration gibt, jedoch die Herangehensweise der Programmstruktur besonders für die Jugendlichen eine neue Möglichkeit bietet und in der kantonalen Integrationslandschaft neu ist. Die Jugendlichen werden hauptsächlich von der IV und den Sozialdiensten an durchstart zugewiesen, die Kosten der Dienstleistung in Form einer Leistungsvereinbarung der SVA übernommen. Bei der IV werden verschiedene Programme wie Coachings, Aufbautraining oder Potenzialabklärung vorgeschlagen, wählen dürfen die Jugendlichen selbst. «Bringt durchstart neue innovative Ansätze mit, ist dies sicher zu begrüssen», sagt die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern. Das bestätigt auch Sibylle Siegwart, Leiterin Kommunikation der IV-Stelle Bern: «Angebote generell für junge Menschen sind immer willkommen.»
Moos erkennt den Bedarf neuer Fachkräfte, gleichzeitig nimmt er Jugendliche wahr, die zuerst aufgebaut werden müssen, bevor sie eine Ausbildung beginnen, um langfristig in der Arbeitswelt zu bestehen. «Wenn sie irgendeine Ausbildung machen, in der sie überfordert sind oder die nicht ihren Interessen entspricht, ist die Tendenz abzubrechen grösser», sagt Moos. Ist der erste Schritt der Selbsterkundung getan, werden die Jugendlichen auf die gewählte Ausbildung vorbereitet, indem sie sich eigenen Projekten widmen, lernen mit Misserfolgen umzugehen und an einer Sache dranzubleiben. Mit «lernen zu lernen» finden sie heraus, welcher Lerntyp sie sind, um den Stoff der Berufsschule effizienter aufzunehmen. Ziel ist es, dass sie selbstsicher, motiviert und ambitioniert in eine gewünschte Ausbildung starten, die sie idealerweise, erfolgreich und stolz abschliessen.
Ergänzung, keine Konkurrenz
Moos ist überzeugt, dass das die Herangehensweise des Programms die bisherigen Anbieter nicht konkurrenziert, sondern ergänzt. Geplant ist ausserdem eine grosse Veranstaltung in Bern, im Herbst, bei welcher sich Fachpersonen aus dem Bildungs- und Sozialwesen, Arbeitgeber und die Jugendlichen selbst untereinander austauschen können. Das Ziel ist, neue Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zu entdecken und gemeinsam neue Lösungen für Herausforderungen bei der beruflichen Ausbildung zu entwickeln.