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Pianospiel in der vierten Dimension

Yes It’s Ananias Pianospiel rüttelt an den emotionalen Grundfesten. Der Musiker schafft mit seinen Auftritten eine performative Erfahrung ganz im Sinne der Fluxus-Bewegung.

| Bettina Gugger | Kultur
Streichenberg
Yes It's Ananias hat sich ästhetisch ganz den 60er-Jahren verschrieben. Foto: T. Woodtli

In «After Danger (Take off Intro)» klingt Eric Saties «Gnossienne Nr. 1» an. Man wähnt sich in einer anderen Zeit. Und mit jedem Ton sinkt man, als geriete man in einen Sog, tiefer in diesen Pianoklang, den Nicolas S. Streichenberg aka Yes It’s Ananias aus seelischen Urtiefen zu bergen scheint, um die Zuhörerschaft an ihre Wunden zu erinnern.
Es soll vorkommen, dass Zuhörerinnen sein Konzert verlassen, weil sie diese Musik so sehr aufwühlt. «Psychoautomatische Improvisation» nennt Streichenberg sein Spiel. Mit seiner Performance will der Musiker seinem Publikum «einen Pinsel in die Hand drücken, damit sie etwas aus ihrem ­Leben machen».
Der aktuellen Improvisation liegt sein Album «Yes It’s Ananias IV – Turbulences After The Crash Landing Into The Fourth Dimension» zu Grunde, das 2022 in Mexico entstand, dem Land, wo dem Träumen noch eine grosse Bedeutung zukomme.
Gerade erst ist er von einer Mexico-Tournee zurück, die ihn tief bewegt hat. «In Mexico haftet der Kunst etwas Heiliges an», so Streichenberg. Salvador Dalí sei nicht mehr nach Mexico gereist, da das Land so surreal sei, dass er jegliche Ambitionen verloren habe, sich künstlerisch zu betätigen.
Über 30 LPs hat Streichenberg bereits veröffentlicht, die meisten davon enstanden bei Live-Auftritten. Schweizer Konzerte ermöglichen ihm Auslandtouren wie im Sommer nach Skandinavien, Erfahrungen, die er wiederum zum Klingen bringen wird.
Videos auf Yes It’s Ananias’ Webseite geben Einblick in die Arbeit und die (Fantasie-) Welten des Künstlers, der sich ästhetisch ganz den 60er-Jahren verschrieben hat; mit Hut, Schlaghose und Jacket pflegt er seinen Neo-Fluxus, den fliessenden Übergang von Kunst und Leben, der einfach mitreisst.


Ono, Bern, 5. Mai, 20.00 Uhr.
yesitsananias.com


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